Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Alles rund um Anbauvereinigungen
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Bacardy
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Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Beitrag von Bacardy »

Nachdem wir hier im Forum quergelesen habe, hat man viele Fragezeichen sehen können und viel fehlendes Fachwissen. Da wir ein Club werden, der zu den großen Anbaugemeinschaften gehören wird und hier Profis mit Firmen, Bwl und anderen Punkten mitwirken, will ich hier einen kleinen Leitfaden geben, was auf die Vereine zukommen wird und warum es nicht möglich sein wird, als kleiner Verein überhaupt zu beginnen und dies auch wenig Sinn macht.

1. Der Verein und seine Gründung

Man konnte hier lesen, es sei einfach einen Verein zu gründen.
Ja, auf jeden Fall ist es im gewissen Maße einfach einen Verein zu gründen. Man braucht 7 Gründungsmitglieder und eine Satzung, die man als Vorlage im Netz bekommt. Satzung anpassen und es geht zum Notar. Man lässt sich das mit dem Protokoll der ersten Sitzung beurkunden und schick es zum zuständigen Amtsgericht. Warten und fertig.
Jetzt kommen die Stolpersteine: Wer sich nicht mit dem Referatsentwurf zum Cannabisgesetz auseinander setzt, macht den Weg umsonst, da man die Inhalte braucht, welche in der Satzung gefordert werden. Auch sollte man auf diverse Dinge achten, eventuell Geschäftsführer nach Paragraf 30 Satz 1 BGB einsetzen, Aufwandsentschädigungen bei aktiven Mitglieder, Vorstand etc. Anbaurat und seine Rechte und Pflichten, Rechte und Pflichten im Aussenverhältnis/Innenverhältnis, Mitgliedschaftsregeln, Finanzregeln usw. Das läßt man dann am besten von einem Steuerberater und vielleicht auch Anwalt für Vereinsrecht prüfen.
Dann sollte man für die Genehmigung der Anbaugemeinschaft diesen Teil erledigt haben.
Jetzt braucht man ein Konto, Anmeldung beim Finanzamt und im Elsterportal. Dann am besten auch ein Postfach und man steht als e.V. in den Startlöchern.

2. Drogen-, Sucht-, und Präventionsbeauftragter / Multiplikator

Hier wird es etwas schwieriger. Suchtberatung zu lernen ist über das Ziel hinausgeschossen und dauert min. 6 Monate mit schnell 3000€ Kosten. Man sollte sich an die Suchtberatungsstellen wenden und versuchen sich als Muliplikator ausbilden zu lassen und im direkten Kontakt mit dieser zu bleiben. Kosten können von ein paar hundert Euro bis zu über 1000 € entstehen. Auch eine Ehrenmitgliedschaft eines Suchtberaters wäre eine Option. Dann ist da einer, der alles hat und die Suchtberatung hat den Fuß im CSC. Auf jeden Fall braucht man einen Kontakt in diese Richtung. Die meisten bieten auch Seminare und Kurzausbildungen zum Multiplikator an. Für kleine Vereine wird es hier schwierig mit den Kosten oder ein Suchtberater wird da eher abgeneigt sein Mitglied zu werden.

Anmeldung als Anbaugemeinschaft

3. Wenn jetzt noch das Führungszeugnis und der Gewerberegisterauszug des Vorstandes stimmen, ist der Teil auch erledigt.

4. Der Standort der Anbaufläche mit Adresse, Flur, Flurstück und Gemarkung wird hier schon benötigt.

Es wird es noch weitere Stolpersteine geben. Schauen, was nachher im Gesetz steht.

5. Darf man seinen Hobbykeller umbauen und da für die Anbaugemeinschaft Gras anbauen?
Ganz klar. NEIN!
Dies ist im Gesetz strickt verboten, das Anbaugemeinschaften in Wohnhäusern anbauen dürfen. Dies ist nur privat möglich mit 3 Pflanzen in der Blüte.

