Liebe Freundinnen und Freunde,
Wegen Wartungsarbeiten wird das Forum am 25.4.24 zeitweise nicht erreichbar sein.
Danke für euer Verständnis!

FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volksabst

Antworten
MaximilianPlenert
Beiträge: 511
Registriert: Mi 8. Feb 2012, 15:26

FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volksabst

Beitrag von MaximilianPlenert »

FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volksabstimmung wie in den USA initiieren?
http://www.alternative-drogenpolitik.de ... initieren/

Da mir einige Fragen immer wieder bei meiner Arbeit für den Deutschen Hanf Verband begegnen, werde ich hier versuchen einige davon zu beantworten. Hier die Liste meiner Fragen, die ich angehen werde:

Wird Cannnabis in Deutschland jemals legal?
Wann kommt die Legalisierung?
Wie können wir eine Legalisierung erreichen?
Welche Auswirkungen hat die Legalisierung in zwei US-Staaten?
Können wir in Deutschland eine Volksabstimmung wie in den USA initiieren?
Was sagt David Nutt zum Thema Cannabis und Psychosen?
Welchen Sinn haben Petition auf change.org oder bei avvaz?
Was ist mit unserer Petition?
Warum ist Drogenpolitik so wenig Thema?
Welche Mehrheiten haben wir in Deutschland?
Warum passiert so wenig in Deutschland?
Warum bietet der Hanfverband keine Rechtsberatung?
Was kann jeder einzelne tun?
Macht Cannabis abhängig und ist der eine relevante Frage?
Wie könnte eine Legalisierung aussehen?
Was kann der Hanfverband leisten und was nicht?
Dazu kommen noch einige Erläuterungen wie Politik meiner Erfahrung nach funktioniert.

Können wir in Deutschland eine Volksabstimmung wie in den USA initiieren?

Jein. Prinzipiell wäre es möglich die Elemente direkter Demokratie für das Thema Drogenpolitik zu nutzen. Eine Legalisierung in einzelnen Bundesländern wie sie in Colorado und Washington erreicht wurde, ist damit leider nicht möglich. Dazu sind die Elemente direkter Demokratie in Deutschland (im Vergleich zu den USA?) unterentwickelt und wenig bürgerfreundlich.

Das Betäubungsmittelgesetz, dass das Verbot von Drogen wie Cannabis regelt ist Bundessache. Da es auf Bundesebene noch keine Elemente direkter Demokratie gibt, ist auch eine Änderung des BtMG damit nicht möglich.

Somit bleiben die Ebene der Bundesländer und die kommunale Ebene. Hier gibt es Element direkter Demokratie, die Rahmenbedingungen unterscheiden sich hier enorm. Praktischerweise sind die Rahmenbedingungen in Berlin und Bayern am Besten, also zum einen das Bundesland in dem wir die größte Unterstützung haben (40% der Berliner sind für eine Legalisierung im Vergleich zu 20% bundesweit, Grüne & LINKE & Piraten haben fast eine eigene Mehrheit im Parlament etc.) und auf der andere Seite das Bundesland das Änderungen am dringendsten nötig hätte.

Bevor ich auf die Rahmenbedingungen im Detail eingehe, stellt sich die Frage welche Inhalte in Frage kommen. Zum Thema “Drogenpolitik vor Ort” habe ich hier einige Themen zusammengeschrieben, wie man sieht sind die Möglichkeiten hier relativ eingeschränkt, aber im Einzelfall nicht unspannend. Ein vergleichbarer Artikel für die Landesebene liegt seit einiger Zeit in meinem Entwurfsordner. Hier einige Stichworte wofür die Bundesländer zuständig sind: Anwendung des Führerscheinrechts, Konsumraumverordnung, Nichtraucherschutz und Rauchverbote, Verordnung zur “geringen Menge”, Modellversuch zur legalen Cannabisabgabe, Drug-Checking Modellversuch, Drogen- und Suchtberatung, Spritzenautomaten, Strafvollzug (Haftvermeidung, offener Vollzug, gleiche medizinische Versorgung), Schulen und Lehrpläne, Polizeirecht, Bundesratinitiativen, Heroinabgabe. Wie man sieht, wären hier einige spannende Themen dabei.

