Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

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Steckling
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Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Steckling »

Liebe Leute, stellt euch mal folgendes Gedankenexperiment vor:

"Reefer Madness" wäre nie gedreht worden, und Henry Anslinger hätte nie um seinen Arbeitsplatz fürchten müssen.
Es wäre also nie zu einer Verfolgung von Liebhabern des Indischen Krauts gekommen.

Wir stellen uns also vor, es hätte bisher niemals ein Verbot gegeben.

Was könnte nun jemanden auf die Idee bringen überhaupt ein Caniverbot fordern zu wollen?
Er müsste, im Gegensatz zur damaligen Zeit, in unserer medial aufmerksamen Gesellschaft durchaus überzeugende Argumente vorlegen.
Das Verbot, und die damit einher gehenden Strafen müssten gerechtfertigt werden.
Wäre das in der heutigen Gesellschaft überhaupt denkbar, gar durchsetzbar gegen die Bevölkerung?

Stellt Euch mal vor dass es das Caniverbot nie gegeben hätte... wie sähe unsere Gesellschaft heute aus?
Müsste eine polizeiliche Verfolgung her um die Volksgesundheit zu schützen? Die Ultima Ratio?

Ich glaube dass sich heute keine demokratisch orientierte Regierung mehr damit gegen eine aufgeklärte Gesellschaft durchsetzen könnte. Und da sehe ich auch den rhetorischen Hebel: mal fragen warum ein Verbot Sinn machen würde, und dazu Evidenz und belastbare Fakten einfordern.

Käme heute noch jemand damit durch willkürlich oder ausgerechnet Cannabis zu kriminalisieren?
Mit welchen Argumenten??

Ich stell mir grad vor, wie im Bundestag (unter den Augen der streamenden Öffentlichkeit) die Abgeordneten versuchen würden ihren Cannabis-Verbotsantrag zu begründen.
Zuletzt geändert von Steckling am Do 4. Nov 2021, 20:21, insgesamt 2-mal geändert.
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Südhesse
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Re: Konservativ und Spaß dabei...

Beitrag von Südhesse »

Das "Gedankenexperiment" habe ich schon durchgespielt.
Wenn Cannabis nie verboten worden wäre, dann würde auch heutzutage (so denke ich) niemand auf die Idee kommen das zu verbieten. Zumindest nicht bei uns in der westlichen Welt. Das wäre eine Pflanze die ungefähr den Status von Johanniskraut hätte. Das Zeug ist nämlich auch kein Brokkoli, man kann es aber in den Garten stellen wie man lustig ist, es wächst eh überall und man kann es in diversen Tropfen, Kapseln, Tabletten, Salben kaufen. Was fehlen würde wäre der Hype um Cannabis. Den gibt es nämlich nur wegen dem Verbot. Möglicherweise gäbe es auch gar nicht so viele "Züchtungen".
Also ich bin mir ziemlich sicher, dass das Verbot überhaupt erst dazu geführt hat, dass das jetzt so ein Riesenthema ist.

Allerdings wenn wir wieder zurück in die Realität schauen, ist es absolut logisch, dass es verboten wurde. Das hat meiner Meinung nach einzig und allein damit zu tun, dass man mit Cannabis einen Grund hatte manche Personengruppen zu diskrimieren und zu verfolgen. Niemand hatte früher das Zeug verboten weil man sich Gedanken um die "Volksgesundheit" gemacht hat.


Zu der Bemerkung von mir, dass heutzutage keiner auf die Idee kommen würde das zu verbieten > das ist wahrscheinlich falsch. Diverse Gruppen würde das auch heutzutage verbieten wollen. Halt eben auch aus den Gründen wegen denen man das schon damals verboten hatte.

Ich finde, das Drogenverbot war einer der größten Fehler die die Menschheit gemacht hat. Meiner Meinung nach ist es völlig natürlich ab und zu Drogen zu nehmen. Ein gesunder Geist braucht das ab und zu um gesund zu bleiben. Durch jegliche Drogenverbote hat man überhaupt erst die Büchse der Pandorra geöffnet. Jugendliche nehmen Drogen eher weil es verboten ist und man halt etwas rebellisch ist und was verbotenes macht und sich ausprobiert. Das Erwachsene Drogen nehmen finde ich überhaupt nicht bedenklich, eigentlich jedenfalls. In der heutigen Welt ist es aber doch bedenklich, weil es halt eben verboten ist.