6. Also bleiben nur Gewerbe-, und Hallenobjekte.
Man muss zu der Anmeldung der Anbaugemeinschaft ein Objekt sicher haben. Also kaufen oder mieten. Vertrag wird vorgelegt werden müssen, bei der Anmeldung. Garantiert. Sprich, die Miete läuft.

7. Problem dabei...
Gewerbeobjekte und Hallen sind keine Gewächshäuser!
Wer also kein Gewächshaus im Gewerbestandard hat, kommt um einen Antrag auf Nutzungsänderung beim zuständigen Bauamt nicht drum herum.
Man darf aber erst umbauen, wenn die Genehmigung erteilt ist, oder macht auf eigenes Finanzrisiko den Umbaubeginn ohne Genehmigung. Vor einem Antrag loszubauen kann ganz böse nach hinten losgehen und sollte dringend unterlassen werden. Untersagung vom Amt von heute auf Morgen wird passieren. Selbst mit Bauantrag loszulegen birgt Gefahren. Die Baugenehmigung/ Nutzungsänderung wird versagt, aus welchen Gründen auch immer, kann auch passieren. Man sollte immer bedenken, man ist als Verein immer ein juristisches Unternehmen. Da darf man nicht alles alleine, wie teilweise im privaten.

8. Baugenehmigung

Hier wird es das erste Mal wohl teuer.
Eine Nutzungsänderung kann nur ein Architekt einreichen. Man wird wohl keinen Architekten unter 2.000 € finden. Ob kleine Anbaugemeinschaft oder für 500 Mitglieder ist dem egal. Bauantrag kostet auch Gebühren in einem gewissen Prozentsatz vom Investitionsvolumen des Umbaues.
Hier muss bedacht werden, dass ein Brandschutzkonzept erstellt werden muss, Kosten ca. 1500 € aufwärts und Kosten in Brandschutzsicherung z.B. Entrauchungsfenster, Brandschutzwände und Türen, Feuerlöscher oder ähnliches.
Toiletten, Aufenthaltsräume, wo welcher Anbaubereich, Flure und Nebenräume müssen bekannt sein und als Bauzeichnung beiliegen. Auch die EnEV muss eingehalten werden, was Wärmedämmung an Wand und Decken bedeuten kann, eventuell neue Fester, Türen usw. Nach dem Referatsentwurf müssen diese Fenster und Türen einbruchssicher sein. Am besten zumauern. Ist billiger. Da man bei der Anmeldung der Anbaugemeinschaft angeben muss, wo diese sich befindet, ist es ein leichtes für das Bauamt die Adressen zu bekommen. Sofortversagung mit Androhung von bis zu 50.000 Strafe sind da dann wohl nicht selten, wenn die Genehmigung fehlt.
Fazit: Nutzungsänderung ganz wichtig!

9. Der Umbau.
Wenn wir geschafft haben, den Verein, die Anbaugemeinschaft und die Baugenehmigung zu erhalten, sind wahrscheinlich 5000 - 8000 € bezahlt worden und locker 3-6 Monate Zeit vergangen. Ich denke, dass hier spätestens die kleinen Vereine aufgeben werden, da die Kosten einfach zu hoch werden.
Wenn man davon ausgeht eine leere Halle zu haben(Gewerberäume sind teurer), muss diese umgebaut werden. Wände einziehen, Türen, Wärmedämmung, Elektik, Wasserleitungen, Belüftung,Toiletten usw. müssen installiert werden. Gerade wenn man mit CO2 Begasung arbeiten will, muss alles thermetisch abgeriegelt sein. Keine Luft darf rein und kein Gas raus. Aber auch ohne Begasung gibt es Umbaukosten.
Selbst in Gewerberäumen, wo Räume und Toiletten vorhanden sind, sind dann wohl die Masse an einbruchssicheren Fenstern das Hauptproblem der Kosten. Elektromeister müssen Sicherungsautomaten, Fi Schutzsicherungen, Schütze, ganze Sicherungskästen Kanäle und Kabel mit den richtigen Querschnitt verlegen, sonst leuchtet im Ernstfall schnell mal ein Kabel. Bei Brand ohne Elektikermeisterabnahme auch kein Versicherungsschutz. Wir sind hier nicht zu Hause, wo Papa mal ein Kabel verlegt. Kosten Elektriker mindestens ca. 2000 € ohne Material. Komplett sind wir schnell im Materialkostenbereich von mehreren tausenden Euro bis zu locker 10-20k bei großen Anlagen für den gesamten Umbau nach der Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes. Nur Material. Dann noch das Immissionsschutzgesetz mit Geruch und Lärm der Lüftungsanlagen. Kommt auf die Lage an. Bis hierher sind schnell 5stellige Beträge gezahlt worden.

