Fundamentalkritik Presse
"Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen." [Quelle]
Betrachtet man die klassischen Medien (Print, TV), so muss man feststellen, dass der größte Teil davon in den Händen von reichen Familien ist, teils direkt (Springer, Burda, Holtzbrinck, ...), teils über Bande (Pro7, Sat1, RTL, ...). Gleiches gilt auch global (Murdoch, ...).
Diese Reichen und Superreichen haben ein existentielles Interesse daran, dass die Welt so bleibt, wie sie ist: die neoliberale Wirtschaftsordnung vermehrt ihr Vermögen¹ quasi vollautomatisch immer weiter. Es ist also kein Wunder, wenn diese alle Register ziehen, welche dieses Finanzsystem stützen. Das ggw massivste Mittel ist wohl die Spaltung der Gesellschaft (Autokraten vs Demokraten). Die Grenze der Beeinflussung liegt dort, wo es zu auffällig wird, dass manipuliert wird. Moralische Grenzen jedoch sind nicht (mehr) existent. - Die altbekannte Taktik:
teile und herrsche.
Politik und Medien sind in einer gegenseitigen Abhängigkeit gefangen: der Politiker² braucht mediale Präsenz, die Medien brauchen prominente Zugpferde für die Einschaltquoten und Klicks. Dass die Medien Politiker bevorzugen, die ihre Werte teilen, ist nur logisch; andersherum genauso. Wer sich diesem System entgegen stellt, der wird medial diskretiert und/oder lächerlich gemacht. Die Medien/Politiker-Welt hat sich in eine Blase abgekapselt, in der keine Alternativen mehr zum Status Quo existieren.
Sonderfall ÖR in D, BBC in UK: noch vor einigen Jahrzehnten konnte hier noch kritisch hinterfragt werden. Jedoch haben die Parteien ihren Einfluß immer weiter in die Sendeanstalten ausgeweitet und ihre Leute dort installiert. Schlußendlich wurden diese an sich unabhängigen Medien auch zum Sprachrohr des Neoliberalismus. - Man sehe sich nur an, welchen Stellenwert "Wirtschaft und Börse"³ in der Berichterstattung haben, obwohl 95% der Bevölkerung dafür schlicht kein Geld übrig haben.
Dabei gibt es keinen "bösen Plan" hinter allem. Alles entwickelt sich aus dem individuellen Wunsch heraus erfolgreich zu sein, Netzwerke aufzubauen, gute Arbeit zu leisten, - und nicht zuletzt: damit Geld zu verdienen; je mehr, desto besser⁴. Interessen und sogar Fakten jenseits des eigenen Ressorts und Selbstbildes spielen für die meisten Menschen keine Rolle mehr.
Es bleibt nur ein Hoffnungsschimmer: das Internet mit seiner dezentralen Struktur. Es gibt genug Seiten, auf denen sich moralische Menschen für die Wahrheit interessieren und ihre Erkenntnisse teilen. Aber: es braucht Hirn und Bildung, um dort die Spreu vom Weizen zu trennen. - Leider kann man ohne Hirn und Bildung dort sehr schnell in die Echokammern der Verschwörungstheorien und der Radikalität abdriften.
Nachtrag zur "ausgewogenen Berichterstattung": wenn man 100 Fachleute zum Thema "Klimakatastrophe" befragt, und 99 davon sagen "Ja, gibt es, kein Zweifel" und einer sagt "Nein, Humbug", dann ist es
nicht ausgewogen, wenn man einen der 99 und den einen Leugner in eine Talkrunde einlädt, und beide gleichermaßen zu Wort kommen lässt. Diesem Irrtum bzgl Ausgewogenheit unterliegt leider ein Großteil der Presse und des ÖR.
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¹ Dieses Geld wird aus der Realwirtschaft abgezogen und fehlt dort für dringende Investitionen für die grundlegenede Infrastruktur (Wasser, Essen, Energie, Bildung, etc).
² Nicht wenige Politiker gehören selbst zu den Profiteuren des Neoliberalismus. Von ihnen ist kein Widerstand gegen das System zu erwarten.
³ Hochfinanz und Staatshaushalte sind so eng miteinander verknüpft, dass man getrost das Bild "Junkie/Dealer" verwenden darf. Zudem: "Mit Geld Geld verdienen" ist nichts, was die Menschheit weiter bringt. Das schafft nur die Realwirtschaft. Aber die Gewinne aus der Realwirtschaft fließen in die Hochfinanz und verbleiben dort; sie füllen die Konten und Portfolios der Reichen und Superreichen.
⁴ Geld ist das ggw Maß für Erfolg und hat nahezu komplett alle anderen Maßstäbe verdrängt.
PS: wer sich nun - zu Recht - fragt, warum die neoliberalen Medien Sturm gegen die Cannabis-Legalisierung blasen: es läuft dem Prinzip Law&Order-Staat zuwieder. Ein starker Staat zementiert und garantiert die ggw Ordnung. ("Faschismus ist die Verschmelzung von Großkapital und Staat".
[Mussolini]) Und wahrscheinlich sollen sich die Bürger erst gar nicht daran gewöhnen, dass der Staat auch mal vernünftige Entscheidungen trifft.