Cannabis hilft nicht jedem

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Florian Rister
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Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von Florian Rister »

"Cannabis hilft nicht jedem" titelt die Deutsche Apotheker Zeitung.

"Cannabis hilft jedem Zweiten" ist jedoch das wahre Ergebnis der zitierten Studie, und dies geht sogar aus deren Artikel hervor.
Ganz davon abgesehen, dass diese "Studie" nur 12 Teilnehmer hatte, und mit ihrem Versuchsaufbau (feurige Chilicreme auf die Haut schmieren) nicht gerade wissenschaftlich sinnvoll erscheint.

http://www.deutsche-apotheker-zeitung.d ... ment-15736
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Fraagender

Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von Fraagender »

@Uluvit

auch wenn dir das jetzt nicht viel hilft und evtl ein wenig am Thema vorbei ist: "Rick Simpson Story" mal bei Youtube anschauen... kennste ja vielleicht auch schon...

ich weiß wie sauschwer die lage ist wenn man Krebs hat und sich entscheidet ob man auf eigene Faust etwas "Alternatives" ausprobiert oder doch den Ärzten vertraut und die Chemoschiene mitmacht... meine Mutter hatte vor einigen Jahren - genaugenomenn Jahrelang das "Vergnügen"...

Ich habe immer gesagt "Wenn ich jemals krebs haben werde, ich würde nieeeeee ne Chemo machen- egal was die Ärzte sagen"- aber ich denke in der Situation ist das was komplett anderes als als Aussenstehender

Hoffentlich ändert sich der "Zeitgeist" bald und gewisse "alternativen" werden dann zu Standards...
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Aleã
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Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von Aleã »

Ein älterer, ähnlicher Link, den ich schon länger im Browser hatte:

http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... 1740935191
Dr. Winfried Meißner, Schmerztherapieleiter am Uniklinikum Jena, will Patienten ein realistisches Bild über Cannabis-Medikamente vermitteln. Im Gespräch mit Sabine Spitzer erklärt er, dass die Mittel zwar wenig schaden, aber auch nicht besonders stark wirken.
Also im Grunde genommen würde das schon jeden Cannabis-Enthusiast sicherlich wütend machen, aber im Grunde genommen finde ich den Artikel sehr realitätsnah ((Dia-)Morphin/Oxycodon/etc. vs. Cannabis bei Schmerzen, wer gewinnt wohl öfter - was hat weniger potenzielle NWs?) als auch erschreckend, wie sehr die Politik sträubt und windet, vorbeiredet und lieber zum Krieg gegen Drogen aufruft etwas zu relegalisieren, was in Wahrheit:

"gar Nix...Null!"

macht!

Vor Allem schadet das ebenfalls den Patienten: Überall wird gesagt:

"Boah! Killerhaschisch! Illegal, total gesundheitschädlich...Cannabis ist keine weiche Droge...BtmG-Rezept, nur Experten, keine Zulassung, so gefährlich, dass man erst zum Richter muss für Cannabis, Ausnahmeregelung, Psychose! Psychose! Dronabinol ist nun endlich erhältlich dank Phillip! Dronabinol war lange Verboten wegen Missbrauch und so und daher in BtMG Anlage II. Musste erst überprüft werden von Experten, usw. Keine Zulassung! Nicht als 1.Wahl geeignet, zu gefährlich. Zu unberechenbar! Opiate sind sicher! THC ist experimentell! Krankenkasse übernimmt nicht. Wirkung ist kaum belegt! Studien werden wegen möglicher Gefahren der Probanden kaum genehmigt. Killerstoff!!!1"

...und dann hat man es dennoch nach all diesen Sprüchen nach Monaten von Ärzten, Medien und Angehörigen und dann ZACK! Kaum Wirkung! ^^
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bushdoctor
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Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von bushdoctor »

Aleã hat geschrieben: http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... 1740935191
Dr. Winfried Meißner, Schmerztherapieleiter am Uniklinikum Jena, will Patienten ein realistisches Bild über Cannabis-Medikamente vermitteln. Im Gespräch mit Sabine Spitzer erklärt er, dass die Mittel zwar wenig schaden, aber auch nicht besonders stark wirken.
Aus dem Interview:

Frage: Wie wirkt Dronabinol genau?

