Diskriminierenden Wortgebrauch anprangern

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Steckling
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Diskriminierenden Wortgebrauch anprangern

Beitrag von Steckling »

"Kiffer", "Drogensüchtiger", "Junkie"... aber gendern bis zur Unerträglichkeit.

Liebe Leserschaft, ich bin es leid.
Gerade wieder lief die News -alle Jahre wieder- dass die Grenzwertkommission anrät den Grenzwert zur Fahrtüchtigkeit auf 3ng anzuheben. Seit 2015 wird das beharrlich ignoriert. Doch habe ich mich nun auf diversen Plattformen nach aktuellen Meinungen umgesehen, und es macht mich wütend: ständig wird von "Kiffern" die kiffen, die bekifft sind, das Kiffen und das bekiffte Autofahren artikuliert. Von den Kommentarspalten erwartet man gewiss nichts anderes, doch beim Verfassen von öffentlichen Artikeln mit dem eigenen Anspruch auf journalistische Neutralität, ist es nicht akzeptabel diesen beleidigenden und diskriminierenden Wortgebrauch in die Welt hinaus zu kotzen.

Noch weniger ist es akzeptabel wenn öffentlich im Bundestag dieser diskriminierende Begriff gebraucht wird, es ist auch nicht zielführend, außer um seine Ablehnung einer ganzen Gesellschaftsgruppe zu kommunizieren. Fürsprecher der Legalisierungsdebatte sollten bitte dringlichst diesen Begriff aus ihrem Wortschatz streichen.

Wenn wir uns untereinander so nennen, dann ist das eine Sache. Aber im öffentlichen, rechtlichen, politischen Sprachgebrauch hat sowas nichts zu suchen. Es ist genauso als wenn man Homosexuelle öffentlich als "Schwuchteln" betitelt, oder Farbige mit dem N-Wort niedermacht. Nicht weniger beleidigend, und ebenso poltisch relevant.

Ich verlange dass man Cannabiskonsumenten als solche nennt. Der Konsum psychoaktiver Substanzen, Menschen beim Cannabiskonsum, beim Fahren unter Cannabis Einfluss,... es gibt genügend sachliche und nicht-wertende Formulierungen. Von mir aus mit Gender-*. "Kiffer" ist eine Beleidigung, eine Stigmatisierung, und eine Begrenzung einer Person auf eine einzelne Handlung.

Ich mache mir regelmäßig den zweifelhaften "Spaß" Artikel und Dokus mit Cannabisbezug auf Alkoholkonsum und -Konsumenten zu übersetzen. Anders ist es auch kaum zu ertragen. Hier ein kleines Beispiel das mich grad echt getriggert hat: das Original (von drugcom.de)
Vor dem Autofahren an einem Joint zu ziehen, ist sicher keine gute Idee. Der Cannabiswirkstoff THC kann Studien zufolge die Fahrtüchtigkeit nachweislich beeinträchtigen. Doch nicht nur im akuten Rausch, auch im nüchternen Zustand liefern manche Kiffer schlechtere Fahrleistungen ab. Darauf verweisen die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie, die zur besseren Vergleichbarkeit und aus Sicherheitsgründen im Fahrsimulator durchgeführt wurde.

Staci Gruber und ihr Team haben die Fahrleistungen von 28 Cannabiskonsumierenden und 16 abstinenten Personen miteinander verglichen. Die Teilnehmenden waren im Schnitt etwa 23 Jahre alt. Die Personen aus der Cannabisgruppe kifften an mindestens fünf Tagen in der Woche. Zu Versuchsbeginn mussten sie jedoch nüchtern erscheinen. Alle Beteiligten absolvierten eine etwa 10-minütige Testfahrt im Fahrsimulator.

Dabei zeigte sich, dass die Personen aus der Cannabisgruppe deutlich mehr Fahrfehler verursachten als abstinente Vergleichspersonen. So haben die Kiffer häufiger das zulässige Tempolimit überschritten, mehr Fußgänger angefahren, mehr rote Ampeln ignoriert, mehr Stoppschilder übersehen und konnten öfter die Spur nicht halten.
Auch wenn die Aussagen weitgehend logisch plausibel sind, so findet hier eine Abwertung, Stigmatisierung und Beleidigung statt.Wer diese Formulierungen für harmlos hält, hier meine "Übersetzug", und dabei nicht übersehen dass es sich um einen wochenlang zurückliegenden Konsum handelt:
Vor dem Autofahren zur Flasche zu greifen, ist sicher keine gute Idee. []Doch nicht nur im akuten Rausch, auch im nüchternen Zustand liefern manche Säufer schlechtere Fahrleistungen ab. []

[]Die Personen aus der Alkoholgruppe soffen an mindestens fünf Tagen in der Woche. Zu Versuchsbeginn mussten sie jedoch nüchtern erscheinen.

