Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

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Bom
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Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Bom »

Hallo,

bitte verschiebt den Thread, wenn er hier nicht reinpasst, mir kam es so am sinnvollsten vor.

Ich war letztens wieder mal bei Ikea, obwohl ich mir jedes mal denke, dass ich mir nächstes mal Holzmöbel statt Pappe kaufe...

Folgendes Plakat hat mich da angegrinst:

Bild

Bild



1. Es ist sehr gut, dass Ikea das Problem erkannt hat, super.

2. Es ist sehr SCHLECHT, dass dem Käufer wiedermal "Heile Welt" vorgegaukelt wird... Ich habe mich mal umgesehen und allerhöchstens 10% aller Textilien stammten aus Pakistan bzw. Indien. 90% stammen aus China.

3. Wie wir alle wissen lässt sich das Pestizid- (und evtl auch das Wasser-)Problem ganz leicht lösen: Hanf. Hanf benötigt, zum Ärgernis der Chemieindustrie, keine Pestizide. Hanftextilien sind also nicht nur die "Alternative", sondern eine NOTWENDIGKEIT!

4. Wie erreichen wir Ikea mit der größtmöglichen Wirkung? Was kann man tun?


Bin auf eure Kommentare und Ideen gespannt, besonders auf Georgs und Max'
Ich denke, wenn der DHV Ikea offiziell darauf aufmerksam macht, könnte man etwas erreichen. Vor allem hätte man die Möglichkeit die vermutlich negativ ausfallende Antwort angemessen publik zu machen...

Liebe Grüße,
der Bom
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Florian Rister
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Florian Rister »

Naja.

Alle großen Warenhausketten machen momentan auf "Bio-Cotton". Das ist natürlich verlogen bis zum geht nicht mehr. Baumwolle kann man gar nicht biologisch anbauen. Dass man jetzt "weniger Pestizide" benutzt, macht aus einem chemisch verseuchten Agrarprodukt keine Bioware.

Aber ich kann nicht erkennen, warum irgendjemand an dem Punkt auf uns hören sollte. Die Öffentlichkeit und die Konsumenten sind glücklich, wenn sie das GEFÜHL haben es passiert etwas in Richtung Bio. Die wollen doch gar nicht wirklich etwas ändern, geschweige denn dafür bezahlen.

Und Hanftextilien sind nunmal immer noch recht teuer. Das liegt an fehlenden Technologien und Maschinen, fehlender industrieller Struktur. Alles ist auf Baumwolle ausgerichtet, und das können wir als DHV sicher nicht ändern.

Das liegt alleine in der Macht der Verbraucher: Wenn wir mehr Hanftextilien kaufen, dann werden die mehr hergestellt und dadurch auch billiger. Und irgendwann springen auch die großen Warenhäuser wie IKEA auf den fahrenden Zug auf. Von sich aus werden die nichts machen.
Und jetzt Hand hoch: Wer hat mehr als 3 Hanftextilien im Schrank hängen?

Meine Hand bleibt leider unten :(
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Bom
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Bom »

groooveman85 hat geschrieben: Und Hanftextilien sind nunmal immer noch recht teuer. Das liegt an fehlenden Technologien und Maschinen, fehlender industrieller Struktur. Alles ist auf Baumwolle ausgerichtet[...]

...hmm ich muss dir da leider widersprechen. Hanffaser lässt sich bis auf 50tex (50g pro km garn) verarbeiten, das ist doppelt so fein, wie man es für eine jeans bräuchte. sie lässt sich auf stinknormalen webstühlen verarbeiten, die für baumwollfäden gebaut wurden. Nur mal angenommen: Ikea würde hanffasertextilien produzieren lassen - das würde sich ziemlich dolle auf den (hanftextilien-)preis auswirken, und zwar positiv. und aufs immage des hanf als nutzpflanze. zudem könnte ikea damit protzen, dass sie ja die fortschrittlichsten und modernsten seien...

klar, das wird schon nicht passieren, dafür ist die hanffaser viel zu robust-.-


also, was ich eigentlich kritisieren wollte: der preis kommt hauptsächlich von der mangelnden nachfrage (und damit auch dem angebot), nicht von nicht vorhandenen maschinen. :)
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Nordel
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Nordel »