Die direkte Demokratie in Berlin und Bayern gliedert sich in drei Stufen: Antrag eines Volksbegehren, Volksbegehren und der Volksentscheid

Ablauf in Bayern (Zitate aus der Wikipedia):

Der Antrag muss von 25.000 stimmberechtigten Bürgern unterschrieben sein
Wurde das Volksbegehren zugelassen, müssen sich innerhalb einer Eintragungsfrist von 14 Tagen mindestens 10 % der Stimmberechtigten in Eintragungslisten, die in Amtsräumen ausliegen, eintragen.
Ein Gesetzesentwurf ist angenommen, wenn er mehr gültige Ja-Stimmen als Nein-Stimmen erhält (einfache Mehrheit).
Ablauf in Berlin (Zitate aus der Wikipedia):

Für einen erfolgreichen Antrag müssen 20.000 gültige Unterschriften nachgewiesen werden, die maximal 6 Monate vor Einreichung geleistet wurden.
Für ein erfolgreiches Volksbegehrens müssen in einer Frist von vier Monaten 7 % der Bürger unterzeichnen.
Um im Volksentscheid angenommen zu werden, muss die Mehrheit der Abstimmenden, mindestens aber 25 % – unabhängig von der tatsächlichen Beteiligung – der abstimmungsberechtigten Berliner diesem im Volksentscheid zustimmen (so genanntes Zustimmungsquorum)
Zur Ebene der Bezirke in Berlin und Bayern lest bitte selbst in der Wikiepdia nach.

Fazit: Die Elemente direkter Demokratie in Deutschland wurden bisher drogenpolitisch weitestgehend ignoriert. Auch wenn die Möglichkeiten deutlich eingeschränkter sind als in den USA, wären einige spannende Projekte denkbar. 20.000-25.000 Unterschriften sind für den Deutschen Hanf Verband eine ambitionierte, aber nicht unerreichbares Hürde. Mit einer umfangreichen Vorbreitungsphase und Bündnisarbeit könnten wir dieses Instrument nutzen.

Zuletzt gibt es noch die europäische Bürgerinitiative. “Die EBI ist damit ein unverbindliches Beteiligungsinstrument, mit dem Anregungen für EU-Gesetzesvorhaben gegeben werden können.” Für den Erfolg einer EBI braucht es eine Million Unterschriften, da das Instrument noch ziemlich neu ist, liegen hierzu noch wenig Erfahrungswerte vor. Wie die Bundesländer ist die EU nicht für die Frage zuständig ob Cannabis legal oder illegal ist, eine sinnvolle EBI müsste deswegen ein anderen Ziel haben. Um die eine Million Unterschriften zusammen zu bekommen, wäre eine große europaweite Aktion notwendig. Der europäische Dachverband des DHV, ENCOD hat das Thema EBI bereits diskutiert, ist aber zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen.
thatssoooweird
Beiträge: 241
Registriert: Mo 16. Apr 2012, 15:48

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von thatssoooweird »

Vielen Dank für deine Ausführungen!
Wäre für Bayern auf jeden Fall eine interessante Option.
MaximilianPlenert
Beiträge: 511
Registriert: Mi 8. Feb 2012, 15:26

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von MaximilianPlenert »

thatssoooweird hat geschrieben:Vielen Dank für deine Ausführungen!
Wäre für Bayern auf jeden Fall eine interessante Option.
Wenn wir die Kapazitäten dafür hätten, würde ich das Projekt jetzt beginnen und direkt nach der Wahl mit dem Unterschriften sammeln beginnen... Leider haben wir sie nicht :-(
Israel
Beiträge: 2
Registriert: Mi 7. Nov 2012, 17:11

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von Israel »

Wie wäre es damit bei diversen Parteien und Jugendverbänden nach Unterstützung zu Fragen?
Gibt doch eine Menge möglichkeiten und allein die 25.000 Unterschriften in Bayern, die meiner Meinung nach mehr als möglich sind, würden einen nie dagewesenen Presserummel um das Thema machen, das es sehr weite Wellen schlagen würde.
Also, bitte an dem Thema dran bleiben, bitte.