Aber wie ich schon schrieb: eigentlich ist es logisch, dass Drogen verboten sind. Das fing schon im Mittelalter an (Freigeister waren der Obrigkeit schon immer ein Dorn im Auge, Hexenverfolgung etc.).
"Der Hauptgrund für das Verbot von Cannabis ist der Effekt auf degenerierte Rassen. Cannabis lässt nicht-Weiße glauben, sie seien gleichwertig wie Weiße"
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Re: Konservativ und Spaß dabei...

Beitrag von pepre »

Steckling hat geschrieben: Do 4. Nov 2021, 19:23 Was könnte nun jemanden auf die Idee bringen überhaupt ein Caniverbot fordern zu wollen?
Damals: Gier. Hanf und Schlafmohn verschwand aus den Gärten, weil es eine quasi kostenlose (und sehr wirksame) Alternative zu den teuren Medikamenten der Pharmafirmen war (nicht umsonst war Bayer die treibende Kraft hinter dem Hanfverbot). Und machtpolitisch: weil Hanf weit verbreitet konsumiert wurde und deshalb quasi flächendeckende Verhaftungen ermöglichte.

Die offizielle Begründung lautete natürlich anders und würde auch heute anders lauten. Nimm einfach den bunten Strauß, den auch heute die Legalisierungsgegner darbieten: Einstiegsdroge, Psychosen, Gewalttaten, etc. Da musst du eigentlich gar nichts umstricken. Vielleicht noch zusätzlich dies: "Gartenhanf hat Hunderte von Nebenstoffen, die alle hochgefährlich sind. Cannapirin von Bayer wäre doch sooo viel gesünder!". Mit einer breit aufgestellten politischen und medialen Kampagne würde der Großteil der Menschen dies auch als bare Münze nehmen.

Anders herum gefragt: warum reden wir heutzutage über Legalisierung? - Weil sich die Prohibition als Faß ohne Boden herausgestellt hat. Und wieder ist die Gier die treibende Kraft: neue Steuereinnahmen und der Wegfall von Kosten, die durch die Prohibition entstehen. Die Interessen der KifferInnen selbst sind dabei nur der Spielball von primär wirtschaftlichen und politischen Interessen.
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Re: Konservativ und Spaß dabei...

Beitrag von Parade »

Steckling hat geschrieben: Do 4. Nov 2021, 19:23 Stellt Euch mal vor dass es das Caniverbot nie gegeben hätte... wie sähe unsere Gesellschaft heute aus?
Müsste eine polizeiliche Verfolgung her um die Volksgesundheit zu schützen? Die Ultima Ratio?

Ich glaube dass sich heute keine demokratisch orientierte Regierung mehr damit gegen eine aufgeklärte Gesellschaft durchsetzen könnte. Und da sehe ich auch den rhetorischen Hebel: mal fragen warum ein Verbot Sinn machen würde, und dazu Evidenz und belastbare Fakten einfordern.

Käme heute noch jemand damit durch willkürlich oder ausgerechnet Cannabis zu kriminalisieren?
Mit welchen Argumenten??
Wenn ein Stoff einer Gruppe von "subversiven" zugeordnet werden kann dann würde ich auch in dieser "aufgeklärten Gesellschaft" ein Verbot dieses Stoffes sehen, selbst wenn kaum jemand Probleme mit diesem Stoff hat. Wenn dieser Stoff aufgrund des Links zu "subversiven" in Dauerschleife in den Medien kommen würde dann würde ich nicht mehr nach Sinn oder Fakten die gegen das Verbot dieses Stoffes sprechen fragen.
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Re: Konservativ und Spaß dabei...

Beitrag von Parade »

Südhesse hat geschrieben: Do 4. Nov 2021, 20:11 Zu der Bemerkung von mir, dass heutzutage keiner auf die Idee kommen würde das zu verbieten > das ist wahrscheinlich falsch. Diverse Gruppen würde das auch heutzutage verbieten wollen. Halt eben auch aus den Gründen wegen denen man das schon damals verboten hatte.
Aber verschleiert, denn Rassismus und Tool zur politischen Verfolgung kann aktuell noch nicht ungeschminkt angeführt werden. So wie nicht mehr gesagt wird das man Kriege führen will, nein, es wird "Verantwortung übernommen".
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Steckling
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Re: Konservativ und Spaß dabei...