Bom hat geschrieben:also, was ich eigentlich kritisieren wollte: der preis kommt hauptsächlich von der mangelnden nachfrage (und damit auch dem angebot), nicht von nicht vorhandenen maschinen. :)
Und die mangelnde Nachfrage kommt wiederum durch den hohen Preis zustande, das ist ein Teufelskreis. :(
Maschinen, die bei der Ernte und Weiterverarbeitung helfen, gibt es ganz bestimmt, die kamen ja bereits kurze Zeit nach der Erfindung des Nylons auf dem Markt, wurden allerdings nicht mehr benötigt, weil der Hanfanbau zu dieser Zeit bereits illegal war. Ich glaube groooveman85 wollte auch nicht darauf hinaus, dass es diese Maschinen nicht gibt, sondern dass die Industrie ihre Maschinen auf Baumwolle ausgelegt haben und umrüsten müssten. Die Firmen müssten also neue Maschinen kaufen und das ist eine enorme Investition, die sich erst nach Jahren bezahlt macht.

Ich glaub der hohe Preis für Hanftextilien resultiert aber nicht nur aus der geringen Nachfrage, sondern weil die Anbauflächen für Hanf beschränkt sind. Weltweit wird sehr wenig Hanf angebaut, vor allem in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Ich hatte mich einmal beim Hanfhaus erkundigt, warum die kein Hanfpapier im Sortiment führen und ich erhielt als Antwort, dass die Nachfrage dafür zwar enorm ist, aber es wären kaum Lieferanten für Hanfpapier vorhanden. Diese gesetzlichen Beschränkungen auf die Anbauflächen, auf die Durchführung des Anbaus und die ständigen Kontrollen, welche die Landwirte über sich ergehen lassen müssen, lassen den Preis so extrem in die Höhe schießen. Wenn die Anbauflächen nicht so stark eingeschränkt wären und sozusagen jeder Landwirt auf seinem Feld Nutzhanf anpflanzen dürfte, wären mehr Rohfasern vorhanden, dadurch würde der Preis für diese Rohfasern stark fallen, was sich in der Produktion dann auch auf die Endprodukte bemerkbar machen würde. Das ist wie beim Gold oder Platin, desto weniger davon vorhanden ist, desto teurer die Kosten, desto teurer sind auch die Produkte, die aus diesen Gütern hergestellt werden (Armbänder, Ketten, Uhren, usw.).

Nette Grüße
Nordel
"Wer die Wahrheit nicht kennt, ist nur ein Dummkopf. Wer sie aber kennt und sie eine Lüge nennt, ist ein Verbrecher." (Galileo Galilei)
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Bom
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Bom »

http://archiv.hanflobby.de/infohanf/wissen/nutz.html

also aus dem geschriebenen auf dieser seite schließe ich, dass es zwar empfehlenswert ist, sich spezielle mähbalken zuzulegen, aber dass es auch mit dem "normalen" mähbalken geht, bzw. einem doppelten...

interessant wäre hier auch die vierte seite:
http://www.inaro.de/download/Qualitat.PDF

oder diese:
http://www.hanfthal.at/tourismus/hsv_gmbh.html

ja, wenn man auf dauer hanf anbaut, ist ein spezialmähwerk wohl sinnvoll, die seiten haben mich überzeugt ;)
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Georg Wurth
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Georg Wurth »

Soweit ist das sehe, liegt das "Maschinen-Problem" bei Hanf-Textilien nicht beim Mähen oder Weben, sondern bei der ersten Verarbeitung der Fasern zu Garn. Diese riesen Maschinen sind wohl weltweit auf Baumwolle ausgelegt und kommen mit den starken Hanffasern nicht klar. Es gibt verschiedene Forschungsprojekte, wie die Hanffaser evtl. so (chemisch) verarbeitet werden kann, sie sie doch über diese Maschinen laufen kann.
Aber das nur nebenbei. Einen Protestmailer o.ä. fände ich hier auch etwas overdosed und ich finde den Trend an sich gar nicht schlecht, dass die Ketten austesten, inwieweit die Kunden bereit sind, für weniger Pestizide beim Baumwollanbau mehr Geld zu bezahlen, auch wenn das dann immer noch nicht wirklich öko ist.

