Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Medien und Politiker anschreiben
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Sherlock O
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Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Sherlock O »

Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

„Die Gesundheit und Sicherheit unsere Bürger ist das wichtigste für uns!“, diesen Satz liest man in so vielen Pressemitteilungen der Politiker, dass man es fast glauben könnte. Nur bei näherem hinsehen und hinterfragen kommt man letztendlich zu der Schlussfolgerung, dass dies nur ein hohler Slogan ist, um die eigene politische Popularität zu steigern und die Bürger hinters Licht zu führen.

Nehmen wir das Beispiel von der Legalisierung von Cannabis. In einer neuerlichen Studie (https://www.tagesschau.de/inland/cannabis-151.html) war zu lesen, dass 8 % von 12- bis 17-Jährigen schonmal Cannabis geraucht hat und dass deshalb Cannabis eine Bedrohung für unsere Jugend darstellt und deshalb nicht legalisiert werden sollte. Wenn diese 8 % tatsächlich eine Bedrohung der Jugend darstellt, dann sollten Alkohol und Tabak schon seit Jahren verboten werden – wenn dem deutschen Staat die „Gesundheit und Sicherheit der Bürger“ tatsächlich so wichtig ist. Laut einer Studie vom Bundesgesundheitsblatt (Bundesgesundheitsbl 2014 · 57:830–839 DOI 10.1007/s00103-014-1982-8 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014) haben 15,8 % der Jugendlichen zwischen 11- bis 17-Jährigen schon Alkohol getrunken (bei 11,5 % sogar regelmäßiges Rauschtrinken) und 12 % der 11- bis 17-Jährigen schon Tabak konsumiert haben (5,4 % rauchen täglich).

Wieso also stellt Cannabis laut der deutschen Politik eine scheinbar riesige Bedrohung für unsere Jugendlichen und Erwachsenen Bürger dar, nicht aber Alkohol und Tabak?
Die Antwort ist zugleich erschreckend einfach und offensichtlich: Steuereinnahmen!

„Nichtrauchen gefährdet die Staatskasse“, diesen Satz haben wir glaube ich alle schonmal gehört und es kommt der Wahrheit erstaunlich nahe: Im Jahre 2018 nahm der deutsche Staat 14,3 MILLIARDEN Euro an Steuern durch die Tabaksteuer und 2,1 MILLIARDEN Euro durch die Alkoholsteuer ein - diese stellen wiederrum 2,3 % der Gesamtsteuern von 2018 dar (https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... -2018.html) - und auf diese möchte der deutsche Staat unter gar keinen Umständen verzichten, auch auf kosten der Gesundheit unserer Bürger. Wenn sie das nicht glauben, dann gibt es hier einen einfachen Zahlenvergleich von 2018:

- 74.000 Menschen starben durch die Folgen von Alkohol (https://www.n-tv.de/wissen/Deutsche-tri ... 73890.html)
- 110.000 Menschen starben durch die Folgen von Tabakkonsum (https://www.feelok.de/de_DE/jugendliche ... chland.cfm)
- 0 Menschen starben durch Cannabis (https://www.eine-zeitung.net/2018/01/05 ... -schlafen/)

In anderen Worten: 184.000 Tote durch Alkohol und Tabak, 0 durch Cannabis – hier sollte selbst der dümmste verstehen, was gefährlicher ist.*
(*Natürlich gibt es auch hier eine Dunkelziffer der Todesopfer durch Konsum im Straßenverkehr, dies sollte und darf man nicht beschönigen!)




Wieso ist Cannabis dann ein so großes steuerliches Problem, nicht aber Alkohol und Tabak? Ganz einfach, denn die wenigsten Bürger können ihren eigenen Alkohol brauen/destillieren oder gar im deutschen Klima Tabak anbauen - aber zum Anbau von Cannabis braucht es nicht viel mehr als einen Samen, Erde und Sonne.
Wird jetzt dadurch jeder zuhause anbauen? Die Einnahmen durch den Verkauf von Cannabis in Ländern in denen Cannabis legal oder toleriert wird, ist ein eindeutiges NEIN!