Beitrag von Steckling »

Klaro, auch im heutigen Bundestag würde man Stimmen für ein Genussverbot zu hören bekommen.
Von wem das käme ist auch klar. Und klar wäre auch das Motiv dieser Kreise.

Aber kämen diese Leute damit durch?
Ich bin überzeugt sie würden nur Gelächter und Kopfschütteln ernten. Einfach weil ihnen der traditionelle Rückhalt jahrzehntelanger Verbotskultur gar nicht gegeben wäre. Die ganzen Klischees sind ja erst durch die Rechtfertigung der Prohibitionsgesetze entstanden. Das "Kiffen ist die Einstiegsdroge der Linken" Argument gäbe es ja gar nicht erst. Das müsste ja erst erschaffen werden. Und ich glaube dass unsere Nachfolgergeneration durchaus aufgeklärter und differenierter an dieses Thema heran gehen würde als wir nachkriegsgeschädigten alten Säcke.

Ich frage nach dem Handlungsbedarf...
gäbe es überhaupt die Idee dazu, wenn nicht drei Generationen Propaganda über uns ergossen worden wären?
Ich meine damit, gäbe es überhaupt einen Grund (ausser rechtspopulistischer Hetze) allein nur die Idee ein Cannabisverbot überhaupt zu erfinden?

Ich sage, ohne das traditionelle Verbot gäbe es heute gar keine Grundlage mehr.
Also ist das Cannabisverbot reiner Selbstzweck.
Zuletzt geändert von Steckling am Do 4. Nov 2021, 21:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Konservativ und Spaß dabei...

Beitrag von Parade »

Steckling hat geschrieben: Do 4. Nov 2021, 21:36 Klaro, auch im heutigen Bundestag würde man Stimmen für ein Genussverbot zu hören bekommen.
Von wem das käme ist auch klar. Und klar wäre auch das Motiv dieser Kreise.
...
Nach 1.5 Jahren Corona bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wer widerspricht ist Rechter oder Schwurbler, in einem Angstumfeld kann man einiges umsetzen was sonst kaum denkbar wär.
Erschaffe ein Umfeld der Angst und das "Gelächter und Kopfschütteln" kann stiller werden, auch 2021.
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Re: Konservativ und Spaß dabei...

Beitrag von Steckling »

Parade hat geschrieben: Do 4. Nov 2021, 21:53 Nach 1.5 Jahren Corona bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wer widerspricht ist Rechter oder Schwurbler, in einem Angstumfeld kann man einiges umsetzen was sonst kaum denkbar wär.
Erschaffe ein Umfeld der Angst und das "Gelächter und Kopfschütteln" kann stiller werden, auch 2021.
Diese grundlegende Sorge teile ich mit Dir. "Teile und Herrsche" meint ja nicht share sondern devide.
Dennoch lass uns bitte an dem Gedankenexperiment fummeln: was wäre wenn es das Verbot bisher nie gegeben hätte - könnte es heutzutage nochmal aufs Neue durchgesetzt werden? Die müssten die Ergebnisse des WD akzeptieren, und könnten sich nicht gegen internationale wissenschaftliche Errgebnisse streuben. Sie müssten ihr Verbot schlüssig begründen.
Vermutlich können sies trotzdem, weil die politischen, rhetorischen, medialen Techniken noch perfider und menschenverachtender geworden sind. Aber dieser Spiess lässt sich umdrehen. Waru sollen wir ständig erklären und rechtfertigen und wehren und opponieren? Lass die Prohibitionisten doch mal erklären warum sie das tun - die Beweislast umkehren, sie haben keine Argumente ausser Hetze und Propaganda.
Aber im Bundestag kommste ohne das traditionelle Kifferbashing mit all den Vorurteilen und Propagandabildchen nicht nochmal hin. Hätte es die üble Vorgeschichte nicht gegeben - heute kämst nicht mehr durch mit einer Verbotspolitik - das ist alles nur noch Tradition. Engstirnig und halsstarrig. Ich würde mich aber freuen wenn irgendwem die Idee überhüpft, und bei der nächsten Expertenanhörung mal das rhetorische Blatt, die Beweislast umgedreht wird.
Warum müssen wir uns ständig erklären und rechtfertigen... wo die anderen uns jährlich Millionen von Haftstunden aufzwingen dürfen, ohne einen nachvollziehbaren Grund (ausser abweichender Gesinnung) Nennt sich Faschismus, aber soweit wollte ich nicht gehen hier.