E: Und natürlich gute Social-Media Seiten helfen natürlich auch immer
thatssoooweird
Beiträge: 241
Registriert: Mo 16. Apr 2012, 15:48

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von thatssoooweird »

Wenn wir es in München endlich mal schaffen unseren Verein zu gründen, dann kann man mal weiter sehen. Aber vorerst brauchen wir noch ein bisschen Zeit um bekannter zu werden, mehr Geld einzunehmen und uns ein wenig professionalisieren.
Wenn das mal der Fall ist, könnte ich mir gut vorstellen auf Parteien zuzugehen (von der PDV jetzt mal abgesehen, und was ist eigentlich die Position der FW zur Drogenpolitik?).
MaximilianPlenert
Beiträge: 511
Registriert: Mi 8. Feb 2012, 15:26

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von MaximilianPlenert »

ich denke in einem jahr, wenn die bundestagswahl und die landtagswahl in bayern gelaufen sind, dann können wir über sowas nachdenken
tgod
Beiträge: 2
Registriert: Sa 2. Feb 2013, 16:15
Wohnort: Bayreuth

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von tgod »

Israel hat geschrieben:Wie wäre es damit bei diversen Parteien und Jugendverbänden nach Unterstützung zu Fragen?
Gibt doch eine Menge möglichkeiten und allein die 25.000 Unterschriften in Bayern, die meiner Meinung nach mehr als möglich sind, würden einen nie dagewesenen Presserummel um das Thema machen, das es sehr weite Wellen schlagen würde.
Also, bitte an dem Thema dran bleiben, bitte.

E: Und natürlich gute Social-Media Seiten helfen natürlich auch immer
Das mit den Parteien könnte sogar klappen...
Desweiteren muss endlich mal aufgeklärt werden.
Knapp 50% der Leute in meinem Umfeld wissen gar nicht, dass es medizinisches Cannabis gibt.
Wenn die Leute endlich mal aufgeklärt wären, würden sicherlich auch mehr mit machen.
Bayern
Beiträge: 85
Registriert: Di 11. Dez 2012, 10:23

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von Bayern »

Kann man wegen sowas eigentlich nicht einen Antrag bei der Eu stellen?

Ich lese immer wieder zu anderen Themen dass die Eu strafen für Deutschland erlässt,
z.B. wegen nicht eingehaltenen Feinstaubwerten in Städten.

Könnte man da nicht in irgend einer Weise einen Antrag stellen,

einfach nur um etwas druck auf unsere Regierung auszuüben?
dont panic, its organic...
Benutzeravatar
DrGonzo
Beiträge: 693
Registriert: Mo 13. Feb 2012, 17:42

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von DrGonzo »

Bayern hat geschrieben:Kann man wegen sowas eigentlich nicht einen Antrag bei der Eu stellen?
Ja, sowas gibt es siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A ... initiative
Die Idee ist auch nicht so neu, denn hier ist sie auch schon mal aufgetraucht.
Aber eine Millionen Stimmen sind halt auch schon eine Menge - wenn auch europäisch gesehen vielleicht machbar.
In jedem Fall erfordert es eine europaweite Koordination mit den anderen Pro-Hanf Organisationen und viel Papierkram.

Ich denke hier scheitert es an der Ressource Mensch.
Für einen rationalen und verantwortungsvollen Umgang mit psychoaktiven Substanzen und Menschen die sie konsumieren.
Bayern
Beiträge: 85
Registriert: Di 11. Dez 2012, 10:23

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von Bayern »

Ohja, eine Millionen ist hart,
und es müssen sich auch mindestens 7 Länder beteiligen wenn ich das richtig verstanden habe.
Und dann können sie immernoch sagen: Ja spannend, wir machen aber nichts..

Wäre super wenn sich jemand hier noch erinnert wo das genau schonmal diskutiert wurde,
würde gerne die Ansätze mal nachlesen.

Wobei die chancen bei ja eigentlich garnicht so schlecht stehen müssten,

im kampf gegen organisierte Kriminalität, mit der Aussicht nach vielen Millionen Steuereinnahmen usw....
dont panic, its organic...
Benutzeravatar
DrGonzo
Beiträge: 693
Registriert: Mo 13. Feb 2012, 17:42

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von DrGonzo »

Für einen rationalen und verantwortungsvollen Umgang mit psychoaktiven Substanzen und Menschen die sie konsumieren.
Bayern
Beiträge: 85
Registriert: Di 11. Dez 2012, 10:23

Re: FAQ Drogenpolitik – Können wir in Deutschland eine Volks

Beitrag von Bayern »

Super, vielen Dank!!!
dont panic, its organic...
Antworten

Zurück zu „Aktuelles“