Antwort:
Es gibt zwei Rezeptoren im Körper, wo die Cannabis-Substanz andocken kann. Das deutet darauf hin, dass der Körper diese Substanz auch selbst herstellt. Ähnlich wie bei den Opiaten. Die beiden Rezeptoren haben unterschiedliche Wirkungen. Und derzeit wird versucht, diese so zu entwickeln, dass sie gezielter wirken.

Oh Mann! Da hat die Thüringer Allgemein ja einen super Experten als Gesprächspartner gefunden... Diesem Herren sollte die Leitung des Bereichs Schmerzmedizin entzogen werden...

Der betreibt "Scherzmedizin"!

"Das deutet darauf hin, dass der Körper diese Substanz auch selbst herstellt". Der hat wohl noch nie eine Fortbildung zum Thema Endocannabinoid-System besucht... Ausserdem möchte er die Rezeptoren verbessern...

Oje, oje,... ich konnte einfach nicht mehr weiterlesen, durch diese Aussagen hat sich der Herr selber disqualifiziert!
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Aleã
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Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von Aleã »

uii... diesen großen Fehler habe ich ja gar nicht bemerkt! :D
Da hat die Thüringer Allgemein ja einen super Experten als Gesprächspartner gefunden...
Naja, es gibt halt nicht viele ausgebildete Schmerztherapeuten. War vielleicht der Einzigste, der Zeit hatte, weil vielleicht ein Patient abgesprungen ist :lol: ...

Aber trotzdem möchte ich gerne wissen, wie nun Dronabinol allgemein bei den Patienten ankommt, außer eben:
"Es hat über Monate und 4 Dutzend Nerven gekostet bis ich es verschrieben bekam und bezahlen konnte - also MUSS es wirken!"

Es gibt ebenfalls außer kleineren Studien nur Einzelfallberichte in eingeschränkten Themen. So bringt es eigentlich auch nichts, - aber es verwundert mich - wenn ich sage, dass in meiner örtlichen Apotheke schon ein Tourette-Patient mal Marinol verschrieben bekam. Dies war entweder nur ein ziemlich seltener Zufall oder es gibt durchaus mehr Leute, die Dronabinol verschrieben bekommen, als uns bekannt ist.

Dieser Patient hat es jedoch abgesetzt , da Marinol "zu schwach" wirkte.

In englischen Cannabisforen wird Marinol/Dronabinol ebenfalls größtenteils als "schwach bis unwirksam" gegen größere Leiden bezeichnet bzw. über einen Artikel darüber diskutiert. Ob diese Patienten dann auf "inhalierbares echtes Cannabis" umgestiegen sind oder doch danach die konventionellen Medikamente umgestiegen sind, ist mir nicht bekannt.

EDIT @Offtopic: Bei der Gelegenheit fällt mir noch eine Sache ein. Selbst wenn man sogar ein Dronabinol/Marinol-Rezept hat, muss man erst eine Apotheke finden, die es importieren/zubereiten kann. Und das braucht wieder einen Monat! ^^
Exabytez
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Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von Exabytez »

Also ich habe seit einer Weile leichte Knieschmerzen nach längerem Sitzen, als ich das letzte Mal 'nen chilligen gemacht habe, waren die Schmerzen jedoch ziemlich extrem statt gesenkt. Kann daran liegen, dass ich in der Zeit meist nur dazu draußen war, oder es lag an irgendeiner anderen Kleinigkeit.. Jedoch hatte ich mich gewundert, dass die Schmerzen so extrem wurden. Heißt das, bei mir gibt es eine solche Wirkung nicht? Oder kann es auch an der Sorte liegen?
Hoffe, die Frage passt hier.
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bushdoctor
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Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von bushdoctor »

Exabytez hat geschrieben:Also ich habe seit einer Weile leichte Knieschmerzen nach längerem Sitzen, als ich das letzte Mal 'nen chilligen gemacht habe, waren die Schmerzen jedoch ziemlich extrem statt gesenkt. Kann daran liegen, dass ich in der Zeit meist nur dazu draußen war, oder es lag an irgendeiner anderen Kleinigkeit.. Jedoch hatte ich mich gewundert, dass die Schmerzen so extrem wurden. Heißt das, bei mir gibt es eine solche Wirkung nicht? Oder kann es auch an der Sorte liegen?
Ich bin kein Mediziner, aber Schmerzen sind nicht unbedingt etwas schlechtes. Sie gehören zum Heilprozess und sollen Dir sagen "Pass auf! Schone Dich!".