Könnte der Wunsch, anderen willkürlich einen speziellen Konsum zu verbieten, tatsächlich noch einmal fruchten, in der heutigen Zeit? Haben wir gelernt, oder nur gelernt noch perfider vorzugehen?
Dreht bei der nächsten Expertenanhörung die Beweislast um - wir tun nichts böses, sollen die uns erstmal nachweisen dass wir böses tun, in dubio pro reo, bevor wir weiter eingesperrt werden wie shice Kriminelle.
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Re: Konservativ und Spaß dabei...

Beitrag von Parade »

Steckling hat geschrieben: Do 4. Nov 2021, 22:05 Lass die Prohibitionisten doch mal erklären warum sie das tun - die Beweislast umkehren, sie haben keine Argumente ausser Hetze und Propaganda.
Dafür sind Legalisierungsbefürworter aber zu nett, mit früheren Motivationen wie Rassismus oder Tool zur Verfolgung konfrontieren die die Prohibitionisten kaum.

Dabei würde ich gerne mal von denen hören wie die zum Rassismus stehen. Nein zum Rassismus aber ja zu Rassistengesetzen?

Könnte der Wunsch, anderen willkürlich einen speziellen Konsum zu verbieten, tatsächlich noch einmal fruchten, in der heutigen Zeit? Haben wir gelernt, oder nur gelernt noch perfider vorzugehen?
Kommt auch drauf an wer diese "anderen" sind, akzeptiert oder verachtet. Wenn man eine Personengruppe abwertet interessiert es weniger was mit diesen passiert.
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Steckling
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Steckling »

Ich ziehe meine These zurück.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der COVID19 Politik zeigt sich für mich dass "die da oben" jeden blöden Shice mit uns machen können, und wir gehorchen reflexhaft.
Ja, auch heute wäre ein neuerliches Caniverbot ohne weiteres umzusetzen. Ich hatte erst gute Gedanken, aber die sind nun auch im Sumpf meines allgemeinen Misstrauens untergegangen.
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Parade »

Steckling hat geschrieben: Sa 20. Nov 2021, 16:56 Ich ziehe meine These zurück.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der COVID19 Politik zeigt sich für mich dass "die da oben" jeden blöden Shice mit uns machen können, und wir gehorchen reflexhaft.
Ja, auch heute wäre ein neuerliches Caniverbot ohne weiteres umzusetzen. Ich hatte erst gute Gedanken, aber die sind nun auch im Sumpf meines allgemeinen Misstrauens untergegangen.
Deine 'Gedankenexperiment' war interessant, aber du schriebst selbst von einer "heutigen Gesellschaft", und die würde ich in vor_Corona und in seit_Corona einteilen. Seit der sogenannten 4.Welle kommt 1984 näher, dein Gedankenexperiment hätte vor_Corona kommen sollen.
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von pepre »

Parade hat geschrieben: Sa 20. Nov 2021, 21:19 ... würde ich in vor_Corona und in seit_Corona einteilen. Seit der sogenannten 4.Welle kommt 1984 näher
Wtf?! :?

1984 mal gelesen? Da geht es um allumfassende Überwachung. Die haben wir schon, und zwar aus freien Stücken. Fast jedeR schmeißt alle seine Daten den "Big Players" Google, Facebook, Apple, Microsoft usw in den Rachen. Ohne mit der Wimper zu zucken. Direkt freudestrahlend! "Oh, eine neue App! Mit Cloud sogar!!! Haben muss!" :shock: Es geht auch um Formung von Weltbildern durch Manipulation. Das haben wir auch bereits: nennt sich neudeutsch "Echokammer". Freudlich präsentiert von den big players.