Ich könnte mir aber vorstellen, IKEA eine kurze, freundliche mail (oder von mir aus auch Brief) zu schreiben mit der Frage, ob sie überhaupt an Hanf gedacht haben, als sie ökologischere Textilien ins Programm aufnehmen wollten und wenn ja, warum sie sich dagegen entschieden haben. Das wäre erstmal für uns eine interessante Info und für sie vielleicht ein Denkanstoß. Wobei das vielleicht sogar besser kommt, wenn die Frage von einem einfachen Kunden kommt als von einem Hanf-Interessenverband. Von daher vielleicht auch einfach selbst machen. Was meint ihr?
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Bom
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Bom »

Georg Wurth hat geschrieben:Diese eltweit auf Baumwolle ausgelegt und kommen mit den starken Hanffasern nicht klar. Es gibt verschiedene Forschungsprojekte, wie die Hanffaser evtl. so (chemisch) verarbeitet werden kann, sie sie doch über diese Maschinen laufen kann.

Also soweit ich weiß lässt sich die Hanffaser "cottonisieren", dann müsste sich eigentlich das Problem lösen... ich habe einen Bericht gelesen, dass es wissenschaftler (schweiz) gab, die es geschafft haben Hanfgarn auf "normalen" baumwollmaschinen zu verarbeiten... leider fehlt mir im moment der beleg, ich such ihn bei gelegenheit raus... hier etwas zum Verfahren der Cottonisierung:
http://www.consequent.org/consequent/ma ... leinen.htm

Was den Brief angeht: Ich denke, dass es am wirkungsvollsten ist, wenn sich ein paar "privatleute" zusammensetzen (könnten die Oldenburger zB machen, wenn wir es mal auf die reihe kriegen, uns zu treffen :? ) und wenns von euch, Georg und Max, noch ein briefchen gibt, ist das bestimmt auch nicht verkehrt. man erreicht ikea dann ja auf zwei recht unterschiedliche wege - Verein und Privatperson/Ikea"Konsument".
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CosmicWizard
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von CosmicWizard »

Ich finde deine Idee sehr gut, Georg. So könnte man sich zumindest Klarheit verschaffen.
Georg Wurth
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Georg Wurth »

Bom hat geschrieben:
Georg Wurth hat geschrieben:Diese eltweit auf Baumwolle ausgelegt und kommen mit den starken Hanffasern nicht klar. Es gibt verschiedene Forschungsprojekte, wie die Hanffaser evtl. so (chemisch) verarbeitet werden kann, sie sie doch über diese Maschinen laufen kann.
Also soweit ich weiß lässt sich die Hanffaser "cottonisieren", dann müsste sich eigentlich das Problem lösen... ich habe einen Bericht gelesen, dass es wissenschaftler (schweiz) gab, die es geschafft haben Hanfgarn auf "normalen" baumwollmaschinen zu verarbeiten... leider fehlt mir im moment der beleg, ich such ihn bei gelegenheit raus... hier etwas zum Verfahren der Cottonisierung:
http://www.consequent.org/consequent/ma ... leinen.htm
jaja, eben, das ganze ist wissenschaftlich relativ weit vorangeschritten, hat aber noch nicht wirklich die Realität erreicht. Es bräuchte halt jetzt mal einen großen Player, der da rangeht..
Georg Wurth
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Georg Wurth »

Also dann, bin gespannt auf euren Brief-Entwurf...
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Bom
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Bom »

ich bin leider furchtbar im stress momentan. für schreib aktionen bin ich leider leider erst wieder mitte april zu haben :( blödes studium -.-
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Chaos
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Chaos »

Ich denke übrigens, dass sich das ähnlich wie mit Bioprodukten (Nahrungsmitteln) entwickeln wird.

Meine Oma kauft schon mehr oder weniger ihr Leben lang Bioprodukte (natürlich nicht alles). Damals war es im Verhältnis noch deutlich teurer als heute. Ich weiß nicht genau wer es gesagt hat "Man ist ein Pionier". So eine Umstellung geschieht nicht in ein paar Jahren, dass ist ein deutlich längerer Prozess.

