Ins Aus geschossen!

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GIK
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Ins Aus geschossen!

Beitrag von GIK »

Hallo liebe User,
das Menschen, die eigentlich keine Probleme hätten, wenn da nicht die Diskriminierungen seitens der Unwissenden und der Justiz wären, sogar in die Erwebsunfähigkeitsrente geschickt werden, ist für mich nicht nachvollziehbar.
1990 im Alter von 24 J. hatte ich einen schweren Motorradunfall (nüchtern), bin in einer Linkskurve auf einem nassen Talbrückenübergang ausgerutscht und in die Leitplanken geprallt. Meinen erlernten Beruf als Tischler (die Prüfung gerade erst ein halbes Jahr in der Tasche) konnte ich nicht mehr ausführen, weil der Bewegungsapparat in Mitleidenschaft gezogen wurde. Als man mich dann ca nach 6 Wochen aus dem Krankenhaus entlassen hatte, brauchte ich noch ca 6 Monate Gehhilfen, bis der Beckenbruch u.a. ausgeheilt war. Zu der Zeit leistete ich gerade meinen Zivildienst ab und war in der individuellen schwerstbehinderten Betreuung tätig, was dann ja auch nicht mehr möglich war. Also bat ich darum, mich während meiner Arbeitsunfähigkeit (welche bis Ende des Zivildienstes andauerte) für Bürotätigkeiten einzusetzen. So machten wir das dann auch. In der Zeit versuchte ich neue Perspektiven zu finden, meine berufliche Zukunft zu gestalten. Die Idee war Handwerk mit Pflege zu verbinden und fasste den Plan, auf Arbeits.- und Beschäftigungstherapeut umzuschulen. Um dem BFW eine gute Grundlage zu bieten versuchte ich, eine Krankenpflegeausbildung zu machen, was aber nach ca 2 Jahren Quälerei und jede Menge Krankenscheinen scheiterte. Ich hätte nicht gedacht, das Pflege so anstrengend sein kann, denn im Zivildienst haben wir die Patienten zu Hause betreut und hatten alle Hilfsmittel, den Anforderungen gerecht zu werden; vorausgesetzt, das man als Betreuer voll einsatzfähig ist. Pflege ist ein echter Knochenjob. Somit verwarf ich erst mal die Idee mit der Umschulung. Beim Arbeitsamt habe ich natürlich direkt einen Rehaantrag gestellt um am Ball zu bleiben, welcher aber erst noch bewilligt werden mußte. Das war 1994. Es folgten jede Menge Untersuchungen und Gespräche, welche dann lediglich dazu führten, daß man mir sagte, dass ich zu 100% einsatzfähig wäre und den Rehaantrag ablehnte!
Von da an habe ich mich mit Gelegenheitsjobs und Maßnahmen des Arbeitsamtes über Wasser gehalten, aber -Berufliche Zukunft- habe ich mir irgendwie anders vorgestellt, als sich laufend umstellen zu müssen, weil man in den verschiedensten Bereichen wie Gartenarbeit, Holzzuschnitt im Baumarkt, Hilfspfleger auf der Psychiatrie, Dachbau, Autos waschen... eingesetzt wurde. Aber all das trug keine Früchte, meist aus gesundheitlichen Gründen.
1996 stellte ich erneut einen Rehaantrag und die Tortur begann von Neuem, zig Untersuchungen und Gespräche.
Nur jetzt hat man anhand meiner gescheiterten Versuche erkannt, das eventuell doch eine Umschulung in Frage käme. Worauf noch mehr Untersuchungen und Gespräche (auch psychologische) stattfanden. 1998 bekam ich dann endlich einen Termin zu einer 6 wöchigen Feststellungsmassnahme, der letzte Schritt vor einer Umschulung.
Ich fasste Hoffnung, denn es lief gut, doch nach 3 Wochen warf man mich regelrecht raus, mit der Begründung, das ich hochgradig paranoid wäre :-(
Nach dem Rausschmiss stellte ich die Chefin der Rehaabteilung zur Rede, welche mir dann sagte, daß bei einer der Untersuchungen in meiner Urinprobe THC festgestellt wurde, ich solle mich doch erst mal psychiatrisch behandeln lassen und dann würden wir weiter sehen. Das habe ich nicht getan, stattdessen stürzte ich ca 2 Jahre lang ab und lebte von der Grundsicherung. 2000 bewarb ich mich auf eine 2 Jährige ABM als Fassadenreiniger bei der Stadt, was dann auch zustande kam. Parallel verhandelte ich mit der Rehastelle d. Arbeitsamtes, statt in psychiatrischer Behandlung zu gehen, vielleicht das Arbeitszeugnis nach Ablauf der ABM als Grundlage zu nehmen, das ich einsetzbar bin. Man lies sich darauf ein. Ein halbes Jahr vor Ende der ABM riss mir die Achillessehne, während ich eine Treppe hinauf hastete, dabei eine Stufe verfehlte und brach mir dadurch, weil der Fuss nach vorne überdehnt wurde, den Tallus. Der behandelnde Arzt sagte, das dies eine langwierige Prozedur wäre, bis ich wieder Arbeiten könne. Somit war die Sache mit der Reha, das Arbeitszeugnis als Grundlage zu nehmen vom Tisch, denn die Stadt hat mir das nicht abgenommen, das es ein Unfall war. Das Ende vom guten Lied war jedenfalls, daß man mich wieder zur Sozialagentur geschickt hat. 2003 reichte ich die Rente auf teilweise eingeschränkter Erwerbsminderung wegen meiner geschundenen Knochen ein. Wurde nach einigen Untersuchungen abgelehnt. Darauf beauftragte ich einen Anwalt mit der Angelegenheit, der sofort Wiederspruch einlegte. Es folgten weitere Untersuchungen. Nach ca 3 monatigen Verhandlungen bekam ich vom Anwalt die Nachricht, daß die Rente genehmigt wurde.

