Das kleinere Übel

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Havald
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Das kleinere Übel

Beitrag von Havald »

Da bisher hier im Forum noch kein Repressionsfall geschildert wurde mache ich einfach mal den Anfang.
In meinem Fall hatte ich die Wahl zwischen Pest und Kollera ;)
Viel Spaß beim lesen!

Zunächst ein paar Informationen vorab:
Ich habe in einer größeren Stadt in der Nähe der Niederländischengrenze studiert. Da ich ein Dorfkind bin habe ich nicht direkt in der Stadt gewohnt, sondern ein wenig außerhalb und hatte daher auch ein Auto → Ich wurde einige mal kontrolliert, aber jedes mal ohne Drogentest oder Blutentnahme.

Die Kontrolle:
Vor ca. 3 Jahren habe ich mein Studium beendet und es stand mal wieder ein Umzug an.
Bei der letzten Fahrt musste ich an einem Bahnübergang halten, hinter mir befand sich ein Streifenwagen.
Auf einmal sah ich im Rückspiegel, wie der Fahrer des Streifenwagen ausstieg und zu mir ans Fenster kam. Er wies mich darauf hin, dass mein Kofferraum nicht richtig geschlossen sei. Ich bedankte mich und verschloss den Kofferraum richtig.
Da fragte mich der Polizist, warum ich so fertig aussehen würde, also antwortete ich wahrheitsgemäß, dass ich mich in einem Umzug befinden würde und wies auf das Auto (bis unter das Dach voll, aber alles gut gesichert).
Da der Bahnübergang noch nicht wieder frei war, dachte der nette Beamte, er könne auch eine schnelle Fahrzeugkontrolle vornehmen...
Nachdem er über Funk Namen und Kennzeichen überprüft hatte, kam er grinsend mit seiner Kollegin wieder zu mir an den Wagen. Ohne irgendeine Belehrung sollte ich einen Schnelltest machen, welchen ich aber zunächst verweigerte. Da wollte der „nette“ Beamte mir erzählen, ich könnte diesen nicht verweigern. Aber seine Kollegin gab mir recht!
Dann wollte er eine Blutentnahme, auch diese wollte ich verweigern, da meiner Meinung nach keine Begründung vorlag.

Jetzt kommt der Teil, wo ich einige große Fehler gemacht habe: Nach einigem hin und her erklärte ich mich bereit, einen Speicheltest zu machen (hatte ca. 7-10 Tage nichts mehr konsumiert), da dort meines Wissens die Nachweiszeit relativ kurz ist (12-24h?) um die ganze Prozedur abzukürzen. So weit so gut, der Test war NEGATIV!
Da behauptet der Polizist, der Test wäre defekt, er wüsste, dass ich bekifft wäre! Und er wollte einen zweiten machen, was ich verweigern wollte. Während ich das sagte, schob er mir gegen meinen Willen einen zweiten Teststreifen in den Mund!!! Nach ca. 10 Minuten (der Polizist ging hinter den Streifenwagen und ich konnte nicht sehen was er dort machte) zeigte er mit triumphierend einen „Positiven“ Test. Angeblich positiv auf THC und Amphetamine. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie Amphetamine genommen! Ich selber konnte auf diesem Teststreifen außer der Kontrolllinie nichts erkennen.
Jedenfalls musste ich jetzt doch mit zur Wache zur Blutentnahme.

Jetzt werden sich einige fragen, wieso ist der so blöd und macht jetzt doch einen Test? Ganz einfach: Ich bin Selbstversorger und das benötigte Equipment wollte ja auch transportiert werden. Nun meinten die Beamten, sie könnten auch meinen Wagen durchsuchen (wie gesagt bis unter das Dach voll), aber das würde wohl noch länger dauern... Wäre ich damit einverstanden gewesen, wäre das Ergebnis wahrscheinlich verheerender gewesen.