Viel Aufklärungsarbeit, Antilobbyarbeit und ein paar (Gift-)Skandale können mit viel Zeit was ändern =)
Dieser Kommentar (verfasst nach bestem Wissen und Gewissen) stellt (abgesehen von Zitaten und Links) meine persönliche Meinung, nie aber eine Rechts- oder medizinische Beratung, dar. Weder garantiere noch hafte ich für die Richtigkeit meiner Aussagen.
Florian Rister
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Florian Rister »

Also wenn ihr die Idee wirklich gut findet, schreib ich euch morgen nen Entwurf, den kann man ja theoretisch an alle großen Textilketten schicken.

Ich weiß nur nicht, was da groß rumkommen soll. Naja mal gucken, wenn man es an viele schickt ist bestimmt die eine oder andere lustige Antwort dabei.
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Georg Wurth
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Georg Wurth »

Ein guter Impuls ist es bestimmt...
Georg Wurth
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Georg Wurth »

Das passt prima hier rein, aus presserechtlichen Gründen leicht gekürzt:

Nürnberger Presse, 29.02.2012
http://www.nordbayern.de/region/hoechst ... -1.1886611

Mehr Hanf im Leben
ADELSDORF - Eine kleine Aktiengesellschaft in Adelsdorf plant eine Revolution
auf dem Bekleidungsmarkt. Bereits seit 15 Jahren produziert „HempAge“ Kleidung
aus Hanf. Vorstand Robert Hertel meint: „In 20 Jahren könnte Hanf die Baumwolle
verdrängen.“

Robert Hertel (47) aus Herzogenaurach ist von seiner Idee überzeugt: „Wir stehen
vor einer kleinen Revolution“, sagt er, während er durch das Lager der Firma im
Industriegebiet läuft. Hier stapeln sich Kartons mit Hosen, Jacken, Pullover,
Hemden — sortiert nach Farben und Größen. Kunstfasern findet man hier nicht. 30
bis 100 Prozent beträgt der Hanfanteil, die restlichen Fasern sind aus
Bio-Baumwolle. Doch noch fällt „HempAge“ aus der Reihe. Denn nur ein Prozent der
Fasern in der Bekleidungsindustrie sind aus Hanf. Baumwolle beherrscht den Markt.

Hertel ist aber überzeugt, dass Hanf im Kommen ist. Diese Faser habe zahlreiche
Vorteile: „Die Kleidung ist angenehm zu tragen, kühlt im Sommer, ist
antibakteriell und man fühlt sich darin sofort wohl“, wirbt Hertel, der seit
Jahren selbst nur Hanf trägt. Auf einen Hektar Grundfläche erziele man zudem –
im Vergleich zu Baumwolle – mindestens das Zehnfache an Ertrag. Hanfpflanzen
können außerdem ohne Einsatz von Spritzmitteln angebaut werden.

Doch Probleme bei der Verarbeitung sowie der geschichtliche Hintergrund bremsen:
„Früher hatten wir nur Kleidung aus Hanf, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der
Anbau verboten. Seit etwa 15 Jahren ist der Anbau von bestimmten Sorten wieder
erlaubt“, erzählt Hertel.(...)

Interessant ist die Pflanze derzeit aber vor allem für kleine und mittlere
Firmen, für große Kleidungshersteller ist Hanf nicht lukrativ, weil die
Herstellung fünfmal so teuer ist wie die Herstellung aus Baumwolle.

Technik hinkt hinterher
Das große Problem ist die umständliche Weiterverarbeitung. Es gebe kaum
Maschinen, mit denen die festen Fasern bearbeitet werden können. Kleidung aus
100 Prozent Hanf produziert das mittelfränkische Unternehmen mit einer 100 Jahre
alten Maschine, weil aufgrund des jahrelangen Verbotes der technische
Fortschritt fehlt.

„Die Entwicklung von neuen Maschinen ist teuer, und Hersteller befürchten, dass
es keinen Markt dafür gibt“, schildert Hertel. Die Firma „HempAge“ selbst habe
nur geringe finanzielle Möglichkeiten für die Forschung.