Woher kommt also diese vermeintliche Bedrohung?

Meiner Meinung nach sollte man sich eher fragen, was genau versteht die deutsche Politik hier tatsächlich als „Bedrohung“?
Wenn die Bedrohung wegen Cannabis als Einstiegsdroge, oder wegen dem internationalen Drogenhandel verstanden wird, dann gibt es wirklich nur eine einzige und zugleich simple Lösung um die Bedrohung aus der Welt zu schaffen: Legalisieren für Bürger über 18 und damit beginnen, gezielte Aufklärungsarbeit in Schulen zu leisten - wobei diese Aufklärungsarbeit auf tatsächlichen wissenschaftlichen Berichten und Studien basieren sollte und nicht auf der politischen Propaganda gegen den allgemeinen Drogenkonsum – wobei hier gerne vergessen wird, dass Alkohol und Tabak auch Drogen sind.
Das beste Beispiel für Propaganda aufgrund von Unwissenheit der Politiker lieferte unsere ganz eigene Drogenministerin Marlene Mortler (selbst Tochter eines Bierbrauers) in 2017: „Cannabis ist verboten, weil es illegal ist.“ (https://www.tagesspiegel.de/politik/dro ... 19404.html), welches weder eine Begründung, noch eine informierte, intelligente Aussage darstellt.

Jährlich werden Millionen von Steuergeldern und abertausende Arbeitsstunden der Polizei damit verschwendet, den sogenannten „Drogenkrieg“ zu bekämpfen – ohne irgendein Anzeichen der Besserung.

Wie entfernt man also die Cannabis-Dealer von unseren Straßen und löst zugleich das Steuerproblem? Indem der deutsche Staat selbst der Händler von Cannabis wird, den Anbau in Deutschland lizensiert und, wie in den Niederlanden, den Verkauf in speziellen Lokalitäten erlaubt und auch versteuert. Wenn diese Möglichkeit gegeben wäre, würde (fast) niemand mehr zu irgendeinem Straßendealer gehen, nur um womöglich gestrecktes, oder minderwertiges Cannabis zu kaufen, wenn man einfach zu dem „Laden“ um die Ecke gehen kann um ganz legal, „sauberes“ und qualitativ hochwertiges Cannabis aus staatlich lizensiertem Anbau zu kaufen. Dies in Folge führt zu der Lösung von fast allen Problemen:

1. Die Polizei in Deutschland kann sich vollkommen auf wirkliche und schwere Verbrechen konzentrieren
2. Der Konsument kann sich darauf verlassen, ungestrecktes Cannabis aus zuverlässiger und sicherer Quelle legal zu erwerben, ohne dafür ein Verbrechen zu begehen oder organisierte Kriminalität zu finanzieren
3. Der deutsche Staat kann den Cannabis-Konsum und Anbau durch tatsächliche Zahlen überwachen
4. Cannabis wird zur Steuereinnahmequelle
5. Rauschgiftkriminalität wird verringert



Die Nachteile von Cannabis möchte ich hier nicht verschweigen, da manche Personen nachgewiesen psychisch sehr negativ auf den berauschenden Effekt reagieren und auch ein gewisserer Suchtfaktor besteht, aber dies als weiteren Grund für die Bedrohung und Illegalisierung von Cannabis zu politischen Zwecken zu benutzen halte ich für unzulänglich, da von Alkohol in diesem Respekt eine viel größere Bedrohung ausgeht, nicht zuletzt wegen der alarmierenden Gewaltbereitschaft und Verlust von Hemmungen unter Alkoholeinfluss – laut Bundeskriminalamt wurden 29,8 % aller Gewalttaten im Jahr 2018 unter Alkoholeinfluss begangen (https://www.polizei-beratung.de/startse ... eberblick/) und jeder sechste in Deutschland (16,9 %) trinkt, laut dem Drogen- und Suchtbericht 2018, Alkohol in einem gesundheitlich schädlichen Ausmaß (https://www.drogenbeauftragte.de/presse ... n.html?L=0).