Ergebnis:

Nach ca. 4 Monaten bekam ich Post:
1,3ng/ml THC und 15,2ng/ml THC-COOH, Amphetamine nicht nachweisbar.
750,-€ Strafe, 1 Monat Fahrverbot.
Und die FSS meldete sich auch noch: 6 Monate Screening auf eigene Kosten

LG Havald
Florian Rister
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von Florian Rister »

Shiit, aber ich würde sagen du bist mit nem blauen Auge davongekommen, wenn sie auf die Durchsuchung verzichtet haben. Gut, dass du dich da geweigert hast.

Warst du oder der Fahrzeughalter denn polizeilich bekannt, oder warum kamen die auf das Thema?
Wann war der Vorfall? Speicheltests sind eigentlich out of Date soweit ich weiß.

Am besten hättest du natürlich den Speicheltest komplett verweigert.. Aber ich weiß, wie schwer das manchmal fällt, wenn die Druck aufbauen.

Wenn der erste Test negativ anzeigt, und der zweite positiv? Woher weiß der Polizist dann, welcher davon "kaputt" ist. Im Endeffekt warn ja beide mit falschem Ergebnis.. Aber das interessiert die halt nicht, hauptsache sie haben eine Sache, die einen Anfangsverdacht bietet; und damit können sie dich dann tatsächlich zwingen ne Blutprobe abzugeben!

Wenn sie diesen Anfangsverdacht nicht gehabt hätten (gut, Equipment im Auto hätte ihnen da wohl auch gelangt) wäre es ihnen sehr schwer gefallen, dich zum Blut abnehmen zu zwingen. (benötigt richterliche Anordnung)
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Havald
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von Havald »

Ja, nachdem ich in den Speicheltest einwilligte, haben sie auf eine Durchsuchung des Wagens verzichtet (zum Verständnis: zum Equipment gehörten auch einige Samen und eine Mutterpflanze)
Und ja, ich war polizeilich bekannt. Bei meiner ersten Grenzkontrolle, ca. 4-5 Jahre zuvor, haben die Jungs 8,5gr bei mir gefunden, aber keinerlei Schnelltest oder Blutentnahme gemacht. Das Verfahren wurde dann auch eingestellt.

LG Havald
MrShitBuddy
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von MrShitBuddy »

Da hattest du ja trotzdem nochmal Glück, dass sie das Auto nicht durchsucht haben.
Aber was der Polizist da getrieben hat finde ich wirklich unverschämt.
"Ich will gar nicht Drogen legalisieren. Ich will die Freiheit legalisieren.
Und da gehört Drogen legalisieren dazu!" [Hans Söllner]

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Havald
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von Havald »

Da hast du schon recht. Vielleicht hat mein damaliges aussehen auch dazu beigetragen. Lange Haare, Bart, dreckige Arbeitskleidung etc. und dann wusste ich auch noch ein wenig über meine Rechte bescheid, das hat denen wohl nicht gepasst...

LG Havald
CosmicWizard
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von CosmicWizard »

Was erlaubt sich der Polizist denn bitte? Den würde ich im Nachhinein noch wegen Nötigung anzeigen!
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Havald
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von Havald »

Wa ich natürlich auch gemacht habe, hat leider nichts gebracht. Es stand am Ende Aussage gegen Aussage und die waren ja auch zu zweit, da hat man leider schlechte Karten.
Aber am Ende war ich froh so "günstig" davon zukommen. Hätten die doch noch den Wagen durchsucht, wäre es übler geworden...

LG Havald
CosmicWizard
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von CosmicWizard »

Havald hat geschrieben:Wa ich natürlich auch gemacht habe, hat leider nichts gebracht. Es stand am Ende Aussage gegen Aussage und die waren ja auch zu zweit, da hat man leider schlechte Karten.
Aber am Ende war ich froh so "günstig" davon zukommen. Hätten die doch noch den Wagen durchsucht, wäre es übler geworden...