NUR MIT EINER VERNICHTENDEN DIAGNOSE: HASCHPSYCHOSE WEGEN ÜBERMÄßIGEN HASCHKONSUMS!!! VOLLRENTE WEGEN VOLLER ERWERBSMINDERUNG!!!

"Wy we are here? We are here to roll the Bones"
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bushdoctor
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Re: Ins Aus geschossen!

Beitrag von bushdoctor »

GIK hat geschrieben: NUR MIT EINER VERNICHTENDEN DIAGNOSE: HASCHPSYCHOSE WEGEN ÜBERMÄßIGEN HASCHKONSUMS!!! VOLLRENTE WEGEN VOLLER ERWERBSMINDERUNG!!!
Nicht zu fassen...! Steht da wirklich "Haschpsychose"? Ich dachte immer, so etwas wie Cannabis-Psychose gibt es nur als Akut-Diagnose.
Hast Du eine ICD-10-Nummer Deiner "Diagnose", z.B. F12.5 "Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide: Psychotische Störung"?
Interessieren würde mich auch, WIE die zu dieser Diagnose kamen, da Du ja niemals in "pchyologischer Bahandlung" warst, oder doch?

Für mich klingt das Ganze so, als ob die Deinen Fall halt so schnell wie möglich vom Tisch bekommen wollten, da es wohl nen Haufen echte Arbeit für DIE gewesen wäre, sich adäquat mit Dir zu beschäftigen und Dir eine wirkliche Perspektive zu bieten (Jobcenter, Reha, etc...)

Aber siehe es trotzdem positiv! Mehr können SIE Dir nicht mehr nehmen...
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GIK
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Re: Ins Aus geschossen!

Beitrag von GIK »

Hallo Bushdoctor,
vielleicht sollte ich erstmal was zu meinem Konsummuster sagen:
Seit 28 Jahren konsumiere ich Cannabis, am Anfang, also in den ersten 5 Jahren sehr unregelmäßig so 1-2 mal im Monat maximal 5 Gramm. Im Zivildienst war es dann in etwa 1 mal die Woche und es hat mir keine Probleme gemacht, meinen Konsum mit meinen Pflichten zu organisieren, zumal ich auch begeisteter Motorradfahrer bin. Nach dem Unfall habe ich sogar über mehrere Monate gar nicht konsumiert, um erstmal wieder auf die Beine zu kommen. Seit ca. 1993 konsumiere ich 1-2 mal die Woche rund 10 - 15 Gramm im Monat, mal mehr, mal weniger je nach Verfügbarkeit.

In neurologischer.- psychologischer Behandlung war ich bis nach dem "Rausschmiss" aus der REHA noch nie! Aber um auszuschließen, also um in erster Linie für mich zu klären, ob ich vielleicht doch ein Problem habe, suchte ich erstmals zwischen 2001 - 2002 einen Neurologen auf, welcher bis dahin meine Frau schon gelegentlich in Behandlung hatte. Es war ganz schnell klar, daß kein behandlungsbedürftiges Verhaltensmuster vorlag, denn schon im ersten Gespräch, an dem auch meine Frau teilnahm und ich dem Doc erklärte, was die REHA Stelle mir vorwarf, schaute dieser nur meine Frau an und frug sie, was er denn jetzt mit mir machen solle!!! Darüberhinaus wurde ich zum Psychiatrischen Dienst der Stadt MH zitiert, weil man mich nach dem "Rausschmiss" ja von der Sozialagentur wieder in Arbeit schicken wollte, was ich aber aus gesundheitlichen (nicht psychologischen) Gründen ablehnte. In einem ca. 5 Minuten kurzem Gespräch war ich dann plötzlich bis aufs weitere arbeitsunfähig, eine Urinprobe musste ich ebenfalls abgeben. Man drückte mir den Stempel "psychisch krank" regelrecht auf, worauf ich dann ganz schnell die Rente auf meine geschundenen Knochen einreichte, um dem "psychisch kranken" Krankheitsbild zu entkommen. Aus eigenen Beweggründen, wenn man mich nicht als psychisch krank bezeichnet hätte, wäre ich niemals zu einem Neurologen o.ä. gegangen. Bis zum heutigen Tag bin ich in keiner psychiatrischen oder psychologischen Behandlung und fühle mich auch nicht ansatzweise dazu genötigt.

