Akne Inversa

Benutzeravatar
Cookie
Beiträge: 5028
Registriert: Sa 27. Aug 2016, 14:20

Re: Akne Inversa

Beitrag von Cookie »

Fabian23 hat geschrieben: Di 19. Jan 2021, 23:40 Ohne Cannabis bzw. THC
Ich möchte das nur klar stellen. Es muss heißen: "aus Cannabis, aber ohne THC". Sonst entsteht offenbar noch der Irrglaube, dass es irgendwie auch ohne Cannabis (= Hanf) ginge. Außerdem auch ohne die restlichen Cannabinoide und Terpene, sondern nur CBD. Nun ja ;).
"A mind is like a parachute. It doesn't work unless it's open." - Frank Zappa
Freno
Beiträge: 786
Registriert: Do 7. Jan 2021, 17:00

Re: Akne Inversa

Beitrag von Freno »

Hallo allerseits !

Ich habe da so einige Erfahrung - sowohl mit Akne Inversa, als auch mit Cannabis. Meine Akne, die ca. 2005 "invers" wurde, hat 2010/11 einen Totalzusammenbruch verusacht und eine aufwändige chirurgische Sanierung 2012/13 erforderlich gemacht, u.a. mit Hauttransplantation in Perigenital-, Leisten- und Kreuzbeinbereich bis zur rima ani. Heute habe ich so ziemlich meine Ruhe von der "Akne conglobata", wie meine aktuelle dermatologische Diagnose lautet - es kommen nur noch ein paar Abszesse pro Jahr vor, die regelmässig von mir selbst zur unkomplizierten Läsion bzw Remission gebracht werden können. Ambulante Aufspaltungen brauchte ich seit der großen OP nur noch 2x.

Cannabis hat mir in der Tat geholfen und das ist insofern sogar wissenschaftlich untersucht: die Einnahme von Cannabis verursacht u.a. eine Entspannung der oberen Schichten der Muskulatur, die auch die Haut auseinanderzieht und Abszesse zur spontanen Läsion bringen kann. Soetwas habe ich mehrfach erleben und mit Fachleuten besprechen dürfen.

Cannabis dämpft aber auch den Einfluß desjenigen Teils der Psyche, aus dem regelmässig psychosomatische Symptome verursacht werden - in der psychoanalytischen Terminologie wird dieser Teil regelmässig mit Sigmund Freud das "Über-ich" genannt. Das hören viele Akne-Patienten ungerne - aber die Krankheit ist in sehr vielen Fällen psychosomatisch zumindest mitverursacht. Bei mir selbst war es die Hauptursache gewesen und die ist durch eine Fachpsychotherapie an einer Uni-Klinik behoben worden - mein Therapeut geht in 2 Monaten in Ruhestand, eine Empfehlung kann ich also nicht mehr abgeben für ihn. Aktiv ist aber noch Prof. Dr. Gieler, der Leiter der Hautklinik der Uni-Klinik Gießen, der mir allerdings nur als Autor bekannt geworden ist. Solche Experten führen idR eine Anamnese durch und verweisen dann an einen Kollegen in Wohnortnähe des Patienten, sofern keine stationäre Behandlung indiziert ist oder der Patient aus dem örtlichen Umfeld kommt.

Cannabis kann also die Symptome dämpfen, in günstigen Fällen zur Symptomfreiheit führen - aber die Ursache einer psychosomatischen Akne ist nur durch entsprechende Fachpsychotherapie zu beheben oder nachhaltig zu lindern. Bei mir war dazu eine Psychoanalyse notwendig - das ist sehr aufwendig und belastend, aber es lohnt sich.

Mein Rat an Akne-Patienten ist also, eine Vorstellung bei einem Psychodermatologen herbeizuführen, auch wenn dafür lange Anreisen erforderlich sind. Dieser kann dann eine Indikation für eine Fachpsychotherapie stellen, selbst durchführen oder an einen Kollegen in Wohnortnähe verweisen.

Ob Cannabis durch Allgemeinmediziner oder Hautärzte aktuell verschrieben werden kann, weiß ich nicht. Meine Cannabisverschreibung erfolgt durch meinen Psychiater wegen psychiatrischer Comorbiditäten. Da mein Bedarf mit ca. 1 g Blüten / Monat sehr gering ist, haben wir eine Antragstellung bei der GKV erst garnicht versucht - man "mauert" bei der GKV offenbar immer noch gerne und Sozialgerichtsprozesse dauern regelmässig mehrere Jahre in der Erstinstanz.

