persönliche Gefahren des Aktivismus

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His Master's Voice
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Re: persönliche Gefahren des Aktivismus

Beitrag von His Master's Voice »

groooveman85 hat geschrieben: Ich kann aber aus eigener Erfahrung auch jeden verstehen, der da erstmal vorsichtig ist. Auf meiner ersten Hanfparade bin ich auch nur mit Sonnenbrille rumgelaufen :D
Man macht da halt eine Entwicklung durch, und verliert im Laufe der Zeit seine durch die Prohibition antrainierten Ängste.
Ok, verstehe, na bei mir fängts halt gerade erst an. Tschakka! :D
;)
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TomBombadil
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Registriert: Di 13. Mär 2012, 05:55

Re: persönliche Gefahren des Aktivismus

Beitrag von TomBombadil »

Um wieder zum Thema zu kommen, ich persönlich war bis vor Kurzem auch sehr paranoid drauf. Mein allernächstes Umfeld weiss von meiner Leidenschaft und ich habe eine gute Frau, die sogar ganz froh ist, dass ich nur Cannabis rauche und nicht trinke, solange ichs nicht übertreibe. Soweit alles ok, aber in der Öffentlichkeit hielt ich mich bisher total zurück. Habe da auch einen gewissen Ruf zu verlieren. So ging das die letzten 15 Jahre.

Was bei mir ein Umdenken ausgelöst hat, war der Bürgerdialog. Da habe ich zum ersten Mal in dieser Breite erlebt, dass es viele Leute in allen Schichten der Bevölkerung gibt, die Cannabis konsumieren. Ich war vorher szenemäßig ziemlich isoliert. Ich hatte mich von meinen altern Kiffer-Kumpels aus jungen Jahren eher etwas distanziert, weil einige von denen (vor allem durch jahrelangen Alkoholkonsum) schon etwas runtergekommen sind. Und das war dann auch bis vor kurzem mein Eindruck von Kiffern im Allgemeinen. Tja, die anderen Leute, denen ihr Ruf nicht egal ist, so wie ich ja auch, die, die was zu verlieren haben, sieht man halt nicht und das isoliert.

Auf dem Bürgerdialog bin ich wegen anderer Themen unterwegs gewesen und so zufällig auf den DHV gestoßen. (Kannte ich bisher nicht). Ja, und das Engagement all der Anderen hier zu sehen, insbesondere der Leute, die sich hier wirklich voll outen, lässt auch bei mir den Mut steigen, mich tatsächlich gegen die Prohibition einzusetzen. Mann, ich habe diesen ganzen Prohibitionsscheiss am Ende fast schon selbst geglaubt, mich selbst irgendwie illegal und falsch gefühlt. Inzwischen traue ich mir selbst wieder und bin mir jetzt auch absolut sicher, das ich mit Cannabis gesünder lebe, als mit Alkohol. Und wer mir jetzt mit Prohibition kommt, der kann mich mal. Ich sehe die Welt mit anderen Augen und fühle mich innerlich befreit. Zu öffentlichen Demos zu gehen, kann ich mir allerdings, solange das Ganze strafrechtlich bedroht ist, immer noch nicht erlauben. Von daher bleibt mir vorerst nur der halbwegs anonyme Widerstand über das Netz.

Und dass es hier ein Forum gibt, wo es nicht nur ums Kiffen an sich geht, sondern vor allem um das Ende der Prohibition ist für mich die tollste Entdeckung. Angst vor direkter Verfolgung habe ich eigentlich keine, so weit sind wir ja wohl hoffentlich noch nicht in Deutschland. Sollte ich irgendwie hochgenommen werden wegen meiner Aktivitäten hier, lasse ich es Euch wissen. Ich rechne aber wie gesagt nicht wirklich damit.
Der Beitrag ist dermaßen toll, dass ich ihn entgegen dem allgemeinen Forenkonsens in Gänze zitieren muss! Genauso ging es mir auch lange Zeit! Sehr schön formuliert, His Master's Voice!
Vorarim
Beiträge: 408
Registriert: Mo 13. Feb 2012, 13:09

Re: persönliche Gefahren des Aktivismus

Beitrag von Vorarim »

Und dass es hier ein Forum gibt, wo es nicht nur ums Kiffen an sich geht, sondern vor allem um das Ende der Prohibition ist für mich die tollste Entdeckung.
Ihr dürft diese Forum auch jederzeit andere entdecken lassen wenn ihr wollt. ;)
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Vorarim

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GraswegKobold
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Re: persönliche Gefahren des Aktivismus

Beitrag von GraswegKobold »