Dabei zeigte sich, dass die Personen aus derAlkoholgruppe deutlich mehr Fahrfehler verursachten als abstinente Vergleichspersonen. So haben die Säufer häufiger das zulässige Tempolimit überschritten, mehr Fußgänger angefahren, mehr rote Ampeln ignoriert, mehr Stoppschilder übersehen und konnten öfter die Spur nicht halten.
Auch in allen Formaten quer durch die Medienlandschaft, von BILD bis Tagesschau, macht es mitunter richtig "Spaß" einfach mal die Worte auszutauschen. So würde sich bestimmt niemand "Säufer" nennen lassen, nur weil er vor 6 Wochen ein Bier und nen Kurzen getrunken hat, und nun seinen Lappen abgeben soll.
In meinem Umfeld ist das bereits in die Köpfe vorgedrungen. Leider nicht in die Bildungsinstitutionen der öffentlichen Meinung. Ich beginne nun systematisch penetrant und bei jeder Gelegenheit diesen Mißstand anzuklagen.
Den Gedanken formulierte auch schon Dr. Grothenhermen bereits für eine frühere Ausgabe der grow.

Für Aussenstehende bin ich gefälligst nochmal kein "Kiffer" oder "Drogensüchtiger", sondern ein Mensch der unter Anderem eine Vorliebe für Cannabis hat. Und lieber einen Joint raucht, als sich zu besaufen, und auch noch ganz andere Dinge im Leben tut als zu "kiffen".
Auto fahre ich übrigends nicht, hab ÖPNV vor der Tür.
Und ich erhebe keinen journalistischen Anspruch auf mein Geschreibsel ;)
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Freno
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Re: diskriminierenden Wortgebrauch anprangern

Beitrag von Freno »

Ich denke ich glaube ich meine ich finde für mich als legaler Kiffer mit Kifferschein ist es voll die rassistische Diskriminierung, wenn Kiffer die, die wo gerne einen süppeln, als "Säufer" verglimpfen ! Die sollen sich lieber mal an die eigene Nase fassen - wenn se se noch finden !
pepre
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Re: Diskriminierenden Wortgebrauch anprangern

Beitrag von pepre »

Steckling hat geschrieben: Do 18. Aug 2022, 19:08 "Kiffer", "Drogensüchtiger", "Junkie"
Hm... hm... 🤔

Erstmal mein Sprachverständnis zum Vergleich:
  • Säufer = jemand, der alkoholabhängig und dessen Sozialisation bedroht/verloren ist.
  • Kiffer = jemand, der Hanf konsumiert.
Unbestritten bleibt, dass in der seriösen Presse dieser Slang-Ausdruck nichts verloren hat. Da sollte man sich einer feineren Wortwahl¹ bedienen. Auch wenn das eine Kunst ist, die langsam schwindet. Und natürlich ist es ein Unding "Drogenabhängige" als Synonym für "Kiffer" zu verwenden. Bei "Junkie" desgleichen². Die Boulevardblätter tun es trotzdem, und wahrscheinlich mit Absicht und nicht aus Dummheit.

Ich denke, diese Kiff-Wortwahl ist Intentions-getrieben: Gegner der Legalisierung assozieren mit den Wortstamm "Kiff" etwas Negatives. Da Alles mit illegalen Drogen sowieso seit Jahrzehnten in einen Topf geworfen wurde und per se "böse" ist, wird "Kiff" auch in diesem negativen Kontext verwendet. Eigentlich ist das ein Henne/Ei-Problem, aber der fortwährende Usus verschob es für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ins Negative.

Von daher gebe ich Steckling recht, dass "Kiff" vermieden werden sollte. Aber: die Gegner der Legalisierung geben so ein schönes verbales Schwert nicht aus der Hand. Sie müssen Hanf ja nicht mal in düsteren Bildern verteufeln: die bloße Verwendung von "Kiff" reicht aus, um einen negativen Eindruck bei der Leserschaft zu erzeugen. Wurde halt gut konditioniert.
Fürsprecher der Legalisierungsdebatte sollten bitte dringlichst diesen Begriff aus ihrem Wortschatz streichen.
Korrekt. Sie wissen vielleicht nicht mal, dass die Verwendung bei den Gegnern negativ konnotiert ist. Man sollte sie tunlichst darauf hinweisen.

---
¹ Und es kommt doch auf die Größe an! Die Größe des Wortschatzes! ;)
² Bei gewissen Bevölkerungteilen ist "Haschisch spritzen und Stromgitarre spielen" immer noch als Feindbild fest in den Köpfen verankert.
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Steckling
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Re: Diskriminierenden Wortgebrauch anprangern

Beitrag von Steckling »

pepre hat geschrieben: Fr 19. Aug 2022, 11:21 ¹ Und es kommt doch auf die Größe an! Die Größe des Wortschatzes! ;)
Ja, denn die Grenzen meiner Sprache sind stets die Grenzen meiner Welt.

