"Medikamententests an Heimkindern"

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Sabine
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Registriert: Fr 18. Apr 2014, 09:15

"Medikamententests an Heimkindern"

Beitrag von Sabine »

"Zwischen 1950 und 1970 wurden in deutschen Kinderheimen etliche Kinder nicht nur misshandelt und missbraucht – an ihnen wurden auch Medikamententests durchgeführt.

Das katholische Franz-Sales-Haus in Essen ist schon im Jahr 2010 für seine Grausamkeit bekannt geworden. Ordensschwestern hatten die jungen Heimbewohner mit und ohne Behinderungen bis in die 1970er Jahre brutal gequält. Nun kam heraus, dass es neben den folterartigen Züchtigungen mit Stromkabeln oder heißen Bügeleisen und neben sexuellem Missbrauch auch regelmäßig "Betonspritzen" oder "Kotzspritzen" gab, wie die Heimkinder sie nannten. Also Medikamente, mit denen sie künstlich ruhig gestellt wurden oder die einen permanenten Brechreiz auslösten.

Doch nicht nur in Essen, bundesweit sollen in Deutschland Tausende Heimkinder zwischen 1950 und 1970 Opfer von Medikamententests geworden sein. Impfstoffe, Psychopharmaka und Libido hemmende Präparate habe man ihnen verabreicht.
...
Die meisten Tests seien ohne Einwilligung der Eltern erfolgt, sagt die Forscherin. Allein in Nordrhein-Westfalen (NRW) sollen fünf Heime und jugendpsychiatrische Einrichtungen betroffen gewesen sein. Zum Teil hätten staatliche Behörden von den Tests gewusst und ihnen zugestimmt.
...
Die Aufzeichnungen über die dort vorgenommenen Medikamententests hat Sylvia Wagner im Darmstädter Archiv des Pharmakonzerns Merck gefunden.
...
Der Pharmakonzern Merck will offensichtlich keine Verantwortung übernehmen. Merck sei nicht das einzige Pharmaunternehmen gewesen, dessen Medikamente auf die von Wagner beschriebene Weise eingesetzt worden seien, erklärte Merck-Sprecher Gangolf Schrimpf auf Anfrage von ZEIT ONLINE. "Die derzeit diskutierten Tests liegen mehr als 50 Jahre zurück und die Gesetzeslage war damals eine andere. Nach unserer Kenntnis hat Merck nicht rechtswidrig gehandelt. Daher stellt sich die Frage nach Wiedergutmachung nicht."


http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... ts/seite-2

Ekelhaft, die gleiche Bornierheit hat sich bis heute in Firmen und Behörden gehalten, man denke nur an die jüngsten Aussagen von VW.
Und da wollen "die" noch den Mund aufreissen und was von Gefährdung der Kinder und Jugendlichen durch eine Legalisierung erzählen?!
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overturn
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Re: "Medikamententests an Heimkindern"

Beitrag von overturn »

Es ergibt grundsätzlich Sinn, Gesetze nicht rückwirkend auszulegen. Hier gibt es allerdings auch nachvollziehbare Gegenbeispiele - man denke bspw. an die Verfolgung von Juden oder Homosexuellen.

Merck vertritt eine Position, die man so auch bei den "Nürnberger Prozesse" zu hören kriegte.

Schämenswert.
"Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has."
Martin MITCHELL
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"Medikamententests an Heimkindern"

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Arzneimittelstudien an Heimkindern.

Heimkinder für Medikamentenstudien missbraucht.

Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.