Coronaviren sind hingegen schlicht eine Seuche. Ungefähr wie die spanische Grippe. Ziemlich ansteckend, mit durchaus ähnlichen Mortalitätsraten. Das ist nicht schön, man könnte durchaus auch "scheiße" sagen, aber es ist halt so. Vielleicht doch mal, so als Menschheit, weniger in abgelegenen Faunen und Floren rumräubern. - Dass nun Leute den Aufstand machen, weil es einen Impfstoff gibt, ist gelinde gesagt ziemlich durchgeknallt.

Das ist aber auch ein Beleg dafür, wie leicht Teile der Bevölkerung manipulierbar sind. Und wie sie auf abartigste Logik hereinfallen können. Deshalb: ja, richtig aufgehetzt und manipuliert lassen sich erstaunlich viele Leute an der Nase herumführen.

Ja, wir müssen fortwährend unsere Freiheit gegen die Begehrlichkeiten der Mächtigen verteidigen. Sonst nimmt man sie uns wieder weg. Es gibt genug Baustellen, wo man unsere Freiheiten zurückbaut. - Eine Impfung ist jedoch mitnichten so eine Baustelle!
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Parade »

pepre hat geschrieben: Sa 20. Nov 2021, 22:08 1984 mal gelesen? Da geht es um allumfassende Überwachung. Die haben wir schon, und zwar aus freien Stücken. Fast jedeR schmeißt alle seine Daten den "Big Players" Google, Facebook, Apple, Microsoft usw in den Rachen. Ohne mit der Wimper zu zucken. Direkt freudestrahlend! "Oh, eine neue App! Mit Cloud sogar!!! Haben muss!" :shock: Es geht auch um Formung von Weltbildern durch Manipulation. Das haben wir auch bereits: nennt sich neudeutsch "Echokammer". Freudlich präsentiert von den big players.
Was ich an Smartphone kenne würde ich vom Datenschutz her eine Katastrophe nennen.
Und Manipulation ist nichts neues, neu sind die heutigen Kenntnisse(wie Mensch tickt) und Möglichkeiten(wie ständige Wiederholungen oder verführerische Bilder).
Beim Home-PC würde ich schon zum Zweit-PC raten der komplett und dauerhaft offline ist, auf dem die privaten Daten bearbeitet und gespeichert werden.
Ja, wir müssen fortwährend unsere Freiheit gegen die Begehrlichkeiten der Mächtigen verteidigen. Sonst nimmt man sie uns wieder weg. Es gibt genug Baustellen, wo man unsere Freiheiten zurückbaut. - Eine Impfung ist jedoch mitnichten so eine Baustelle!
Ich bezweifel nach so langer Zeit aber das es nur um Corona geht, da haben sich Politiker und Medien auf einen Weg festgelegt und andere Wege in eine rechte Ecke gestellt das sie ohne 'das Gesicht zu verlieren' kaum noch aus der Nummer kommen können. So ähnlich wie beim Cannabisverbot, nach einiger Zeit mußt du weitermachen was du angefangen hast sonst droht 'Gesichtsverlust', selbst wenn das was kommt unverhältnismäßig ist.
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Martin Mainz
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Martin Mainz »

Das ist nicht vergleichbar und hat hier in der Diskussion nichts zu suchen weil OffTopic.
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Freno »

Dieses reizvolle Gedankenexperiment setzt ein mit dem erstmaligen Verbot von Cannabis, das meiner Kenntnis nach in Folge des Korea-Krieges in den 1950er Jahren erlassen wurde und sich ab 1961 aufgrund des bekannten internationalen Abkommens weltweit verbreitet hatte. In der BRD hatte sich, ebenfalls meinem Kenntnisstand folgend zu dieser Zeit auch kaum jemand für Cannabis interessiert, der Verfolgungsdruck war trotz Verbotes relativ niedrig, alleine weil Cannabis damals kaum bekannt war. Das änderte sich jedoch 10 Jahre später. "Kiffen" breitete sich aus - als Ursprung vermute ich die US-amerikanischen Soldaten, die es aus Korea und Vietnam in ihre deutschen Garnisonen "mitbrachten". Richard Nixon erklärte u.a. einen "war on drugs" - es lohnt sich, den Wiki-Artikel zu diesem Stichwort zu lesen, va wegen des "Ehrlichman-Zitats" am Ende. Nixons früherer Vertrauter bekundete, man hätte diesen "war on drugs" eigentlich nur geführt, um auf die "Feinde der Regierung" einprügeln zu können, nämlich die linken Kriegsgegner, denen man das Etikett: "Kiffer" umhing und die Schwarzen - die "Bürgerrechtsbewegung", die man zu "junkies" machen wollte.

