möglicherweise bezieht sie sich sogar auf diesen Satz von Franjo Grotenhermenschwierig gestaltete sich das Gespräch mit der Mitarbeiterin einer grossen Suchtklinik in Stuttgart, welche den DHV-flyer "Cannabis legalisieren - Fakten und Argumente" kritisch und genau gelesen hat. Sie hat sich wohl an dem Satz gestört: "In sehr seltenen Fällen kann Cannabis eine latent vorhandene Psychose auslösen". Statistisch erwiesen gebe es bei Cannabis-konsumierenden Jugendlichen einen Anteil von 10%, bei welchen durch den Konsum Psychosen enstehen oder bei welchen vorhandene Psychosen verstärkt werden.
Ich halte die Rate von 10% für deutlich übertrieben. Als sich verhement nach der Quelle für diese Zahl gefragt habe, wurden mir die Cochrane-Studien empfohlen. Es gestaltet sich leider nicht so leicht, die 10%-Zahl dort zu finden. Prinzipiell sei sie schon eher für Entkriminalisierung ("die Dealer sollen in den Knast!")
--> Weiss jemand aus de Forum mehr über eine spezielle cochrane-Studie, in welcher die Zahl 10% erwähnt wird?
und hat den Bezug verloren oder verdreht bewusst den ZusammenhangSelbst dieser geringe Prozentsatz von etwa 10% cannabisinduzierter Schizophrenien - ...
Denn Grotenhermen schreibt, zusammen mit Herrn Robert übrigens:
[/quote]In der Studie von Andreasson et al. (1987) zur Beschleunigung schizophrener Psychosen trugen die starken Cannabiskonsumenten mit insgesamt 21 Fällen von 752 etwa 8,5 % zur Gesamtzahl der Schizophrenien im Gesamtkollektiv bei (246 Fälle von 45.570). Die Autoren weisen daraufhin, daß Cannabis wohl nur einen kleinen Teil zur Gesamtzahl aller Schizophreniefälle beigetragen habe.
Selbst dieser geringe Prozentsatz von etwa 10% cannabisinduzierter Schizophrenien - so denn tatsächlich eine ursächliche Beziehung besteht -, erscheint nicht sehr plausibel, da die Inzidenz der Schizophrenien und insbesondere der Early-onset-Schizophrenien offenbar zurückging als die Prävalenz des Cannabiskonsums unter Jugendlichen in Westeuropa und Nordamerika deutlich zunahm (Der 1990).
5 Schlußfolgerung
Nach starkem Cannabiskonsum kann eine toxische (organische) Psychose auftreten, die nach Abstinenz innerhalb von Stunden bis Tagen verschwindet. Eine ähnliche Symptomatik kann selten auch bei vergleichsweise niedriger Dosis auftreten. Möglicherweise kann Cannabis auch eine akute funktionelle (schizophreniforme) Psychose von ebenfalls selbstlimitierenden Charakter verursachen.
Es gibt nur wenige Hinweise darauf, daß Cannabis eine chronische organische Psychose verursachen kann. Das Konzept des Residualzustandes eines organischen Psychosyndroms (amotivationales Syndrom) ist umstritten.
Es gibt deutliche Hinweise darauf, daß Cannabis die Auslösung einer latenten schizophrenen Psychose bei vulnerablen Personen beschleunigen kann. Cannabis kann möglicherweise bei vorliegender Erkrankung den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen. Selbst wenn ein ursächlicher Zusammenhang von Cannabiskonsum und Schizophrenie bestünde, so wäre sein Beitrag zum Gesamtrisiko, an Schizophrenie zu erkranken, gering.
Die Häufigkeit psychopathologischer Symptome nach Cannabiskonsum nimmt mit der THC-Dosis zu. Starke psychische Reaktionen selbst auf einen schweren Cannabiskonsum sind selten. Thomas (1993) faßte zusammen: "In den vergangenen Jahrzehnten sind keine überzeugenden Befunde zum Vorschein gekommen, nach denen ein mäßiger Cannabiskonsum zu einer anhaltenden psychiatrischen Störung führen könne." Vergleichbare Aussagen finden sich in anderen Übersichtsartikeln (Hall 1994, Thornicroft 1990).
Die zu therapeutischen Zwecken verwendeten Dosen sind im allgemeinen als niedrig und für einige Indikationen auch als mäßig in diesem Sinne zu bezeichnen.
http://archiv.hanflobby.de/archiv/canna ... c390144204
und
Das Deutsche Cochrane Zentrum (DCZ) repräsentiert die Cochrane Collaboration, ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten, das sich an den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin orientiert. Das zentrale Ziel ist die Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitssystem. Dieses Ziel wird vor allem durch die Erstellung, Aktualisierung und Verbreitung systematischer Übersichtsarbeiten (systematic reviews) zur Bewertung von Therapien erreicht. Diese werden in der Datenbank Cochrane Library online veröffentlicht. Auf diesen Webseiten möchten wir alle Interessierten über unsere Arbeit informieren und Akteuren im Gesundheitswesen Hilfestellungen bieten.
- evidenzbasiert heisst in der methodischen Arbeit Doppeltblind, randomisiert, etc.
für mich eine entmenschlichte Forschung! (die nennen das im Ernst Doppeltblindstudien oO)
- die Deutsche Rentenvericherung ist deiner Klinikleiterin maßgeblicher Geldgeber dem sie Rechenschaftspflichtig ist
- irgendeine Studie die zu der Zahl kommt wird es sicher beim DCZ geben - hat doch die studienfinanzierende Pharmaindustrie eben nicht nur kein Interesse daran ein Heilmittel frei zugänglich zu machen, sondern ebendieses mit manchen Mitteln zu verhindern
Vielleicht lohnt es sich für die Argumentation einzuprägen
- es gibt eine Anzahl von Studien die keinen Einfluss von Cannabis auf das Ausbrechen einer Schizophrenie feststellen
- es gibt sogar Studien die einen positiven Einfluss auf den Verlauf von Schizophenieerkrankungen beobachten (nach Grotenjohann an anderer Stelle)
- höhere und in Einzelfällen mittlere Dosen können zu psychotischem Erleben führen (z.B.: Verfolgungswahn, Beziehungswahn, Größenwahn ) welches nach Abklinken der Drogenwirkung wieder vollständig verschwindet)
Es ist möglich, aber eben selten, dass sich der Verlauf einer Schizophrenie beschleunigt, sich früher gravierende Symptome zeigen