LG Havald
Im Endeffekt hast du natürlich Glück gehabt, das ist ganz klar. Trotzdem ist die Dreistigkeit dieser Polizisten absolut schändlich.
Philebos
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von Philebos »

hat man einen Btmg-Eintrag, steht man bei den Grünen natürlich immer sofort unter Verdacht. Dementsprechend packen sie einen dann auch härter an.
Ich glaube, wenn man Führerschein hat und Kiffer mit Btmg ist, dann sollte man sich Gedanken machen über Präventivmaßnahmen wie z.B. das ständige Mitführen von synthetischem Urin, wenn man Auto fährt. Anders kommt man denen ja nicht davon.
Dr.Schmidt
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von Dr.Schmidt »

Aber ebenfalls erschreckend finde ich, dass nach 7-10 Tage noch 1,3ng/ml THC im Blut vorhanden sein sollen!

Bist du nicht überrascht über dieses Ergebnis?

Vielleicht magst du dich ja auch noch hier äussern: https://hanfverband-forum.de/viewtopic.php?f=12&t=94

MfG

Schmidt
Tabakpflanzen, Hanf und Reben
hat der Herrgott uns gegeben.
Wenn wir weise sie gebrauchen,
darf man trinken und auch rauchen.
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Havald
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von Havald »

Das hat mich auch sehr gewundert!
Ich will auch den Beamten nichts unterstellen, aber da gibt es einen interssanten Fall, von einem übereifrigen Beamten:

http://hanfjournal.de/hajo-website/arti ... zinker.php

Es würde mich nicht wundern, wenn soetwas öfter vorkommt.

Natürlich kann auch bei der Analyse im Labor ein Fehler aufgetreten sein, wer weiß...

LG Havald
indirectantagonist
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von indirectantagonist »

Interessant wäre vielleicht auch die Konsumform die vor dem Bluttest lag, wenn du dies preisgeben möchtest. Der Abbau der THC-Konzentration im Blutplasma ist signifikant unterschiedlich je nachdem ob der Konsum oral oder über inhalation erfolgt.

Hier zeigt sich meiner Meinung aber auch wieder wie ungeeignet auch die Angabe der THC-Konzentration in ng/ml ist, da sie über die psychoaktiven Effekte die die Person erlebt rein gar nichts aussagen. Bei der Inhalation eines Joints steigt die THC-Konzentration rasant an, da es über die Lunge sehr schnell in den Blutkreislauf gerät. Würden sie einem Menschen nun nach 5-7 Minuten eine Probe entnehmen hätte dieser vielleicht eine Konzentration zwischen 100-200 ng/ml und wahrscheinlich auch eine starke psychoaktive Wirkung. Die Blutprobe nach 5 Stunden würde dann vielleicht 1,5-3 ng/ml betragen. Die psychoaktiven Effekte sind hierbei aber schon stark gemindert oder nicht mehr vorhanden.

Tuen Sie das gleiche mit jemandem der THC oral konsumiert ergibt sich ein anderes Bild. Hier erreicht das Wirkstoffmaximum im Plasma erst nach ca. 1-2 Stunden das Maximum. Dieses Maximum beträgt allerdings dann vielleicht nur lächerliche 4-7 ng/ml und baut sich nach 5 Stunden auch nur auf 2-3 ng/ml ab. Nach 5 Stunden sind hierbei allerdings die psychoaktiven Effekte noch immer relativ stark vorhanden. Die Plasmahalbwertszeiten in der terminalen Phase sind hier auch viel höher.

Damit will ich sagen: Ich halte das Ergebnis des Tests nicht für absolut unrealistisch, ebenso wahrscheinlich ist aber natürlich auch ein Laborfehler. Ich halte die festlegung von irgendwelchen imaginären Mindestgrenzen ab der eine "Drogenfahrt" besteht für Unfug.

Vielleicht kann ja noch jemand mehr zur unterschiedlichen Metabolisierung von THC sagen.
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Havald
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Re: Das kleinere Übel

Beitrag von Havald »

Hauptsächlich konsumiere ich Joints und Wasserpfeife (mit AK-Filter), von den Ernteresten werden meist Kekse gebacken oder Kakao gemacht. Ich habe zwar Phasenweise einen recht starken Konsum, aber dennoch kamen mir die Werte sehr merkwürdig vor...
Jedenfalls bin ich froh, dass seit damals nicht mehr in eine Kontrolle geraten bin. Natürlich fahre ich nicht in berauschtem Zustand.

LG Havald
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