"Nicht zu diskutieren ist der falsche Weg" mag stimmen, allerdings ist das nicht immer so einfach. Schliesslich gehört nicht jedem Menschen seine eigene Firma und die Kinder werden von wahnsinnig gut gehaltenen Reden zum Thema Hanf nur selten satt. Verständnis für Feigheit hält vom Hassen ab und selbst mit eigener Firma kommt es auch noch auf die Einstellung der Kunden an. Um viele Menschen zum diskutieren anzuregen bedarf es also lieber einiger positiver Ideen und wahrscheinlich ein wenig mehr an Freundlichkeit gepaart mit Selbstreflexion. Und finden kann Mensch wache Geister in jeder Ecke, sie haben nur oft einen schweren Stand (siehe zum Beispiel: Verband Kritischer Polizisten). Bei uns waren schon Lehrer(innen) und kauften CleanU oder Kreatin Shakes weil sie wegen einer unbedachten Äusserung gegenüber einer Kollegin nun vor der Verbeamtung getestet werden sollte und das gleiche noch mal mit einem stellvertr. Schulleiter. Und jeder der es sich vielleicht momentan erlauben kann sein Gesicht zu zeigen, sollte und wird auch überlegen, ob er dieses Gesicht nicht in einigen Jahren noch für andere "konforme" Dinge benötigt.
Florian Rister
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Re: persönliche Gefahren des Aktivismus

Beitrag von Florian Rister »

GraswegKobold hat geschrieben:" Und jeder der es sich vielleicht momentan erlauben kann sein Gesicht zu zeigen, sollte und wird auch überlegen, ob er dieses Gesicht nicht in einigen Jahren noch für andere "konforme" Dinge benötigt.
Genau das ist das, was viele ängstigt. Aber sind wir doch mal realistisch: Heute interessiert sich doch niemand mehr für Fotos oder Videos von der Hanfparade 2008 oder 2009, höchstens szene-intern.

Und selbst bei aktuellen Bildern ist die Wahrscheinlichkeit, das mehr als ein paar Tausend Menschen es sehen, bzw dass man in die großen Medien kommt, sehr gering.

Ich mach mir da keinen Kopf ;)
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GraswegKobold
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Re: persönliche Gefahren des Aktivismus

Beitrag von GraswegKobold »

Viele andere machen sich dauernd einen Kopf, sie ziehen sich das Thema sozusagen rein, daher wahrscheinlich auch die Angst vor so viel Verfolgung. Allerdings kann derzeit niemand wirklich sicher vorhersagen wohin die Reise geht. Und wie sagte ein Großvater doch immer so schön? "Die meisten haben sich innerlich versteckt, damals. Ihr Alltag blieb bestehen und mehr war nicht nötig, denn alle suchten doch immer nur nach Sicherheit für sich."... das scheint doch glatt wieder etwas in Mode gekommen zu sein. Die ewige Suche nach totaler Sicherheit erzeugt durch hohen Leidensdruck mittels vieler existenzieller Probleme lässt kaum Zeit für Dinge die eventuell den sicheren Lebensweg gefährden könnten.
Thomas
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Re: persönliche Gefahren des Aktivismus

Beitrag von Thomas »

Kann mir keine Verfolgung leisten! Dem nach fällt meine Öffentlichkeitsarbeit auch recht mau aus. Beschränkt sich somit auf das Internet und die Usergemeinde wo ich sicherlich auch etwas bewirken kann um die Menschen etwas zum nachdenken zu bringen.

Meine persönliche Gefahr des Aktivismus, sehe ich ganz klar darin das eigentlich jeder der auf seinen Führerschein angewiesen ist auch erpressbar ist und somit ein wandelndes Ziel darstellt für jene die wissen wie sie einen kriegen. Verfolgungswahn hab ich nicht, aber es fließt in meine Überlegung einfach mit ein. Ich erzähle den verschiedensten Leuten wie wichtig z.b. das Führerscheinrecht ist und machte quasi klar dass mich das meinen Hals kosten kann... aber doch eher unwahrscheinlich.

Halte es ebenso für schon fast unangebracht auf meine Eltern und sogar den eigenen Bruder in die Aufklärung mit einzubeziehen. Da ist in kleinster Form ein Ansatz des Interesses und das Thema Drogen wird überhaupt nicht erst behandelt. Dies würde nie im Leben ein Politisches Umdenken bei diesen drei Menschen bewirken, da Drogenpolitik Nebensache ist und kein Entscheidungskriterium sein sollte. Von wegen es gibt wichtigere Themen für Deutschland. Traurig aber so schätze ich die drei ein. Schade des halb da ich ihre Meinung aufgenötigt bekomme und ein Thema was mich beschäftig einfach nicht durchdringt.
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