10. Und jetzt wird es erst richtig teuer.

Man baut keinen Raum unter 10.000 €. Ob 4m² oder bis zu 10m². Alles andere darunter ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Man soll laut Gesetz die Qualität sichern und halten. Dies wird erst mit genügend Technik machbar. Wie sagt man so schön: "Viele Köche verderben den Brei."
Man braucht Mess-, und Regeltechnik, Licht, Töpfe und viele andere Dinge. Man braucht eine Klimaanlage um Temperaturproblemen entgegen zu wirken. Luftentfeuchter, wenn es mal wieder tagelang regnet und die Luftfeuchtigkeit bei über 85% ist. Luftbefeuchter, wenn mal wieder Wochenlang die Sonne brennt, die Luftfeuchtigkeit zu niedrig ist und Schädlinge leichtes Spiel haben. Man kann hier davon ausgehen, daß man bei mindestens 300 € pro weiteren m² ist, wenn die Anlage nicht komplett vollautomatisch laufen soll. Dann reden wir eher von min. 500 - 1000 € pro m² Anbaufläche. Manche mögen jetzt sagen: " uii ist das teuer, das glaub ich nicht."
Kurze Rechnung mit 12 Pflanzen pro m²:

Licht MINDESTENS 250€ pro m²
bei LED mit ausreichenden ppf pro Joule. Alles darunter ist Schrott.

Anteil Kabel, Wasser, Mess-, und Regeltechnik 50 €

12 Töpfe und Medium 40€

Warum nicht nur 4 Töpfe? Um so große Pflanzen zu ziehen, müsste der Wachstumsbereich größer werden als der Erntebereich, da die Pflanzen vom Steckling bis zum "Busch" dann länger brauchen als 2 Monate Blütezeit. Mehr Kosten bei Strom, Technik, Dünger usw. Das ist Zeit-, Kosten-, und Platzverschwendung. Man rechnet auch nicht wirklich mit Pflanzen, sondern nach m². Es ist egal ob da eine Pflanze steht oder 12 Pflanzen. Die Menge an Ernte wird die Selbe sein. Nur mit den Unterschied, dass der "Busch" schwieriger wird bis zum Ende problemlos groß zu ziehen und viel länger braucht vom Stecking/Samen bis zur Ernte.

Anteil Belüftung, Filter etc. 50€ - um so größer um so stärker und teurer wird die Anlage. Wer Kohleaktivfilter nutzen will, sollte es sich noch mal überlegen und einen anderen Weg finden, die Geruchsmoleküle zu entfernen oder zu zerstören.