Es ist an der Zeit, dass deutsche Politiker ihre Scheinheiligkeit ablegen, aktuelle Zahlen, (unabhängige) Studien und Fakten zitieren und uns Bürgern mal die Wahrheit über die Drogenpolitik offen vorlegen, statt populistische Reden zu schwingen, die auf nichts anderem als der eigenen Meinung beruhen. Uns muss mit Aufklärung geholfen werden, nicht mit Kriminalisierung.

Wir sehen uns selbst als ein gebildetes und fortschrittliches erste Welt Land, aber dennoch sind wir jeden Tag mit der Bevormundung der Bürger durch die Politik und veraltete Gesetze konfrontiert, die nicht unser bestes wollen, sondern nur den Status quo aufrecht erhalten wollen.
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bad guy
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von bad guy »

Wo kann ich unterschreiben? :mrgreen:

Die Gemeinden sind abhängig von dem Geld von Alkohol- und Tabakwerbung und meist gegen den Werbeverbot von Rauschgift.
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Martin Mainz
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Martin Mainz »

Sherlock O hat geschrieben: Do 4. Jul 2019, 15:57 Wieso also stellt Cannabis laut der deutschen Politik eine scheinbar riesige Bedrohung für unsere Jugendlichen und Erwachsenen Bürger dar, nicht aber Alkohol und Tabak? Die Antwort ist zugleich erschreckend einfach und offensichtlich: Steuereinnahmen!
Sehe ich anders, denn mit Cannabis läßt sich ebenfalls vorzüglich Steuern generieren. Aber: Alkohol- und Pharmalobby wissen bis heute genau, wie sie ihre Pfünde sichern und bei Cannabis den Deckel drauf halten. Da drückt meiner Ansicht nach der Schuh.
Sherlock O
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Sherlock O »

Weiter unten im Text steht:

Wieso ist Cannabis dann ein so großes steuerliches Problem, nicht aber Alkohol und Tabak? Ganz einfach, denn die wenigsten Bürger können ihren eigenen Alkohol brauen/destillieren oder gar im deutschen Klima Tabak anbauen - aber zum Anbau von Cannabis braucht es nicht viel mehr als einen Samen, Erde und Sonne.

Das heisst, dass es schwieriger ist, Cannabis zu besteuern, da jeder theoretisch zuhause anbauen kann und dadurch ja kein Geld in den entsprechenden "Coffeeshops" ausgeben würde = der Staat bekommt keine Steuern, obwohl fleissig konsumiert wird.

Du hast vollkommen Recht damit, dass die Lobbies das unterdücken
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Martin Mainz
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Martin Mainz »

Da geht man beim Staat aber nicht von aus. Und auch die Haukap Studie hat ausgerechnet, wie viel Geld da für den Staat drin ist. Geld ist nicht der Grund, warum es verboten ist, aber vielleicht der Grund, warum es bald legal ist. Investoren drängen den deutschen Staat zur Legalisierung und die Lobby hat auch richtig Geld in der Tasche.
Sherlock O
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Sherlock O »

Es steht nirgends in dem Text, dass es wegen Geld illegal ist, sondern weil es eine "Bedrohung" für die Gesundheit der Bürger ist.

Ich hoffe aber auch, dass die Haukap Studie (unter anderem) dafür sorgt, dass es bald legal ist, weil der Staat endlich erkennt, wieviel Geld damit zu machen ist. Allein Amsterdam wirtschaftet z.Z. ca 21 Millionen Euro pro Jahr mit der Umsatzsteuer an Cannabis.