Das ist eigentlich der Zeitraum, in dem dieses Gedankenexperiment einsetzt, daß ich nur für die BRD durchspielen kann: die "68er"-Zeit, die höchstwahrscheinlich ohne diesen "war on drugs" und das Cannabisverbot weitaus friedlicher verlaufen wäre, keine derart tiefgreifende Spaltung der damaligen Gesellschaft erzeugt hätte. Möglicherweise wäre sogar die Radikalisierung der Linken deutlich glimpflicher abgelaufen - es hätte bei der "Spaßguerilla" (siehe das berühmte "Puddingpulver-Attentat") bleiben können, die RAF hätte keinen Anklang, keine Unterstützer gefunden - ihre gesellschaftliche Wirkung wäre weitaus geringer gewesen, vielleicht hätte sie sich sogar nie "als solche" gebildet, die wenigen Terroristen wären isolierte "Einzeltäter" geblieben ohne eine "Szene" aus Unterstützern und Sympathisanten bei Akademikern und Intellektuellen. Zweite, dritte, vierte "Generationen" der RAF hätte es nie gegeben. Es war letztlich die RAF gewesen, welche den links-alternativen Aufbruch jäh abbremste und zu einem Rechtsruck der Gesellschaft führte. Die einsetzende schwere Rezession infolge der "Ölkrise" kam hinzu - an die Stelle sozialliberaler Regierungen und Meinungsführerschaft trat der selbsternannte Adenauer-Enkel Helmut Kohl als ebenfalls selbsternannter "geistiger und moralischer Führer in diesem unserem Lande" und blieb dies bis kurz vor der Jahrtausendwende. Aus dem "mehr Demokratie wagen" wurde nüschdt. Die 1980er Jahre sieht man heute als eine Zeit der Verunsicherung, Stagnation und der Angst vor dem Atomkrieg.

Vielleicht wäre diese Entwicklung anders verlaufen, wenn es das Cannabis-Verbot nicht gegeben, sich Cannabis ab den späten 1960ern freier, breiter und friedlicher - "offen" - verbreitet hätte. Die "Sex-Welle" hätte wirklich in eine "sexuelle Revolution" nahtlos übergehen können, eine "sexuelle Freizügigkeit" sich ausbreiten können, die vielleicht weit über das hinaus gegangen wäre, was wir heute unter jahrzehntelangem Gewürge so halbwegs erreicht haben - was sowieso im wesentlichen dem "Sex-net" zu verdanken ist und nicht irgendwelchen "Bewegungen". Sogar die Atombombe hätte man auf eine leichtere Schulter nehmen können. Die Rezession nach der Ölkrise wäre wohl auch nicht so schockierend empfunden worden: "Man kommt leichter mit dope über eine Zeit ohne Geld, als mit Geld über eine Zeit ohne dope!" Und Sex ist schließlich auch eine Freizeitbeschäftigung mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis.

Cut ! Das war schon sehr viel Text auf 1 Haufen, deswegen breche ich dieses Gedankenspiel kurz vor dem "Mauerfall" ab - vielleicht spielt es jemand weiter in die eine oder andere Richtung ? Vielleicht nehme ich es auch später mal wieder auf. So rum oder so rum möchte ich aber unterstreichen, daß es ein Gedankenspiel ist - an jedem Punkt sind auch andere Entwicklungen möglich und denkbar.
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Cookie »

https://de.wikipedia.org/wiki/Drogenpolitik
Am 10. Dezember 1929 wurde die Opiumkonvention vom Reichstag in Form des geänderten Opiumgesetzes in Deutschland gültig. Seitdem ist Cannabis in Deutschland verboten.
Wenn schon Historie, dann richtig ;).

