Cannabis verschrieben bekommen?

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niccccc
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Registriert: Di 22. Jun 2021, 17:38

Cannabis verschrieben bekommen?

Beitrag von niccccc »

Hallo,
ich habe ein paar Fragen zur Verschreibung von medizinischem Cannabis. Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.
Bevor ich beginne, noch kurz etwas zu mir. Ich habe ADHS (diagnostiziert) und bin seit ungefähr 2 Jahren depressiv (nicht diagnostiziert) und habe öfters Schlafstörungen. Letzteres hängt mit den anderen Krankheiten zusammen. Ich bin 18 Jahre alt.

Gegen das AHDS habe ich bereits eine einjährige Ergotherapie gemacht, die hat auch etwas geholfen. Die Probleme mit der Konzentration, inneren Unruhe, Impulsivität sind davon nicht weggegangen. Ein Freund, der auch ADHS hat hat mir Ritalin gegeben, welches ich zweimal ausprobiert habe. Das hat gegen die Symptome von ADHS geholfen, jedoch wurde ich dadurch nicht gesellschaftsfähig und meine Schlafstörungen haben sich noch verschlimmert. Antidepressiver möchte ich nicht nehmen, da ich von vielen Personen gehört habe dass diese nicht immer etwas bringen und die Situation teilweise noch verschlimmern. Meine Oma beispielsweise ist depressiv, und nimmt seit circa einem Jahr Antidepressiver und ist seitdem sehr durcheinander und darf auch kein Auto fahren. Die Depressionen gehen davon leider auch nicht weg. Das ist ein weiterer Grund warum ich diese Medikamente nicht nehmen möchte.

Das erste Mal Cannabis geraucht habe ich vor 2 Jahren und nachdem ich die Substanz etwas näher kennen gelernt habe, also nach circa einem halben Jahr, habe ich die therapeutischen Funktionen von Cannabis entdeckt. Anfangs war ich nämlich sehr empfindlich und war zu high, mit der Zeit jedoch wusste ich wie ich zu dosieren hatte. Dann ist mir aufgefallen, dass auch nachdem ich nicht mehr high war beziehungsweise nachdem ich das Kraut vor mehreren Stunden geraucht habe ich immer noch die positiven beziehungsweise therapeutischen Effekte gefühlt habe. Vor allem gegen ADHS aber auch gegen die Depression. Das Cannabis beim einschlafen hilft es euch denke ich mal bekannt deshalb gehe ich darauf nicht weiter ein. Den einzigen Nachteil den ich bei Cannabis sehe ist, dass ich wenn ich mir keinen Wecker stelle länger schlafe. Sonst habe ich Cannabis allerdings nicht zu häufig konsumiert, es gab eine Zeit vor circa einem Jahr zu Beginn der Corona Krise da habe ich Cannabis höchstens 3-4 Mal die Woche konsumiert für 3 Monate. Jedoch musste ich dann aufhören, da ich meinen Führerschein gemacht habe, weshalb wenn überhaupt einmal im Monat konsumiere.

Jedoch sehe ich es als positiv Cannabis genommen zu haben, denn einige der Symptome wurden bekämpft, andere wurden gelindert. Zum Beispiel habe ich mehr Motivation gehabt die Dinge die ich tun muss (Hausaufgaben, Schule, Aufräumen und für Klausuren lernen), die innere Ruhe und außerdem war ich viel weniger impulsiv. Meine Schulnoten haben sich sogar verbessert. Des weiteren half es gegen mein Selbstwertgefühl, und mein Selbstbewusstsein verbessert sich. Deshalb wurde ich sozialer und kam mit Menschen viel leichter zurecht. Dem ist anzumerken dass ich sonst auch mit Menschen gut klarkomme, ziehe mich aber eher zurück z.B. wenn ich auf Parties eingeladen bin überlege ich mir sehr oft eine Ausrede, nicht hinzugehen. Ich mache eher was im kleinen Freundeskreis. Auch meinen alten Freundeskreis sehe ich nur selten, jedoch bin ich auch wieder auf ein Treffen gekommen.

Ich weiß, dass Cannabis auch kein Allheilmittel ist, jedoch glaube ich dass es mir auf jeden Fall helfen würde, es als Medizin zu bekommen. Nicht nur dass es dann nicht gestreckt ist sondern auch mir keine anderen Probleme bereitet wenn ich es konsumieren.

Ich habe mich die letzten Wochen damit beschäftigt, medizinisches Cannabis zu bekommen, weil ich nicht mehr Cannabis von dem Schwarzmarkt konsumieren kann. Erstens da ich mein Führerschein nicht verlieren möchte und zweitens da mein (hoffentlich) Zukünftiger Ausbildungsplatz die Mitarbeiter testet. Nach Eurer Erfahrung, und dem was ich euch von mir erzählt habe, wie schätzt ihr die Chancen ein dass ich medizinisches Cannabis verschrieben bekomme? Ich weiß dass es viele Ärzte nicht verschreiben aber es gibt dennoch Ärzte die es tun. Habt ihr das noch Tips für die Arztsuche/Termin?

Vielen Dank im Voraus, ich hoffe der Text ist Euch nicht zu lang.
Liebe Grüße, Nick.
ganjaman420
Beiträge: 65
Registriert: Di 7. Apr 2020, 08:06

Re: Cannabis verschrieben bekommen?