Dazu kommt ein Ernteproblem. Derzeit werden die Fasern und die holzigen Schäben
in Fabriken getrennt, eine saubere Trennung ist aber nicht möglich. „Wir sind
dabei, Maschinen zu entwickeln, mit denen die Bauern 100 Prozent Fasern ernten
können“, verrät Hertel. „Wenn das funktioniert, ist es eine kleine Revolution.“

Auch die Verarbeitung gestaltet sich noch schwierig. Sehr viel muss in
Handarbeit erledigt werden. „HempAge“ produziert mittlerweile in China, weil
dort auch angebaut wird. Aber: „Wir setzen auf fairen Handel“, sagt Hertel. Die
Mitarbeiter in China verdienten mindestens 345 Euro pro Monat, im Vergleich zu
Deutschland würden dort die Kosten für den Lebensunterhalt nur ein Zehntel
betragen. Auch bei der Produktion versuche „HempAge“ auf die Umwelt zu achten:
„Bei uns finden Sie kein reines Weiß und kein tiefes Schwarz.“ Denn vor allem
diese Färbungen enthalten viele Schadstoffe. „Wir verzichten komplett auf
krebserregende Stoffe“, verspricht Hertel.
Kontinuierliches Wachstum

Das Konzept scheint sich durchzusetzen: Das Unternehmen wachse mittlerweile
jährlich um rund 20 Prozent. Derzeit sind zehn Mitarbeitende in Adelsdorf tätig,
der Umsatz liegt bei 1,2 Millionen Euro. Knapp 100000 Kleidungsstücke werden
jährlich in Europa in Einzelhandelsläden für Natur-Textilien verkauft.

Die Kleidung ist dabei nicht teurer als Markenware. Jeans sind zum Beispiel ab
99 Euro, Hemden ab 59 Euro erhältlich. Hertels Ziel ist es, weiter zu wachsen. (...)

K. FREIBERGER
Florian Rister
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Florian Rister »

Hab mal einen Entwurf gemacht, wie immer fühlt euch frei Ergänzungen, Verbesserungen und Kritik loszulassen:

Der Text kann natürlich durch simples ändern des Adressaten an jede Textilkette in diesem Land geschickt werden.
Sehr geehrte IKEA-Mitarbeiter,

Mit Freude haben wir ihre aktuellen Aktionen, zum verstärkten Einsatz von biologisch angebauter Baumwolle wahrgenommen.

Wir möchten sie jedoch darauf aufmerksam machen, dass auch Bio-Baumwolle immer noch eine sehr umweltintensive Textilfaser ist. Auch beim biologischen Anbau werden große Mengen Wasser und Düngemittel verbraucht. Wasser ist jedoch in vielen der Länder, in denen Baumwolle angebaut wird, ein seltenes und begehrtes Gut. Die großen Monokulturen im Baumwollanbau schaden dabei zusätzlich den Böden, und verhindern ein regionales ökologisches Gleichgewicht.
Warum greifen Sie für ihre Produkte nicht verstärkt auf heimische, schnellwachsende Faserlieferanten wie den Hanf zurück?


Hanf wächst grundsätzlich pestizid-frei, benötigt wenig Wasser und kann noch dazu in fast allen Klimazonen angebaut werden.Dank moderner Verarbeitungsmethoden sind Hanftextilien heute auch nicht mehr rauh und farblos wie früher, sondern weich und trotzdem stabiler als reine Baumwolle. Hanffasern können in Verbindung mit anderen Naturfasern oder auch Synthetikfasern verwendet werden, und dadurch auch besonderen Anforderungen an Struktur und Optik gerecht werden.
Sicherlich sind die Kosten für Hanftextilien bei der momentanen Produktionsstruktur noch etwas höher, als für Baumwolltextilien, aber durch eine größere Produktion würden auch hier die Preise sinken.

In Anbetracht all dieser Tatsachen, ist in unseren Augen die alleinige Bewerbung von Biobaumwolle als ökologische Alternative, ein Etikettenschwindel. Nur durch die Verwendung von einer Vielzahl natürlicher Fasern lässt sich eine dauerhaft nachhaltige Textilproduktion erreichen.

In diesem Zusammenhang würden wir uns freuen, wenn sie uns die
folgenden Fragen beantworten könnten:


-Haben Sie schon einmal Hanffasern in ihren Produkten verwendet, und wenn ja in welchen?

-Vertreiben sie aktuell Hanfprodukte, wenn ja welche?

-Warum verwenden sie in ihren Produkten nicht mehr Hanffasern?

-Welche Gründe sprechen für sie gegen den Einsatz von Hanf als Textilprodukt?

Bei Interesse senden wir ihnen gerne genaueres Informationsmaterial und Kontaktadressen zu.