Philipp Morris investiert z.B. in den Cannabisanbau, d.h. die Tabaklobby wird bald druck auf den Staat machen (hoffentlich).
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Martin Mainz
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Martin Mainz »

Sherlock O hat geschrieben: Do 4. Jul 2019, 17:22 ..., sondern weil es eine "Bedrohung" für die Gesundheit der Bürger ist.
Aber auch da stimme ich nicht zu, das ist nicht der (wirkliche) Grund. Sonst wären Alk und Zigs ja ebenfalls verboten. Und ja, Tabaklobby und Cannabis geht zusammen, deshalb hab ich die oben auch rausgelassen.

Der einzige Grund aus meiner Sicht ist Geld und da denkt der Politiker vielleicht nicht als erstes an den Staatsbeutel, sondern an seine jahrelangen Freunde, die vielleicht viel Geld verlieren könnten.
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

Martin Mainz hat geschrieben: Do 4. Jul 2019, 20:39 ...
Der einzige Grund aus meiner Sicht ist Geld und da denkt der Politiker vielleicht nicht als erstes an den Staatsbeutel, sondern an seine jahrelangen Freunde, die vielleicht viel Geld verlieren könnten.
Ich denke es ist viel einfacher...
Zum einen gibt es ja durchaus Leute die vom Verbot profitieren, was für deine Theorie spricht, aber:

Die Politik müsste einen ihrer letzten konservativen Standpunkte räumen und viel wichtiger zugeben das sie 40 Jahre eine falsche Politik gemacht haben. Das wollen sie dann doch (noch) nicht.....
Dopeworld
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Dopeworld »

Ein paar gute Statements:

Helen Clark
Es gibt einen zunehmenden Konsens: Der "Krieg gegen die Drogen" ist gescheitert. Die weltweite
Prohibition hat nicht nur versagt, den wachsenden Konsum einzudämmen, sie hat auch zu riskanterem Konsum, gefährlicheren Produkten und verheerenderen Gesundheitsschäden geführt. Weit davon entfernt, eine "drogenfreie Welt" zu erreichen, hat die Prohibition stattdessen einen
riesigen illegalen Markt hervorgebracht, der voller Gewalt, Korruption und Gefahren ist.
123 deutsche Strafrechts Professor*innen
Sowohl aus
strafrechtswissenschaftlicher Sicht als auch aufgrund empirischer
Forschungsergebnisse besteht die > dringende Notwendigkeit, die Geeignetheit, Erforderlichkeit und normative Angemessenheit des Betäubungsmittelstrafrechts zu
überprüfen und gegebenenfalls Vorschlage zu Gesetzesänderungen aus solcher Evaluation abzuleiten.
Amnesty International
Zukünftige drogenpolitische Strategien sollten sich daher an den Menschenrechten und der öffentlichen Gesundheit orientieren und sich nicht auf Maßnahmen der Strafverfolgung stützen, die den Konsum und die Verfügbarkeit von Drogen zu verhindern versuchen.
Human Rights Watch
Seit Jahrzehnten kriminalisieren Regierungen den Konsum von Drogen sowie deren Besitz, Produktion und Vertrieb. Sie stecken Milliarden von Dollar in die Verfolgung. Tötung strafrechtliche Verfolgung Auslieferung und Inhaftierung von Drogenbossen, Dealern und Menschen, die Drogen konsumieren. Doch wie HRW wiederholt dokumentiert hat, bringt dieser Ansatz in der Drogenpolitik verheerende Folgen für die Menschenrechte: Er untergräbt das Recht auf Gesundheit und Privatsphäre, dient als Vorwand für unverhältnismäßige Bestrafung. Folter und außergerichtliche Tötungen, und gibt organisierten, kriminellen Gruppen Auftrieb, die Gewalttaten begehen, Behörden korrumpieren und die Rechtsstaatlichkeit untergraben.
HRW fordert die Regierungen auf, jeglichen personlichen Gebrauch und
Besitz von Drogen zu entkriminalisieren. Wir fordern die Regierungen außerdem auf, eine alternative Politik in Bezug auf den Drogenhandel zu verfolgen, um die enormen Menschenrechtskosten der derzeitigen Ansätze zu reduzieren, unter anderem durch eine Reduzierung der Anwendung des Strafrechts zur Regulierung der Drogenproduktion und des Drogenhandels. Und wir fordern eine Reform der globalen Abkommen und politischen Strategien, die die Erforschung dieser Alternativen blockieren.
Ethan Nadelmann
Die Hürden für eine Reform liegen nicht nur da draußen in der Macht des industriellen
Gefängniskomplexes oder anderer Interessengruppen, die die Dinge so lassen wollen, wie sie sind, sondern in jedem Einzelnen von uns. Es sind unsere Angste und unser Mangel an Wissen und Vorstellungskraft, die einer echten Reform im Wege stehen. Und letzten Endes, denke ich, läuft es auf die Kinder hinaus, auf den Wunsch aller Eltern, unser Baby in eine Blase zu stecken, und die Angst, dass Drogen diese Blase irgendwie durchdringen und unsere Kleinen in Gefahr bringen könnten. In der Tat scheint es manchmal so, als ob der gesamte Krieg gegen die Drogen als eine große Kinderschutzmaßnahme gerechtfertigt
wird, von der Ihnen jeder junge Mensch aber sagen kann, dass es keine
ist.