Wir sind jetzt schon bei geschätzten 390 € den m² und eigentlich noch nicht fertig.
Selbst bei Rabatt durch größerer Abnahme von Technik kratzen wir bei 300 € pro m². Was man als Gewerbetreibender für Rabatte bekommt ist noch ein ?. Es kann noch weiter gehen mit sensorgesteuerter Wasserversorgung(z.B. Feuchtesensor mit Magnetventil im Substrat für 10€ pro Topf, die Pflanze entscheidet alleine wann sie Wasser braucht), CO2 Begasung, Trocknungstechnik(Wärmekammern), Erntemaschinen usw.
Und die Liste kann noch viel länger werden, wo 500€ der m² kein Problem mehr sind.
Ab hier kann man davon ausgehen qualitativ gleich bleibendes Cannabis produzieren zu können.
Wenn man den Anbaubereich dann endlich umgebaut hat, sind wir wahrscheinlich bei Monat 8/24. Mutterpflanzen kann man ja schon früher großziehen. Aber vom Steckling bis zur ersten Ausgabe vergehen 5-6 Monate.
Durchschnittlich:
1. Steckling 2-3 Wochen bis zur Wurzelung
2. Wachstum ca. 6-8Wochen
3. Blüte 9-10 Wochen
4. Ernte, Trocknung, Fermentierung 2-3 Wochen
Gesamt knapp 6 Monate.
Damit sind wir bei Beginn 2025 für die erste Lieferung. Kosten müssen bis dahin gedeckt werden.
Wie das kleine Clubs finanzieren wollen, ist schleierhaft. Eine Bank spielt nur bei großen Anlagen mit und auch nur, wenn man einen Plan hat, wie Businessplan und Finanzplan auszusehen haben. Also nicht nur 10 Seiten.

11. Thema Schädlinge und alle dürfen in die Anbaugemeinschaft

Der Faktor Mensch ist immer das Problem im System. Er gießt zu viel oder zu wenig, er düngt mal so und mal so, wie jeder Koch gerade denkt oder er bringt die Schädlinge mit. Dann kommen Fehler, wie: Oh, jetzt hatte irgendeiner sich vergriffen oder zu viel genommen. Wenn die Pflanze darauf reagiert, finde dann jemand den Fehler.
Oh man, es gibt 1000 Probleme, die ein Mensch erschaffen kann.

Es gibt Leute hier, welche mit dem Gedanken spielen, alle dürfen mitmachen. Schlechte Idee. Es handelt sich hier um eine Monokultur, wo jeder Fehler fast tödlich enden kann und wird. Die großen gewerblichen Anbaufirmen für medizinisches Cannabis haben 3 Schleusen und das Personal hat OP-Sachen an. Straßenkleidung muss draußen bleiben, Frischluft wird gefiltert. Das hat einen ganz gewissen Grund. Schädlinge!
Wenn Max Mustermann im Sommer aus seinem Garten kommt, in eure Growräume geht und die Pflanzen gießt und pflegt, wünsche ich viel Glück beim russisch Roulette. Klar kann man sagen, man nimmt Raubwespen, Marienkäfer und sonstige Nützlinge. Diese sind in der Gesamtheit aber verdammt teuer und profilaktisch in einer Monokultur eigentlich sinnlos. Man müsste ja dann alle Nützlinge vorhalten, falls mal was passiert, oder diese selber züchten. Die Rechnung dafür im Monat will ich nicht sehen. Gibt es nichts zu fressen, sterben diese oder verlassen die Zuchtstation ganz schnell wieder. Bei größeren Systemen wird das ein verdammt hoher Kostenfaktor, dessen Wirksamkeit kaum messbar wird. Ist dann aber die Spinnmilbe erst mal im System, hat man ein richtiges Problem. Zu spät erkannt, gehen bis zu 95% der Ente kaputt. Und das ist kein Scherz!
Bin gespannt, welcher Vorstandsvorsitzende nach dem dritten Ausfall den Mitgliedern noch erklären kann, warum der ständige Ausfall da ist, weil dort alle rumlungern. Mal schauen, wer dann noch Hinz und Kunz reinlassen will.

12. Thema Diebstahl und Kontrolle.

Die Anbaugemeinschaften sollen jährlich kontrolliert werden. Wenn da jeder rein darf und nur eine Person klaut und Zweige verschwinden, wird es für den Verantwortlichen gefährlich. Wie soll erklärt werden, wo diese Zweige hin sind. Es steht dann der Diebstahl im Raum und das Weitergeben von Cannabis an falsche Personen. Nach dem Referatsentwurf greift hier dann das BtmG und man findet sich schnell in der Anklage wegen bandenmäßigen Drogenhandel wieder. Wer das Risiko eingehen will, muss es selbst wissen.