Die Single Convention der UNO, die 1961 beschlossen wurde, wurde erst 1973 mit dem BtMG hierzulande Gesetz. Das heißt seitdem gilt oder galt der "war on drugs" auch hier.
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Freno »

Danke für die Richtigstellung - zum nachguggen war ich mal wieder ze faul. Aber ich sehe keinen Grund, meine Variante dieses Gedankenspiels zu verändern: denn - daran halte ich fest - Cannabis spielte in Deutschland keine gesellschaftliche Rolle, bis es durch die GIs in der "pan-amerikanischen Welt" und damit auch in der BRD verbreitet wurde.
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Cookie »

Oh, da liegst Du voll daneben... Cannabis spielte hier eine große Rolle, auf jeden Fall für Hanffasern (Klamotten, Seile, ..., früher auch Papier), aber auch "geraucht" als starker Tobak / Knaster oder als Medikament. Schon weit vor 1929. Während des drittens Reichs wurde es quasi toleriert, weil Hanf gebraucht wurde, war eine "kriegswichtige Ware".
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Freno »

"Knaster" ist mir bekannt - schon bei Wilhelm Busch wird er öfter erwähnt. Er war wohl was "für Arme", der "gute Tabak" wird oft gegenübergestellt. Ich nehme an, der Wirkstoffgehalt des Nutzhanfs wird zwar nicht gänzlich vernachlässigbar gewesen sein, aber wohl sehr niedrig. Nutzhanf wurde - und wird - ja nicht auf psychotrope Substanzen optimiert/gezüchtet, sondern auf die Qualität der Faser für die Textilverarbeitung und Seilerei. Von daher nehme ich an, daß die Sorten, die als "Marihuana" dann ab dem Korea-Krieg importiert / geschmuggelt wurden, deutlich höheren Gehalt an psychotropen Substanzen hatten - darauf kam es ja nunmehr gerade an ! Die vielen Anglizismen im "Kiffer-Jargon" wie joint, high, stoned, dealer etc, sind für mich auch ein Indiz für den Weg von "Marihuana" aus Asien via US army nach Deutschland. In den 70er und 80er Jahren, in denen ich diese Ausdrücke kennenlernte, waren schließlich Anglizismen weitaus seltener, als heute.

Auch in Nordafrika und allgemein im arabischen Raum wurde Hanf auf psychotrope Substanzen optimiert. "Kiff" ist ein arabisches Wort, genauso wie "Haschisch". Die erste mir bekannte Beschreibung ist literarisch: Friedrich Glauser, der ua auch mal Fremdenlegionär gewesen war, lässt seinen Wachtmeister Studer auf einer "Dienstreise" nach Nordafrika auch mal ein paar Pfeifchen "kiffen". Aber ich habe bisher nirgendwo gelesen oder wahrgenommen, daß diese "French connection" einen nennenswerten Einfluß auf die Verbreitung von psychotropem Cannabis in Deutschland gehabt hätte.

Man kann die Cannabis-Geschichte schließlich bis in die Antike zurück verfolgen - in der römischen Antike gab es eine erstaunlich fortgeschrittene Medizin, die in vielen Bereichen zB der Chirurgie, auf einen Stand gekommen war, die später erst wieder im 19. Jahrhundert erreicht wurde. So wurde auch schon unter Vollnarkose operiert - mit Cannabis (wohl konzentriert als Haschisch) in Wein gelöst als Narkosemittel.
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Re: Was wäre wenn es das Cannabisverbot nie gegeben hätte - ein Gedankenexperiment

Beitrag von Parade »

Freno hat geschrieben: Do 9. Dez 2021, 16:32 Aber ich sehe keinen Grund, meine Variante dieses Gedankenspiels zu verändern: denn - daran halte ich fest - Cannabis spielte in Deutschland keine gesellschaftliche Rolle, bis es durch die GIs in der "pan-amerikanischen Welt" und damit auch in der BRD verbreitet wurde.
Es gab aber 2x Deutschland zu der Zeit. In der DDR wurde ein Beruhigungsmittel hergestellt welches Cannabis enthielt (ob als alleinigem Wirkstoff oder neben anderen weiß ich nicht), so viel Distanz wie in Westdeutschland schien man zu Cannabis nicht zu haben.

Was meinst du mit "gesellschaftlicher Rolle"? Wann soll die Cannabis in der früheren BRD gehabt haben?
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