Schildower Kreis

Die Repression setzt deren Initiatoren unter Erfolgsdruck und ufert immer mehr aus- sowohl global im Umfang als auch in seiner Härte und Brutalität. Die Repression tragt die Tendenz einer stetigen Verschärfung in > sich. Strafbestimmungen werden kontinuierlich ausgeweitet, immer neue Stoffe und Pflanzen unter Verbot gestellt. Der Misserfolg der eigenen Drogenpolitik führt zwanghaft dazu, genau diese Politik weiter auf die
Spitze zu treiben.
Kofi Annan
Drogen haben sicherlich viele Leben zerstört, aber falsche politische Strategien haben weitaus mehr zerstört. Wir alle wollen unsere Familien vor den möglichen Schaden durch Drogen schützen. Aber wenn unsere Kinder ein Drogenproblem entwickeln, wollen wir doch gewiss, dass sie als hilfsbedürftige Patienten betreut und nicht als Kriminelle gebrandmarkt werden.
John Ehrlichman
Sie wollen wissen, worum es wirklich ging? Der Nixon-Wahlkampf im Jahr 1968 und die Nixon-Regierung hatten zwei Feinde: die linken Kriegsgegner und die Schwarzen. Verstehen Sie, was ich sagen will? Wir wussten, dass wir es nicht illegal machen konnten, gegen den Krieg oder Schwarz zu sein, aber indem wir die Öffentlichkeit dazu brachten, die
Hippies mit Marihuana und die Schwarzen mit Heroin zu assoziieren, und dann beides stark kriminalisierten, konnten wir diese Gruppen zerstören. Wir konnten ihre Anführer verhaften, ihre Häuser durchsuchen, ihre Treffen auflosen und sie Abend für Abend in den Nachrichten verunglimpfen. Ob wir wussten, dass wir über die Drogen gelogen haben? Natürlich wussten wir
das.
Dr. Julian Buchanan
Illegale Drogen den Gangstern aus der Hand zu nehmen, ist ein lobenswertes Ziel, aber der größte Schaden, den Menschen, die illegale Drogen nehmen, erleiden, wird nicht
von der kriminellen Schattenwelt verursacht [...]. Den größten Schaden richten Kriminalisierung Polizeiarbeit und rigorose Strafverfolgung an.
https://mybrainmychoice.de/
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Cookie »