Wichtig wäre für mich jetzt zu wissen, wie die Schmerzen am nächsten Tag waren. Besser oder genauso?
Ich hatte auch schon oft die Erfahrung gemacht, dass Cannabis bei bestimmten Schmerzen keine unmittelbare Verbesserung verschafte sondern eher "kontraproduktiv" wirkte. In der Regel waren aber die Schmerzen am nächsten Tag deutlich weniger...

Dass Cannabis nicht DAS Schmerzmittel schlechthin ist, sollte mittlerweile bekannt sein. Es hilft sehr gut bei neuropathischen Schmerzen, die mit "falsch verdrahteten" bzw. defekten Nervenzellen zusammenhängen. Sogenannte physiologische Schmerzen können aber auch verstärkt werden.

Sollte aber der Schmerz aus einem inneren Entzündungsprozess herrühren, dann kann Cannabis sehr gut wirken ohne direkt den Schmerz zu bekämpfen, einfach indem die entzündungshemmenden Cannabinoide ihre Arbeit tun. => Schmerzlinderung nach ein paar Tagen
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Aleã
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Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von Aleã »

Soweit ich es verstanden habe:

Cannabis verstärkt akute Schmerzen wie z.B. Besuch beim Zahnarzt, plötzliche Kopfschmerzen, Schmerzen wegen Prellungen, Unbequemer Sitzposition, Stiche, etc.

Cannabis schwächt jedoch chronische Schmerzen wie z.B. bushdoctor schon mit neuropathischen Schmerzen genannt hat.

D.h. quasi für mich in Kürze es hilft dem Körper/Geist in Bezug auf die Schmerzen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren...

Im Bereich Schmerzen und Therapie kenne ich mich aber selbst als Hobby-Recherchierer nicht aus...
Dass Cannabis nicht DAS Schmerzmittel schlechthin ist, sollte mittlerweile bekannt sein.
Was mich sehr interessiert , welche Substanz genau für eine (mögliche) akute schmerzstillende Wirkung verantwortlich ist und ob es sogar fiebersenkend sein kann.

Paracetamol z.B. ist ein indirektes Cannabinoid-Medikament, und das macht die Sache mit den Rezeptoren noch geheimnisvoller und diese Substanz gibt's in jeder Apotheke weil nun angeblich...
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bushdoctor
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Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von bushdoctor »

Aleã hat geschrieben: D.h. quasi für mich in Kürze es hilft dem Körper/Geist in Bezug auf die Schmerzen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren...
Damit hast Du es vermutlich richtig auf den Punkt gebracht, Alea! Genauso sehe ich das auch.
Aleã hat geschrieben: Was mich sehr interessiert , welche Substanz genau für eine (mögliche) akute schmerzstillende Wirkung verantwortlich ist und ob es sogar fiebersenkend sein kann.
Schmerzen sind ein vielschichtiges Thema! Ich kenne jemand, der ständig Schmerzen hat, aber jeder "Doktor" zu ihm sagt, er könne "körperlich" nichts feststellen: Blutbild "sauber", Patient gesund! Helfen kann ihm niemand und an Cannabis hat er sich noch nicht herangetraut, weil das ja eine verbotene Droge ist und ausserdem die Familie dagegen ist. Dann doch lieber leiden...

Für die akute Schmerzempfindung scheint u.a. dieser Rezeptor verantwortlich zu sein: TRPV1 und ich konnte herausfinden, dass CBD speziell bei diesem Rezeptor ansetzen könnte: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1575333/

Wie als medizinische Laien werden in dieser Materie sicherlich zu keinem befriedigenden Schluss kommen.
Dass Cannabis auch fiebersenkend wirkt hängt vermutlich mit dem Endocannabinoid-System zusammen, so dass alles was in dieses System irgendwie eingreift ("Aspirin", Paracetamol, etc.) eben auch fiebersenkend wirkt.
Don Quischotte
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Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von Don Quischotte »

An Flo!

ich weiss nicht in welchen zusammenhang diese chilicreme angewendet wurde, aber der wirkstoff von chilies (Capsaicin)
soll auch gesundende wirkung Bei einigen körperlichen erscheinungen.
ist ähnlich wie beim Cannabis, nur das es nicht illegal ist! in rauheren mengen kann chili auch berauschend wirken
If you see the Cops, warn a brother
zedorock
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Re: Cannabis hilft nicht jedem

Beitrag von zedorock »

manchmal hat man nach dem kiffen immer noch schmerzen, aber man vergisst sie.
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