Fazit: Wer alle Mitglieder in die Zuchträune lassen will, begeht früher oder später Selbstmord.
Warum? Ganz einfach.
Es kommen die Kosten, aber keine Ware. Bei 95% Ausfall werden Beiträge gezahlt, wofür kein Cannabis kommt. Dann wollen die Leute ihr Geld zurück. Ganz Klar. Keine Ware, auch kein Geld. Bis alles neu angesetzt ist und Erntereif, vergehen wieder Monate bis zum "Normalbetrieb". Strom, Miete, Steuervorauszahlungen, Wasser, Dünger, Personal und weitere Kosten laufen aber weiter. Da wünsche ich viel Spaß beim rechnen und Cents zusammensuchen. Kappt der Stromanbieter die Leitung, ist der Verein Tod. Und ja man darf auch Personal einstellen. Alles eine Frage der Satzung. Wer 40 Stunden in der Woche für den Verein arbeitet, kann schlecht noch einen zweiten Job haben.

13. Kommen wir zu den Ausgabepreisen und wo diese sich wahrscheinlich bewegen werden.

Es gibt ja so Schätzungen hier, wo von 5 € bis 10€ geschätzt wird pro Gramm Cannabis. Da sage ich nur: wow, wo wollt ihr hin?
Nehmen wir als Beispiel die medizinischen Bigplayer in Deutschland. Diese haben Millionen in die Zuchtanlagen gesteckt und bezahlen Personal, für das, was wir in einer riesiegen Menschenmenge machen sollen, aber lieber nicht sollten. Diese Firmen bekommen für jedes Gramm 2,60 €.
Ich betone nochmal, mit Personalkosten, Millioneninvestitionen und GEWINN!
Was soll das Cannabis auch so teuer machen?
Neben den Personalkosten ist der Strom der zweitteuerste Punkt. Und da geht eine simple Rechnung auf.
Beispiel:
1m² Erntefläche
12 Pflanzen min. 500 Watt Lichtleistung und 275 Watt Stromverbrauch (bei Cree Ship und ähnlich möglich) x Durschnitt 15 Stunden Laufzeit täglich = 4,12 KwH x 365 Tage = 1505,6 KwH x ca. 0,40 € Strompreis
= 602 € Stromkosten pro m² im Jahr

Gegenrechnung:
1m² = 12 Pflanzen x ca. 25 Gramm = 300g sollte Minimum rauskommen und einfacher zu rechnen. Samenhersteller schreiben von bis zu 600g pro m². Aber bleiben wir realistisch. Nur Wenige sind Vollprofis und schaffen problemlos dauerhaft mehr.
300g × ca. 6 Ernten im Jahr = 1800 Gramm jährlich.
602€ Strom ÷ 1800 Gramm = 33Cent pro Gramm

Was fehlt jetzt noch? Substrat.
Besser keine Erde. Zu teuer, zu viel Abfall. Kaufen und Entsorgen kosten viel Geld. Sonderabfall durch Perlite.
Kleine Simple Rechnung nur beim Einkauf von 6l Töpfe mit 50l Erde für 10€. Diese 50l reichen für ca. 8 Töpfe. Das sind ca. 1,10 € pro Topf. Ein Bigplayer hat locker 1000 Pflanzen pro Monat zu stehen. Damit entstehen 1100 € Kosten für Erdekauf. Pro Monat! Und dann müssen die Tonnen an Erde auch wieder entsorgt werden. Container und Abfahrt sind teuer auf die Zeit. Ein kommen vom Abholer 127€ plus Entsorgungskosten für 10m².