Dopeworld hat geschrieben: Do 13. Mai 2021, 20:30 Helen Clark
Es gibt einen zunehmenden Konsens: Der "Krieg gegen die Drogen" ist gescheitert. Die weltweite Prohibition hat nicht nur versagt, den wachsenden Konsum einzudämmen, sie hat auch zu riskanterem Konsum, gefährlicheren Produkten und verheerenderen Gesundheitsschäden geführt. Weit davon entfernt, eine "drogenfreie Welt" zu erreichen, hat die Prohibition stattdessen einen riesigen illegalen Markt hervorgebracht, der voller Gewalt, Korruption und Gefahren ist.
Das klingt erstaunlich gleichartig wie das Thema Alkohol-Prohibition... nun, ist ja auch derselbe Blödsinn.
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Dopeworld »

Cookie hat geschrieben: Fr 14. Mai 2021, 08:34
Dopeworld hat geschrieben: Do 13. Mai 2021, 20:30 Helen Clark
Es gibt einen zunehmenden Konsens: Der "Krieg gegen die Drogen" ist gescheitert. Die weltweite Prohibition hat nicht nur versagt, den wachsenden Konsum einzudämmen, sie hat auch zu riskanterem Konsum, gefährlicheren Produkten und verheerenderen Gesundheitsschäden geführt. Weit davon entfernt, eine "drogenfreie Welt" zu erreichen, hat die Prohibition stattdessen einen riesigen illegalen Markt hervorgebracht, der voller Gewalt, Korruption und Gefahren ist.
Das klingt erstaunlich gleichartig wie das Thema Alkohol-Prohibition... nun, ist ja auch derselbe Blödsinn.
Wenn es um wirtschaftliche Aspekte geht, haben wir ja nun auch die bürgerliche FDP mit im Boot. Bei der Gesundheitspolitik, Suchtforschung werden die Schnittmengen schon kleiner und im Bereich Sozialpolitik gibt es sehr wenige zu Rot-RG.

Aber zumindest hier (Wirtschaft) scheint ja auch inzwischen ein Umdenken stattzufinden. Man kann das Thema so gesehen auch rein ökonomisch betrachten und da fährt eben Kanada und die USA (etc. pp.) inzwischen sicherer mit einem legalen Cannabismarkt.

Hier in dem Video wird das lustig skizziert:
https://youtu.be/cRa0bRNo5Ig

Und "Tobacco" & "Alcohol" & "Pharmapills" sagt immer wieder: knowing your Market!
Womit "Crystal Meth" die größten Probleme hat. ;)
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

Cookie hat geschrieben: Fr 14. Mai 2021, 08:34 ...
Das klingt erstaunlich gleichartig wie das Thema Alkohol-Prohibition... nun, ist ja auch derselbe Blödsinn.
Jups, einer der besten Artikel die ich dazu kenne ist der hier:
...
Sieben Jahre Haft für einen Joint
Fast immer hält Cole den gleichen Power-Point-Vortrag, fast immer beginnt er, wo man beginnen muss, um die Gründe für das Desaster zu erklären, im Jahr 1968, bei Richard Nixon, der mit dem Slogan vom „War on drugs“ in den Wahlkampf zog. Vier Jahre zuvor hatte Cole den Polizeidienst begonnen, als einer von rund 1700 Polizisten in New Jersey, sieben davon arbeiteten im Drogendezernat. Nach Nixons Wahl zum Präsidenten, im Oktober 1970, waren es plötzlich 76. Und das große Problem des Kriegs gegen die Drogen waren die Drogenabhängigen: Außer ein paar Kiffern gab es kaum welche. „1970 war es wahrscheinlicher, an einem Sturz von der Treppe zu sterben als an Drogen“, sagt Cole.
...
Sogar die Treppensturztoten sind keine Metapher, es waren, 1969, genau 1824; 1601 starben an Drogen.
...
Cole beendet seinen Vortrag gern mit einem Bild aus dem Jahr 1932 von Aktivistinnen der Women’s Organisation for National Prohibition Reform, die sich für das Ende der Alkoholprohibition einsetzten, weil sie genug von der Mafia und der Korruption hatten, genug von Polizeigewalt und schwarzgebranntem Schnaps. Ihr Motiv war einfach, man kann es auf dem Wagen lesen, vor dem sie sich fotografieren ließen: „Protect our Youth, Save our Children, Stamp out Prohibition!“
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... ageIndex_2
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Cookie »