Greets
Kordel96
Beiträge: 1
Registriert: Fr 20. Jan 2023, 14:59

Re: Akne Inversa

Beitrag von Kordel96 »

Alter 26j. Berufstätig, Hobbies Freunde und mehr.

Guten Tag,
Ich kann mich in jede einzelne Situation hier zutiefst reinversetzen, denn ich leide seit meinem 11. Lebensjahr an Acne Inversa und habe seither jährlich schon fast quartalsmäßig Operationen stationär und ambulant gehabt. Mal nur eine einzelne Stelle und dann Mal den Sinus pilonidalis( faustgroßer Abszess am scheißbein) noch zugleich mit anderen Stellen. Achja die Krankheit raubt einen den letzten Nerv.
Sagen wir es Mal so ich hab mehr Ops und Therapien durch als so manch ein Rentner.


Vorweg; Cannabis hilft mir zu 100% mit der Krankheit umzugehen! Meine Symptome sowie mein Leid das die Krankheit ein großer Bestandteil meines Lebens ist sind absolut minimiert und meist sogar verpufft.
Persönlich sag ich das sich mein Leben um 95% gebessert hat.
Ja ich bezog mein cannabis aus illegalen quellen, hab selbst die Kenntnis erlangt nach Konsum und Pausen von 2013- Ende 2022 das ich jedes Mal von vorne geplagt werde und binnen maximal eines Monats direkt wieder unter den OP Tisch komme.
Ja schon gestern wurd ich wieder operiert und hätte bei Verschlimmerung meinen Hoden verlieren können. !!!!!!!!!!!!!!
Und wie es sich jeder hier denken könnte mit meinen süßen 26 Jahren dann nicht mehr zeugungsfähig gewesen wäre.
Ach so nebenbei erwähnt, leide ich passiv unter dem ausmaß vonacne inversa, aktiv unter Tics die mein Blut sieden lassen.

Na Gott sei Dank interessiert es keinen Arzt was man hat wäre ja auch zu einfach wenn ich mein Leben erfüllt leben dürfte ohne Schmerz und Leid.

Wer Kennts?
- ist doch nur ein Pickel hab dich nicht so
- Beleidigungen weil du ne Pickelmaschine bist
- negative äußerungen von Kollegen
- na auch durch gefühlt 100 jobs gezogen weil die Krankheit kein Arbeitgeber mitmacht?

Es wird Zeit das wir Stellung nehmen und uns nicht mehr rumschupsen lassen.
99% der ärzte ( meines Erachtens) sehen nur das Geld 💸💰 und wollen dich gleich direkt operieren und am liebsten deinen ganzen körper Aufschneiden.
Ja wieso auch nicht? Ist ja nicht den Ihr körper. Braucht denen ja nicht zu interessieren ob sie Menschen verstümmeln und sich dadurch an paar kröten mehr bereichern.

Es kann sich doch keiner in unserer Lage hineinversetzen. Klar ich finde es mega geil alle paar Wochen operiert zu werden, vielleicht werde ich ja noch Sadist und schneide mir irgendwann ins eigene Fleisch wer weiss? Ne Spass bei Seite.

Wenn jemand einen Arzt in Berlin hat der sich dort bestens hineinversetzen kann und dementsprechend therapiert bitte ich um Hilfe. Ich fahre auch in andere bundesländer aber ich bin es leid.

Wenn jemand eine Idee hat wie ich das mit Hilfe eurer Publik mache, sehr gerne ich Stelle mich gerne an die Front und rede über das leid das wir tragen.

Freundliche grüße und beste Genesungswünsche,
Euer Kordel
Freno
Beiträge: 786
Registriert: Do 7. Jan 2021, 17:00

Re: Akne Inversa

Beitrag von Freno »

Hi Kordel !

Ich bin der Verfasser des posts unmittelbar über dem Deinigen und kann Deine Lage wohl recht gut nachvollziehen.

Ich wiederhole meinen Rat, Kontakt zu einem Psychodermatologen zu suchen. Meine eigene Akne inversa war psychosomatisch induziert gewesen und ist durch die Behandlung bei einem Fachpsychotherpeuten zur Akne conclobata remittiert, die ich heute jedoch sehr gut im Griff habe. Diese Behandlung hat allerdings mehrere Jahre in Anspruch genommen, enthielt v.a. auch eine Psychoanalyse - das ist Psychotherapie hardcore, aber bei dem mir bekannten Leidensdruck der Akne inversa hält man das aus.