Die diesbezügliche Studie ( „Promotion“ ), der Krefelder Pharmazeutin Sylvia Wagner, "Arzneimittelstudien an Heimkindern", ist abgeschlossen und steht jetzt in ihrer vollen Länge und Vollständigkeit jedem Interessenten zur Verfügung

@
https://docserv.uni-duesseldorf.de/serv ... gner-1.pdf (Länge: ingesamt 226 Seiten) :


[ Erstveröffentlichung im Internet: 14. Oktober 2019 ]
.
[ AUF DEN SEITEN EINS BIS VIER ( 1 - 4 ) : ]

Arzneimittelprüfungen an Heimkindern von 1949 bis 1975 in der Bundesrepublik Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Neuroleptika sowie am Beispiel der Rotenburger Anstalten der Inneren Mission

Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.)

der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

vorgelegt von Sylvia Wagner aus Essen

Düsseldorf, März 2019

aus dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Gedruckt mit Genehmigung der
Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Berichterstatter:
1. Herr Prof. Dr. Heiner Fangerau
2. Herr Prof. Dr. Frank Leimkugel

Tag der mündlichen Prüfung: Oktober 2019



Für Wolfgang und alle …


Danksagung

Für die vertrauensvolle Unterstützung und Betreuung dieser Arbeit danke ich Prof. Heiner Fangerau. Gleichermaßen gilt mein Dank meinem Co-Betreuer Prof. Frank Leimkugel. Den Rotenburger Werken, hier vor allem den GeschäftsführerInnen Jutta Wendland-Park und Thorsten Tillner danke ich für ihr Vertrauen und ihre uneingeschränkte Offenheit. Rüdiger Wollschläger war stets bereit, meine Fragen zu beantworten und unterstützte meine Recherchen in den Rotenburger Werken in jeder Weise. Die Zusammenarbeit mit Prof. Hans-Walter Schmuhl, Dr. Karsten Wilke und Dr. Ulrike Winkler an dem Projekt der Rotenburger Werke bedeutete für mich nicht nur eine wertvolle wissenschaftliche Unterstützung. Die Zusammenarbeit hat einfach viel Freude gemacht.

Besonders zu Dank verpflichtet bin ich Frau Dr. Sabine Bernschneider-Reif, die als Leiterin des Unternehmensarchivs der Merck KGaA die Aufarbeitung von Beginn an durch die Gewährung des Zugangs zu dem äußerst umfangreichen Unternehmensarchiv unterstützt hat. Ebenso möchte ich mich bei Thore Grimm vom Schering Archiv und Hans-Hermann Pogarell vom Bayer-Unternehmensarchiv für ihre Unterstützung bedanken.

Prof. Hanfried Helmchen hat als Zeitzeuge wichtige Einblicke in das ärztliche Verständnis der damaligen Zeit gegeben. Journalisten des NDR Schleswig-Holstein, v. a. Eike Lüthje, Julia Schumacher und Stefan Eilts sind durch eigene Recherchen auf einige Untersuchungen zu Arzneimitteln in Schleswig-Hesterberg gestoßen und haben mir ihr Material freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Für die sehr gute Kooperation in Bezug auf das Franz Sales Haus danke ich Uwe Kaminsky, Katharina Klöcker und Julia van der Linde.

Besonderer Dank gilt Burkhard Wiebel, ohne den ich diese Arbeit niemals angefangen hätte. Seine Motivationskünste sind mir bis heute ein Rätsel, aber es hilft! Schließlich gebührt mein Dank den ehemaligen Heimkindern. Sie haben mich durch ihre Berichte auf das Thema aufmerksam gemacht. Nur durch ihre Hartnäckigkeit, das Thema nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, konnte eine Aufarbeitung beginnen. Frau W. und viele andere Betroffenen stellten mir ihre Dokumente aus der Heimzeit zur Verfügung. Ich hoffe, dass ich ihrem Vertrauensbeweis mit dieser Arbeit entsprochen habe.

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#AlmosenNeinDanke


BITTE ÜBERALL WEITERSAGEN
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Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit; Freiheit bedarf ständiger Wachsamkeit.“ MM
Martin MITCHELL
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"Medikamententests an Heimkindern"

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Kurzhinweis! : Promotion : Dr. rer. nat. Sylvia Wagner : "Arzneimittelprüfungen an Heimkindern von 1949 bis 1975 in der Bundesrepublik Deutschland" : (14.10.2019) https://docserv.uni-duesseldorf.de/serv ... gner-1.pdf


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