Oh ja, der Artikel ist wirklich gut!! Leider ist der komplette Vortrag von Jack A. Cole von der genannten "Law Enforcement Action Partnership" Seite am Ende nicht mehr herunterzuladen. Hat jemand evtl. einen Link darauf? Ich finde nur das hier: https://dlscrib.com/download/end-prohib ... e07c97_pdf, das hat aber Fehler auf jeder Seite - na ja, kann auch am original PDF liegen.
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

Cookie hat geschrieben: Sa 15. Mai 2021, 08:24 ... Hat jemand evtl. einen Link darauf?....
https://www.cjpc.org/uploads/1/0/4/9/10 ... on_now.pdf
Geht bei mir ohne Probleme.
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Cookie »

Danke! Der geht auch hier einwandfrei.
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Dopeworld »

Was mich an der Politik stört, sind die Klischees. Der typische Kiffer geistert immer als Bild vom 24/7 Dauerkiffer durch die Köpfe. (Gerade noch irgendwie integriert.) Veranschaulicht so:

Bild

Während der "Wein-Kenner" eher IMHO so in den Köpfen vorherrscht:

Bild
Q: https://www.worldsoffood.de/media/k2/it ... a529_L.jpg

Das ist nun keine große Erkenntniss. Aber ich finde es immer wieder schade, wie aufgrund solcher Klischees sinnvolle Diskussionen kaputt gehen.

Die Übergänge hin zum Süchtigen, der sein Leben nicht mehr im Griff hat, sind ja allgemein fließend.
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Cookie »

Ist doch normal... das Eine wird selbst mit Schutzhandschuhen kaum angefasst, das Andere wird erfolgreich beworben mit Bildern voller schöner Menschen, die nur mal am Gläschen nippen. Ich könnte mich mal wieder überg...., wenn ich nicht wüsste, dass es de facto meist völlig anders aussieht. Also cool bleiben :P!
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Dopeworld »

Ich bin froh, dass wir Georg Wurth haben. ;)

Er steht mittlerweile stellvertretend IMHO für den seriösen [regelmäßig] Gelegenheitskiffer.
Ähnlich Richter Müller. Dr. Benecke. Etc

Solche Personen, zusammen mit Patienten wie "der Micha", vertreten unser Anliegen einfach am besten!

Probierkonsumenten wie Niema Movassat sind IMHO suboptimal, so wie auch die 24/7 Kiffer "like Snoop Dogg, Bob Marley".

Das ist wieder vergleichbar mit Alkohol und Wein z.B. - da gibt es ja auch Leute, die Trinken über den Tag verteilt eine Flasche Wein, ohne groß betrunken zu sein. Immer etwas schwierig, wenn die Gruppe von Konsumenten, dich vom "Wundermittel" überzeugen wollen. :mrgreen:
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Re: Die Scheinheiligkeit der deutschen Politiker in der Drogenpolitik

Beitrag von Dopeworld »

Hier beginnt auch viel Scheinheiligkeit. Gegen diese gesellschaftliche Akzeptanz kämpfen CDU/CSU nämlich, wie der Teufel gegen das Weihwasser.

Jeder Hanf-Konsument muss zwangsläufig ein hoch problematisches Konsum-Muster haben, oder gleich sich in einer Therapie befinden.

Und da zeigt sich auch immer wieder, wie der eigene Alkoholkonsum schön geredet wird. Alkohol ist Genuss und nur wer Jahrzehnte intensiv säuft, wird abhängig.

Der Jugendschutz ist dabei nur Mittel zum Zweck.
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