Blähton kann man waschen und kann wiederverwendet werden. Man muss nur wissen wie. Pro Topf und min. 10facher Verwendung max. 12 Cent pro Pflanze. Pro Gramm gar nicht möglich als Zahl anzugeben. 0,004 € oder so. Dünger wird bei Hydroponik reduzierter genutzt als bei Erde. Auch hier befinden wir uns pro Gramm im Centbereich. Also im Großen und Ganzen bleibt man normalerweise unter 1 € pro Gramm reine Produktionskosten. Wie man da auf mehr als 3-4 € kommt, wie in Spanien oder Portugal existiert, wird schwierig zu erklären, beim Selbstkostenpreis.
Es wird ohne bezahltes Personal ab gewissen Größen nicht gehen, ohne von einer Katastrophe in die nächste zu rutschen. Da wird mit der Zeit noch ein Kostenfaktor entstehen, der sich im Selbstkostenpreis niederschlägt, so dass man von dem spanischen/portugiesischen Preisen ausgehen kann. Jetzt denkt bestimmt der ein oder andere, das wird nicht reichen.
Kleine Gesamtumsatzrechnung bei voller Clubbesetzung und jeder will 50g bei 3€. Übertrieben, aber egal!
50g x 500 Mitglieder = 25.000g pro Monat
25kg × 12 Monate = 300kg
300kg × 3€ Abgabepreis = 900.000 €
Abzug von:
Umsatzsteuer 19% ca. 144.000
Strom im Jahr ca. 180.000 €
Miete 10€ m²(teuer) 300m² = 36.000 €
Viel Spaß den Rest von min. 540.000 € zu verbraten.
Selbst nur halb so groß als Verein, kommen große Überschüsse zusammen, der dann den Preis automatisch reduzieren muss, da man keine großen Gewinne machen darf. Ein Vereinsaufschlag mag gehen, mehr aber nicht. Die Zahlen auf den m² ändern sich dabei aber nicht.

So, erstmal das wichtigste zu dem Eröffnen einer Anbaugemeinschaft aus betriebswirtschaftlicher Sicht mit den groben Zahlen und im Einklang mit dem Referatsentwurf der Regierung und den Baugesetzen.
Der Referatsentwurf ist 160 Seiten lang, welches am Anfang riesig wirkt. Aber die ersten 40 Seiten sind die Paragrafen zum Socialclub. Seite 41-80 sind für Medizin, Ausfuhr, Einfuhr usw. Interessiert uns nicht. Seite 81-120 sind die Erläuterungen zu dem Gesetz des Socialclubteils. Da bekommt man eigentlich alle wichtigen Informationen, welche hier oftmals als Fragen auftauchen. Seite 121- 160 sind wieder egal. Findet man als PDF im Internet.

14. Warum sind Socialclubs mit wenig Migliedern im engen Sinne egoistisch und ignorant oder einfach unwissend. Böse geschrieben, aber leider wahr.

Laut dem Referatsentwurf darf 1 Socialclub auf 6000 Einwohner entstehen. Die Anzahl der Clubs ist also limitiert. Gehen wir von der Größe unserer Stadt, wo wir entstehen werden, aus, hat diese 72.000 Einwohner, was 12 Socialclubs entspricht.
Laut dem alternativen Drogenbericht von Deutschland rauchen ca. 10% der Deutschen mindestens 1 mal im Jahr. Das sind bei 72.000 Einwohner 7200 "Kiffer".
Kleine Rechnung:
7200 Konsumenten -
12x 500 Mitglieder
=6000 mögliche Mitglieder.
Differenz sind jetzt schon 1200 Konsumenten.
Natürlich wird nicht jeder einem Club beitreten wollen. Wenn nur ein Club klein ist, ist das wahrscheinlich auch kein Problem. Aber sind 6 von 12 Clubs klein, bekommen viele Menschen keinen Platz und der Schwarzmarkt freut sich auf weitere Kundschaft. Ist ja schön, wenn dann 30 Leute günstig kiffen können und 470 Menschen schauen in der Röhre.

