Hallo, Radulf!
Radulf hat geschrieben:
Trotzdem kann man doch nicht den Genuß alkoholischer Getränke von deren Wirkung abkoppeln und behaupten es wären normale Lebensmittel! Das ist aber anscheinend eine zentrale Aussage des BVG-Urteils.
Alkoholische Getränke (auch Spirituosen) sind, je nach Verwendung, sogar ausschließlich Lebensmittel. Du darfst nicht vergessen, dass auch Bier unheimlich nahrhaft sein kann, wenn man es richtig braut - und bereits Mönche dieses Wissen während der Fastenzeit gezielt nutzten. Hier stand der Genuss keineswegs im Vordergrund, sondern lediglich die Energiezufuhr. Ein Grund, wieso Alkohol sich in unserer Kultur verankert hat, ist auch die antibakterielle Wirkung. Während sich so manch historische Epoche keineswegs klinisch rein gestaltete, entschied man sich gerne für den Alkohol, und das bereits zu Mittag - während andere Getränke wesentlich schneller zu einer Krankheit führen konnten.
Welche Rolle der Alkohol hinsichtlich der Evolution spielt, ist leider noch nicht vollständig geklärt. Das Federschwanz-Spitzhörnchen, zur Zeit ein Unikat, und bis dato das einzige Tier der Welt, das aus freien, natürlichen Instinkten heraus Alkohol konsumiert, tut dies tatsächlich rund um die Uhr. Trotz dauerhaftem, erhöhten Alkoholspiegel, scheint dies zuträglich.
Das Problem mit Alkohol, und das betrifft jede psychotrope Substanz, ist in erster Linie ganz alleine unser Umgang mit diesen Stoffen.
Radulf hat geschrieben:Wenn man Rauschmittel in geringen Mengen in Getränken zulässt, dann sollte es auch noch Cola mit Kokain geben.
Gibt es ,) Das Cola-Produkt des Herstellers Red Bull enthält, wenn auch in Kleinstmengen, Kokain. Auch ganz interessant: Die Coca-Cola-Company verzichtete keineswegs aufgrund juristischer Notwendigkeit auf
Mama Coca in der Rezeptur (der
Pure Food and Drug Act entstand im Jahre 1906, der
Harrison Narcotics Tax Act 1914, Cokes Entschluss fiel
1903), es waren die rassistischen Hasstiraden und Lügen der damaligen Zeit, und die Stimmen, die behaupteten, afroamerikanische Männer würden im Rausch zu Mördern, Vergewaltigern und nahezu übermenschlichen Wesen, die Cola zu diesem Schritt bewegte. Zu der gleichen Zeit, mit dem gleichen Hintergrund, diesmal aber bei der Polizei, wurde als Dienstwaffe ein größeres Kaliber gefordert, und fortan auch eingesetzt* (.32 -> .38) :
Knowing that he must kill the man or be killed himself, the Chief drew his revolver [a heavy army model… large enough to kill any game in America], placed the muzzle over the negro’s heart and fired — ‘intending to kill him right quick’ — but the shot did not even stagger the man. And a second shot that pierced the arm and entered the chest had just as little effect in stopping the negro or checking his attack. ... And he learned a lesson: the next day he got himself a revolver of heavier caliber. Police officers all over the South did likewise. ...
Quelle: Ashley, "Cocaine: Its History, Uses and Effects"; *Gray, "Drug Crazy"
Radulf hat geschrieben:Das betreffende Lebensmittel-Argument rechtfertigt meiner Meinung nach nicht die Cannabis-Prohibition.
D'accord!
Nichts rechtfertigt die Cannabis-Prohibition ,) Auch wenn ich damit einer EU-Verordnung widerspreche, halte ich ebenfalls Cannabis für ein (mögliches) Lebensmittel. Daran ändert auch die Ignoranz/Arroganz des Westens nichts. Ein Blick in die kambodschanische Küche genügt ,)
Radulf hat geschrieben:Und warum gibt man eigentlich Kindern kein Bier gegen den Durst, wenn es doch ein normales Lebensmitteln ist?
Aufgrund der Statur und Anatomie, reagieren die Jüngsten natürlich anders auf ein Glas Bier, als ein ausgewachsener Mann. Zeitgleich haben wir, und in dem folgenden Beispiel auch die Amis, keinerlei Probleme, unsere Jugend mit anderen "harten" 'Drogen' vollzupumpen: 'Ritalin' (Amphetamin/Kokain) und 'Desoxyn' ("Crystal Meth").
Grüße!
"Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has."