Mein Therapeut war PD Dr. Seikowski an der Uni-Klinik Leipzig - leider ist er 2021 in Ruhestand getreten. Eine weitere mögliche Anlaufstelle kann die Hautklinik der Uni Gießen sein, deren Leiter - nach meinem möglicherweise veralteten - Kenntnisstand Prof. Dr. Uwe Gieler war oder ist, den man ebenfalls zu den führenden deutschen Psychodermatologen rechnen kann. Seikowski und Gieler haben mehrere Bücher darüber zusammen verfasst - einfach mal googlen ! Insbesondere Gieler hat auch sehr viel populärwissenschaftlich veröffentlich, Seikowski wendet sich eher an das Fachpublikum.

Die psychosomatische Pathogenese von Akne inversa ist wissenschaftlich "nicht belegt", weil kaum erforscht. Seikowski sagte mal zu mir, er hätte in seinem langen Berufsleben vielleicht 10 Patienten mit Akne inversa gehabt - sie ist ja auch sehr selten. In den Akne-Inversa-Selbsthilfeforen, in denen ich mich auch zeitweise herumgetrieben hatte, wird die psychosomatische Pathogenese vehement bestritten: "Wir sind doch nicht bekloppt !" Statt dessen werden dort idR veraltete somatische Erklärungsmodelle herumgereicht, die in der dermatologischen Fachliteratur schon lange nicht mehr vertreten werden. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

Ich habe davon gehört, daß es auch an der Charité Fachleute für Psychodermatologie geben sollte, konnte das aber bislang nicht verifizieren.

Alles Gute !
Freno
Beiträge: 786
Registriert: Do 7. Jan 2021, 17:00

Re: Akne Inversa

Beitrag von Freno »

Für die akuten Symptome der Akne habe ich auch so einige gute Tipps parat:

Aus der "Schulmedizin": 2 Antibiotika-Salben namens "Diprogenta" und "Nadixa" - sie eignen sich besonders für die Bekämpfung von Entzündungen und sind auch im Anfangsstadium der Abszeßbildung hoch wirksam. Ich trage sie stets "am Mann", wenn ich meine Wohnung für länger als 2 h verlasse. (Ich habe da eh so 1 "Reiseapotheke".) Beide Salben sind verschreibungspflichtig.

Aus der Naturheilkunde kann ich zunächst Walnussöl empfehlen, Ich kaufe es regelmässig bei Kaufland, wo's 0,5 l für 4-5 € gibt. Es wirkt äusserlich bei Abszessen etc und auch bei der oralen Einnahme. Es schmeckt ja sehr lecker zB in Salaten. Schwarzkümmelöl kenne ich auch, spricht aber bei mir idR nicht so gut an, wie Walnussöl.

Zur Beförderung der Abheilung von Abszessen, Furunkeln und zur Narbenpflege verwende ich Shea-Butter und eine selbst hergestellte Salbe auf der Basis von Schweineschmalz mit den Wirkstoffen Wermut und Grau behaarte Zistrose - eine Art Weidenröschen aus dem Mittelmeerraum. Auf 500 g Schmalz nehme ich je 3 EL der Kräuter. Das Schmalz muß aber allerbeste Qualität haben, weiß wie frisch gefallener Schnee, ohne Einschlüsse - "Grieben" - und trocken. Schmalz, das feucht glänzt, und/oder leicht bräunlich ist, enthält viel Wasser, das die Bakterien begünstigt. Es wird sehr schnell ranzig. Aus gutem Schmalz hergestellte Salben sind im Kühlschrank jahrelang haltbar, ua deswegen, weil die Kräuter stark antibiotisch sind.

Weiter kann ich Kälteanwendungen nach Kneipp empfehlen, va kalte Bäder - "Winterbaden". Die Hautdurchblutung wird dabei regelrecht angepeitscht. Ich habe es oft erlebt, daß sich Abszesse nach kalten Bädern spontan geöffnet haben. Das ist allerdings "hardcore", recht zeitaufwendig und verlangt viel Selbstdisziplin.

Über die Herstellung von Schmalzsalben und Kneipp-Anwendungen kann man sich leicht mit google & Co schlau machen.

Aber ich wiederhole: nach meiner eigenen Erfahrung ist Akne (inversa) eine im wesentlichen psychosomatisch induzierte Erkrankung, die kausal nur nur eine Fachpsychotherapie angegangen werden kann, die im Regelfall eine Psychoanalyse beeinhaltet. Nur dann, wenn die psychische "Energiequelle" der Krankheit aufgedeckt wird, kann sie eliminiert oder wenigestens soweit gemindert werden, daß ein halbwegs normales Leben möglich ist.
Antworten

Zurück zu „Cannabis als Medizin“