Zu dem Wort "Haschpsychose" - nein, ich glaube der genaue Wortlaut war "psychotische Störung durch übermäßigen Haschkonsums". Habe das Wort wohl im Eifer des Gefechts gewählt, weil es doch glaub ich im Volksmündlichen so genannt wird.

Eine ICD-10-Nummer der "Diagnose", z.B. F12.5 "Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide: Psychotische Störung", kann ich im Moment noch nicht belegen, weil mein Anwalt (nach mittlerweile 5 maligem Anfragen) sich immer noch weigert, mir die Akte auszuhändigen oder mir einen Ausdruck der Diagnose zukommen zu lassen (ohne Begründung, es kommt einfach nichts). Sobald es mir endlich gelungen ist, eine Kopie des Urteils zu bekommen, werde ich es hier umgehend veröffentlichen.

Wie es zu dieser Diagnose kam, kann ich spätestens dann nachvollziehen oder belegen, wenn ich eine Kopie der Akte ausgehändigt bekommen habe.

Jo, ich sehe die Angelegenheit sehr ähnlich wie Du, mal wieder ein unbequemes Element der Gesellschaft eben ins Aus zu kicken.

Die "Herren" der Welt sind wie Schläge auf den Kopf!

Jedenfalls danke ich für Dein Interesse und für den Zuspruch, das alles doch positiv zu sehen. Genau aus diesem Grund bin ich dem DHV beigetreten und werde in Zukunft meine Kraft dazu einsetzen, um für eine gerechtere Cannabisregelung seitens unserer Gesetzgebung zu kämpfen...

Cannabis Social Clubs sind DIE Lösung!
foyersalamander
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Re: Ins Aus geschossen!

Beitrag von foyersalamander »

Kannste der Ärztin nicht noch eins reinwürgen wegen des Drogentests, oder hast Du zugestimmt?
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GIK
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Re: Ins Aus geschossen!

Beitrag von GIK »

Damals wollte ich mich weigern, doch die Amtsärztin drohte mit Streichung der Leistungen. Habe mich einschüchtern lassen, würde mir mittlerweilen nicht mehr passieren, wo man sich arrangiert und seine Rechte kennenlernt, dank des DHVs.
cocolores
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Re: Ins Aus geschossen!

Beitrag von cocolores »

Hi,mir geht es ganz ähnlich wie dir Gik, und ich weiß nicht ob ich eine Urinprobe abschlagen kann ohne Leistungsverlust,zur Zeit bin ich noch Krank und habe Ansruch auf Arbeitslosengeld. Meine Angst ist mal wieder alles auf spiel zu setzen,ich habe mich schon Wiederholt bei diesen "Sozialen Einrichtungen einfach abgemeldet und hatte es als alleinerziehender Vater dadurch immer sehr schwer,ich bin nun zu alt und zu krank um weiter auf meine Liebe und meinen Stolz zu hören.Ich wäre sehr froh mal dadrüber zusprechen.
cocolores
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Re: Ins Aus geschossen!

Beitrag von cocolores »

Hi,gik das hat mir geholfen,auch wenn es bei mir eben immer die schlechten erfahrungen mit unserm gesundheitssystem
sind die mir sorgen machen
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Gerd50
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Re: Ins Aus geschossen!

Beitrag von Gerd50 »

@Cocolores, mündlich angeordnete Drogenscreens können nicht nur, sondern soll man
ablehnen. Eine solche Anordnung ist nicht rechtmäßig. Anders ist es mit einer schriftlichen
Anordnung. Da gilt die Mitwirkungspflicht. Ein positiv ausgefallener Test hat aber keine
Auswirkung auf den Leistungsbezug.
Ich glaube an alles. Außer an Menschen.
cocolores
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Re: Ins Aus geschossen!

Beitrag von cocolores »

Danke für die info Gerd,der gik hat mir die info von dir auch geschickt.ist auch nicht das erste kindchen das ich schaukeln muß,ich schaffe das bestimmt irgend wie,ist schön damit nicht alleine zusein


möge zufriedenheit und geduld immer mit dir sein
coco
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