Mit freundlichen Grüßen,

Georg Wurth & Maximilian Plenert


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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von His Master's Voice »

@groooveman
Klingt gut.
Wir sind Millionen...
CosmicWizard
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von CosmicWizard »

His Master's Voice hat geschrieben:@groooveman
Klingt gut.
Jo!
Georg Wurth
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Georg Wurth »

prima!
Ich habe den Text jetzt abgeschickt an IKEA-SERVICE.DE4@IKEA.COM
Aber nur in meinem Namen, Max habe ich mal rausgelassen.
Auch den Hinweis am Ende, dass wir weitere Informationen und Kontakte liefern könnten, habe ich rausgelassen, da das schwieriger wäre als es sich erstmal anhört, da es in Europa praktisch kaum Strukturen für Hanftextilien gibt. Ich denke, dieses Angebot ist da erstmal nicht unbedingt notwendig.
Ansonsten habe ich nur noch ein paar kleine Fehler rausgefischt, Kommas uns "Sie"s, hier nochmal der gesamte Text, falls ihn noch jemand an weitere Firmen schicken will, dann aber wohl aus den "wir"s "ich"s machen...:

==========

Sehr geehrte IKEA-Mitarbeiter,

mit Freude haben wir ihre aktuellen Aktionen zum verstärkten Einsatz von biologisch angebauter Baumwolle wahrgenommen.

Wir möchten Sie jedoch darauf aufmerksam machen, dass auch Bio-Baumwolle immer noch eine sehr umweltintensive Textilfaser ist. Auch beim biologischen Anbau werden große Mengen Wasser (und Düngemittel?) verbraucht. Wasser ist jedoch in vielen der Länder, in denen Baumwolle angebaut wird, ein seltenes und begehrtes Gut. Die großen Monokulturen im Baumwollanbau schaden dabei zusätzlich den Böden und verhindern ein regionales ökologisches Gleichgewicht.
Warum greifen Sie für Ihre Produkte nicht verstärkt auf heimische, schnellwachsende Faserlieferanten wie den Hanf zurück?

Hanf wächst grundsätzlich pestizidfrei, benötigt wenig Wasser und kann noch dazu in fast allen Klimazonen angebaut werden. Dank moderner Verarbeitungsmethoden sind Hanftextilien heute auch nicht mehr rau und farblos wie früher, sondern weich und trotzdem stabiler als reine Baumwolle. Hanffasern können in Verbindung mit anderen Naturfasern oder auch Synthetikfasern verwendet werden und dadurch auch besonderen Anforderungen an Struktur und Optik gerecht werden.
Sicherlich sind die Kosten für Hanftextilien bei der momentanen Produktionsstruktur noch etwas höher als für Baumwolltextilien, aber durch eine größere Produktion würden auch hier die Preise sinken.

In Anbetracht all dieser Tatsachen ist in unseren Augen die alleinige Bewerbung von Biobaumwolle als ökologische Alternative ein Etikettenschwindel. Nur durch die Verwendung von einer Vielzahl natürlicher Fasern lässt sich eine dauerhaft nachhaltige Textilproduktion erreichen.

In diesem Zusammenhang würden wir uns freuen, wenn Sie uns die
folgenden Fragen beantworten könnten:


-Haben Sie schon einmal Hanffasern in ihren Produkten verwendet, und wenn ja in welchen?

-Vertreiben Sie aktuell Hanfprodukte, wenn ja welche?

-Warum verwenden Sie in Ihren Produkten nicht mehr Hanffasern?

-Welche Gründe sprechen für Sie gegen den Einsatz von Hanf als Textilprodukt?


Mit freundlichen Grüßen

Georg Wurth
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Re: Neulich bei Ikea... (Baumwolle vs. Hanf)

Beitrag von Florian Rister »

Ja meine Kommasetzung ist grausig ich weiß :-)

Ich dachte eigentlich, wenn sie wirklich Nachfragen haben, wovon ich gar nicht ausgehe :) schickt man ihnen das Heftchen "Von Hanf ist die Rede" und den Kontakt zum Hanf-Haus. Vielleicht haben die da ja Interesse an einer Kooperation :lol:

Ansonsten würde ich das gerne wenigstens noch an C&A und H&M schicken, jede große Textilkette außer vielleicht KIK setzt doch im Moment auf Organic Cotton.
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