Beitrag von ganjaman420 »

Den Lappen können die dir trotz Rezept weg nehmen...willkommen in Deutschland. Mit deiner Diagnose wirst du bestimmt einen Arzt finden der dir Cannabis verschreibt ,die Frage ich ob du einen kassenarzt findest der eine Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellt oder es privat bezahlen musst. Viel Erfolg bei der arztsuche
Legalize it!
niccccc
Beiträge: 4
Registriert: Di 22. Jun 2021, 17:38

Re: Cannabis verschrieben bekommen?

Beitrag von niccccc »

Vielen Dank.
Wirklich? Ich hatte mich davor auch erkundigt und es wurde gesagt, dass wenn man Cannabis nicht missbraucht und ein Rezept vorlegt, die Polizei nicht mal einen Bluttest machen darf. Gut, ich werde mich mal nach meinem Arzt in meiner nähe erkundigen, vielleicht habe ich Glück.

LG, Nick.
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Cookie
Beiträge: 5028
Registriert: Sa 27. Aug 2016, 14:20

Re: Cannabis verschrieben bekommen?

Beitrag von Cookie »

Du hast schon recht, laut Gesetz dürfen sie das nicht... aber wen interessiert schon das Gesetz ;)? Ich würde mich im Zweifel darauf berufen und durch alle Instanzen ziehen vor Gericht.
"A mind is like a parachute. It doesn't work unless it's open." - Frank Zappa
moepens
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Registriert: Fr 16. Jun 2017, 07:45

Re: Cannabis verschrieben bekommen?

Beitrag von moepens »

Es ist ein verworrenes Thema, tatsächlich kann man sich auch mit Rezept nicht sicher fühlen, insbesondere bei Unfällen.
Freno
Beiträge: 789
Registriert: Do 7. Jan 2021, 17:00

Re: Cannabis verschrieben bekommen?

Beitrag von Freno »

1) Das Cannabis-Rezept befreit nicht von dem strasssenverkehrsrechtlichen Verbot, Kraftfahrzeuge unter Einfluß von psychoaktiven (ich nenne das jetzt mal so) Substanzen zu fahren. Es gibt zahlreiche Medikamente, welche die Fähigkeit zum Führen eines Kfz oder zur Maschinenbedienung einschränken oder ausschließen. Bei einem Bluttest, der nach einem Unfall angeordnet werden kann, fallen jedoch wohl einige diese Medikamente durch die Raster der einschlägigen Tests - aber nach Cannabis wird aufgrund seiner Verbreitung auf jeden Fall gesucht.

2) Das Cannabis-Rezept, daß ich selbst gerne meinen "Kifferschein" nenne, schützt nur begrenzt vor repressiven Maßnahmen. Die Strafverfolgungsbehörden können sich zB auf den Standpunkt stellen, daß ein solches Rezept - mein aktuelles Rezept habe ich immer im Geldbeutel - durchaus kein Beweis dafür ist, daß das Cannabis, daß man bei sich trägt oder konsumiert hat, auch diesem Rezept entspricht. Eine Beschlagnahme, evtl. nach Hausdurchsuchung, könnte also durchaus gerechtfertigt sein. Dann steht man erst mal da, und erhält nach Jahr und Tag völlig nutzlosen Staub zurück und nach weiteren Jahren und Tagen erhält man - möglicherweise - ein paar Euro als Schadensersatz.

Man kann da wohl keine allgemeine Handreichung geben. Es hängt sehr viel von den konkreten Umständen "vor Ort" ab, dem "Verfolgungsdruck", und der schwankt beträchtlich nach dem "Behördengebrauch" der Polizeidirektionen und -präsidien, der Staatsanwaltschaften und Gerichte, hängt ab von den "Geringfügigkeitsverordnungen" der Bundesländer.

3) Was die "Arztsuche" anbelangt - ich würde bei den aktuellen Ärzten anfangen, auch den illegalen Konsum und die Erfahrungen bezüglich der Erkrankung "outen". Ärzte unterliegen der Schweigepflicht und sie sind nicht blöd. Sie zu belügen ist sehr, sehr schwierig - weil sie es gewohnt sind, daß man sie belügen will, aus unterschiedlichsten Gründen. Mein Eindruck ist, daß die Bereitschaft eines Arztes, Cannabis zu verschreiben, sehr stark davon abhängt, in wieweit der Arzt zu dem betreffenden Patienten Vertrauen haben kann in dem Sinne, daß der Patient mit dem Cannabis-Rezept "keinen Scheiß baut". Cannabis als Medikament erfreut sich auch in der Ärzteschaft zunehmender Beliebtheit - man sollte da keine falsche Scheu haben. "Mehr als Nein-sagen können sie nicht."

Mein Cannabis verschreibender Arzt ist Psychiater. Er hat sich erst vor kurzem niedergelassen, war zuvor an einer Klinik tätig, wo auch mein langjähriger Psychotherpeut tätig war. Ich habe ihn als Gutachter meiner RV kennenglernt, ihm gerne Schweigefplichtsentbindungen für meinen Therapeuten "zwei Türen weiter" gegeben, von der er auch Gebraucht gemacht hatte. Mein Psychiater kann mich von daher wohl recht gut einschätzen und war sofort bereit, Cannabis auf Privatrezept zu verschreiben. Ich benötige nur 3g THC-haltiges Cannabis im Quartal und auf einen Rechtsstreit mit meiner GKV deswegen hab ich kein Bock.
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