Solch ein CSC zu eröffnen bedeutet eine Firma zu eröffnen. Wem das nicht klar ist sollte noch einmal drüber nachdenken und lieber Mitglied werden, in einen großen Club gehen und sich dort engagieren.
Zuletzt geändert von Bacardy am Do 9. Nov 2023, 19:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gram im CSC

Beitrag von LaMaria »

Bacardy hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 17:08 ....da man die Inhalte braucht, welche in der Satzung gefordert werden....
Das ist es. Erst muss der Gesetzgeber die genauen gesetzlichen Rahmenbedingungen für einen CSC schaffen.
Nach dem Referentenentwurf kam der Kabinettsentwurf und mit Glück am 16.11. das überarbeitete CanG
Warum ist Cannabis verboten?
Weil es eine illegale Droge ist!!
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Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Beitrag von Bacardy »

Deshalb ist Füße stillhalten auch das Gebot der Stunde. Den einen Monat früher oder später macht nachher bei diesem Gesamtzeitraum auch kein großes Gewicht mehr. Ansonsten heißt es Satzung ändern. :D
Zuletzt geändert von Bacardy am Do 9. Nov 2023, 19:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gram im CSC

Beitrag von LaMaria »

Bacardy hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 19:00 ...Den einen Monat früher oder später...
Genau eine Woche wenn nichts verschoben wird
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Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Beitrag von Bacardy »

Ich rechne nicht in solch kurzen Abständen beim Gesamtbild von über einem Jahr und das Amtsgericht ist auch meistens auf Schneckentempo eingestellt. Also lieber in Monaten planen. Auch muss man nicht alle Durchläufe kennen. Wo die Reise hingeht war ersichtlich. Wo sie endet, ist erst im Gesetz Fakt.

Auch geht es mir im Text nicht um die relativ leichten Punkte, welche leicht korrigiert werden können, sondern die bösen Stolpersteine. Gerade die Nutzungsänderung ist nicht zu unterschätzen. Da ist das eventuelle Satzung ändern, von älteren CSC, ein Spaziergang.
Freno
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Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Beitrag von Freno »

Ich kann den Ausführungen von "Barcardy" nur beipflichten - ich bin "Rechtsanwalt a.D.", leider Berufsunfähig und zu "belastbaren" juristischen Prüfungen nicht mehr imstande, aber bemühe mich hier, gelegentlich ein paar Fingerzeige aufgrund meiner Erfahrungen zu geben. Insbesondere auf die Notwendigkeit solider Rechtsberatung (einschließlich Steuer und Buchführung) für CSC und die dafür anfallenden Kosten habe ich auch schon mehrfach hingewiesen.

Die bauordnungsrechtliche Problematik habe ich bislang nicht gesehen und würde darauf das klassische juristische Statement abgeben: "es kommt drauf an", nämlich darauf, welche Nutzung für ein Gebäude, das für einen CSC ins Auge gefasst wird, zuvor genehmigt worden war. Je nachdem kann eine "Umnutzung" im Einzelfall sogar nicht erforderlich sein zB bei einer ehemaligen Gärtnerei (wobei die Cannabis-Aufzucht natürlich nicht im "Glaskasten" eines Gewächshauses stattfinden wird), einfach oder sehr kompliziert, gar unmöglich sein und es ist sehr richtig, sich darüber Klarheit zu verschaffen, bevor man zu zivilrechtlichen Festlegungen (Miete, Pacht, Kauf) schreitet.

Diese Klarheit verschafft man sich in der Praxis so, daß "Vorlageberechtigte" (idR Architekten) bei der Baubehörde informelle Vorgespräche führen, bevor ein förmlicher Antrag auf Nutzungsänderung bzw Genehmigung etwa erforderlicher Umbauten gestellt wird. Der Inhalt des späteren förmlichen Antrags wird dabei mit der Baubehörde abgesprochen, dabei auch u.U. "gedealt", so daß der spätere - mit der Behörde abgestimmte - Antrag idR mit Lichtgeschwindigkeit genehmigt wird, manchmal sogar noch am Tag der Antragstellung. Diese Praxis "funzt" aber nur in der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Architekten (und sonstigen "Vorlageberechtigten") und Baubehörde.
Natürlich kann jederman einen Umnutzungsantrag (ohne genehmigungspflichtige Umbauten, die einen "Vorlageberechtigten" zwingend erfordern) stellen - aber läuft damit mangels erforderlicher Kenntnisse sehr wahrscheinlich vor eine Betonwand. Architekten und sonstige Vorlageberechtigte sind eben auch "solicitors" im Baurecht, was allgemein kaum bekannt ist.
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Martin Mainz
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Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Beitrag von Martin Mainz »