Wenn unsere Fürsprecher von Grün und Links im Bundestag flammende Reden halten, und für die Gleichberechtigung von "Kiffern" reden... dann geht mir die Galle.
Für mich klingt das jedesmal so wie: "Frauen sollten wählen dürfen, das wäre nett, denn die sind ja irgendwie auch Menschen - sozusagen"
Inhaltlich mag die Rede ja logisch wie rhetorisch plausibel sein.
Aber so wird die Mauer vom ideologischen Zerrbild hin zur Wirklichkeit nicht durchbrochen, nicht überwunden, sondern nur weiter zementiert.

Wenn das nächste mal Expertenanhörung ist, dann möge unser lieber Georg doch mal darauf eingehen.
Zumindest im Nebengespräch beim Kaffee.

Die Grenzen meiner Sprache sind stets die Grenzen meiner Welt.
Vielleicht fehlt den Sprechern ja nur das Bewusstsein für ihren Sprachgebrauch, oder sie leiden an einem Mangel an alternativem Wortschatz. Ok, sie kommen ja nicht aus der Szene und haben keinerlei eigene Erfahrungen, das musss man schon berücksichtigen.

Aber da helfen wir gerne!
Suchen Sie doch bitte den Austausch.
Mr.Jo
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Re: Diskriminierenden Wortgebrauch anprangern

Beitrag von Mr.Jo »

Es ist wie Du sagst, eine Frechheit und diskriminierend!

Der Begriff "Kiffer" ist dermaßen negativ behaftet, dass sich gerade Fürsprecher der Legalisierung unbedingt andere, treffendere Namen für den/die Cannabisraucher*in/-konsument*innen aussuchen müssen! Bravo! Kiffen hat einen schlechten Ruf - Jahrzehnte der Angst, Falschinformationen (nicht nur Stoiber sprach da von 100en toten jugendlichen, die kiffen - ein völliges GELÜGE dieses alten Trttls (Blödgesoffen nehm ich an) - oder evtl. indoktriniert von irgendwelchen Drogenbossen, die auf keinen Fall eine Legalisierung anstreben - die Milliardengewinne durch den Cannabisverkauf brechen dann nämlich weg - Oder die Tabletten-Fuzzys :evil: (BAYER, HEXAL, ROCHE) würden auch viel - sehr viel - Geld verlieren, wenn Ihre Pillen wertlos geworden sind, da Cannabis (das so eine Hypervielfältige Pflanze) die Blutdrucksenker, Appetitanreger, Schmerzstiller und Beruhigungspillen überflüssig macht?!?!

Ich schweife ab. Was können wir also tun? anprangern ist gut.... nur wo? Und an wen gerichtet? Eine positive Diskussion über den Wortgebrauch "Kiffer" regt dann hoffentlich auch Nichtraucher an, darüber nachzudenken: Wir sind größtenteils ganz normale Menschen mit einer Abneigung zu Alkohol und dessen Folgen und da jeder das Recht auf Rausch hat (stimmt das so?), verbitte auch ich mir in Zukunft "Kiffer" zu sein! Ist ja mittlerweile auch medizinisch bewiesen, dass Cannabiskonsum nicht schlimmer als Alkoholkonsum - um einiges gesünder als hochprozentiges (Ich kenne viele Hanffreunde, die über 20 Jahre rauchen UND ich kenne (kannte) Leute, die 20 Jahre und kürzer (!) gesoffen haben aber bereits tot sind. Kein Zweifel, wem es körperlich, geistig und sozial "besser" geht (in vielen Fällen besser gehen würde, wäre THC/CBD erlaubt)!

Aber es hilft bisher alles nichts.... Das Cannabis wird verteufelt - Lobbypolitik - Industrie und Wirtschaft - nochmal: die Pillendreher werden alles tun um Cannabis weiterhin zu verbieten. schweife schon wieder ab :roll: sry^^

Wenn genügend Unterstützer deine Idee unterstützen, wie würdest Du denn vorgehen??
Freno
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Re: Diskriminierenden Wortgebrauch anprangern

Beitrag von Freno »

Diese Antidiskriminierungs-Typen haben m.E. schlicht eine antisoziale Persönlichkeitsstörung.
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FraFraFrankenstein
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Re: Diskriminierenden Wortgebrauch anprangern

Beitrag von FraFraFrankenstein »

Kiffen ist ja auch nicht gerade gesund. Bitte kein Tabak reintun. Kauft euch einen ordentlichen Vapo und tut da die lieben Kräuter rein.

C-Dampfer
FraFra
Rauch gehört nicht in die Lunge. Rauchen ist die schlechteste Art Cannabis zu konsumieren. Vapen ist da wesentlich besser geeignet. Maximal 200°C
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