Bacardy hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 17:08 will ich hier einen kleinen Leitfaden geben
Wow, danke. Das öffnet einem doch ein bisschen die Augen!
DjangoXL
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Registriert: So 10. Dez 2023, 16:15

Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Beitrag von DjangoXL »

Danke für deine Ausführliche Erklärung auf was man sich einlässt bei der Selbstständigkeit eine CSC. Ich hoffe dennoch das im Rheinland sich nächstes Jahr einige CSC etablieren, wäre ich einer der ersten vor der Tür 😄😄
Schnobi
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Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Beitrag von Schnobi »

Hallo!

Ich beschäftige mich auch schon eine Weile mit dem Thema. Allerdings werde ich nur als Mitglied agieren werden.
Wenn möglich auch gerne sehr aktiv. Bin leider in der Erwerbsminderungsrente. Aber habe viel zu viel Freizeit.

Aber scheint ja wirklich eher eine Firmengründung zu sein. Das sollte echt noch vereinfacht werden.

Lg
Chris
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HanfNDK
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Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Beitrag von HanfNDK »

Toller Beitrag,

vielen Dank dafür
Partizana
Beiträge: 10
Registriert: Sa 30. Mär 2024, 21:50

Re: Der schwere Weg von der Idee zum ersten Gramm im CSC

Beitrag von Partizana »

Super,
Sehr informativ, danke

Die Veg Zeit ist ca. 14 Tage bei 12pflanzen/Licht
Man kann mit 9 loslegen und 3 Wochen rechnen weil man anfangs wenig Stecklinge hat.

Monokultur ist komplett ausgeschlossen. I.d.r. wollen die Mitglieder von Clubs eine breite wechselnde Auswahl.
Genetik ist ein grosser Kostenfaktor. Anschaffung, Produktion und Unterhalt sind teuer und langwierig in Eigenproduktion.
.
Um langfristig überleben zu Können und gegenüber dem Schwarzmarkt konkurrenzfähig bleiben will wird man sich an die Produktion von Club/Coffeshop-qualität und Auswahl gewöhnen müssen. Das wird auch viel teuer werden als liebloses medical mit verartelterter minderwertiger Genetik. Entweder durch try and Error und Produktionsausfälle oder entsprechendes und viel Personal.

Clubs die Medical nicht schlagen können haben keinerlei Daseinsberechtigung und werden Insolvent. Selbst im Dorf gibt es Apotheken. Zum Glück hat medical keine Kompetenz auf dem Gebiet und wahrscheinlich werden sie es niemals bekommen 😅 ROI-Focus Grass ist in der Regel so wertvoll wie Tetrapack Wein gegenüber Einem Petrus. Also ganz ehrlich bin ich so gar nicht eingeschüchtert von denen, Ihrer Kohle und ihrem Seelenlosen Heu. Gutes Personal können sie auch niemals bekommen oder halten weil mit denen niemand seriöses und kompetentes aus dem traditionellen Markt zusammenarbeiten würde. Das wäre ja Reputation Vernichtung. Sie haben auch gar nix anzubieten außer Geld das jeder andere auch hat.

Umsatzsteuer kann es wahrscheinlich nicht geben da die Mitglieder gegen spenden, variablen Mitgliedsbeitrag oder Aufwandsentschädigung ihren eigenen Anteil erhalten werden. No buy/sell for Members only
Umsatzsteuer auf Cola aus dem Automaten, auf Grass im Verein eher nein. Aber ihr wisst das sicher besser.
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