Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

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Cookie
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Cookie »

Nun ja, dann erkläre denen mal, dass sogar der Rauch von reinem Cannabis nicht sehr gefährlich ist, der von reinem Tabak schon - und dann kommt natürlich noch hinzu, dass Cannabis im Gegensatz zu Tabak gesundheitsfördernd ist, vor allem ungeraucht. Ich stelle mir gerade vor, wie ungesund es wäre, Tabak zu verdampfen oder gar zu essen ;). Wer es will, bitte sehr. Da haben wir dann bald schon Ruhe vor.

Leute gibt's.

Ich hab noch nicht mal so argumentiert, als ich abhängig davon war. Ich habe immer gesagt (behauptet?), dass jeder Raucher sich dessen bewusst sei, wie ungesund das Rauchen ist. Dasselbe gilt für Alkohol, von dem ich zum Glück jedoch niemals eine Abhängigkeit entwickelt habe - dank Cannabis.
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Dopeworld
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Dopeworld »

Cookie hat geschrieben: So 30. Mai 2021, 08:54 Nun ja, dann erkläre denen mal, dass sogar der Rauch von reinem Cannabis nicht sehr gefährlich ist, der von reinem Tabak schon - und dann kommt natürlich noch hinzu, dass Cannabis im Gegensatz zu Tabak gesundheitsfördernd ist, vor allem ungeraucht. Ich stelle mir gerade vor, wie ungesund es wäre, Tabak zu verdampfen oder gar zu essen ;). Wer es will, bitte sehr. Da haben wir dann bald schon Ruhe vor.
[...]
In letzter Zeit habe ich das öfters gesehen in den Hater-Kommentaren zu Cannabis.
Drei Joints aus reinem Cannabis richten in der Lunge den gleichen Schaden an wie zwanzig Zigaretten. Reiner Cannabis sei keineswegs unbedenklich, berichtet die Britische Lungen-Stiftung (BLF). Der Teer im Cannabis-Rauch enthält fünfzig Prozent mehr krebserregende Stoffe als der des Tabaks. Wenn Tabak und Cannabis zusammen geraucht werden, würde sich der Effekt sogar noch dramatisch verschlimmern.
https://www.wissenschaft.de/umwelt-natu ... schlimmern.

Nikotin ist viel toxischer im Vergleich zu THC. Aber im Prinzip ist es ja sinnvoll, das Qualmen gesondert zu betrachten. Wie bei Ganja. Da kann ich 10 Pflanzen essen und 40 Tassen feinsten Tee trinken und befinde mich in keinerlei Lebensgefahr - das mit Tabak? Wäre fatal. :lol:
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Cookie
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Cookie »

Dopeworld hat geschrieben: So 30. Mai 2021, 11:11 Nikotin ist viel toxischer im Vergleich zu THC.
Genauer gesagt ist Nikotin toxisch, THC nicht - außer Du nimmst das (vermutlich ca.) 40.000-fache der Dosis, die Du brauchst, um ordentlich breit zu sein. Dann könnte es sogar "tödlich" sein ;).
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Gebetskette
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Gebetskette »

Der verlinkte Artikel von wissenschaft.de ist 19 Jahre alt (aus 2002), die darin angegebene Quelle (der BLF) nicht mehr verfügbar.
Die Suche nach dem Titel der Quelle (A smoking gun) direkt auf der Page der BLF bringt auch kein Ergebnis.

Warum die Studie nicht mehr verfügbar ist, kann man nur mutmaßen (methodische Fehler/tendenziöse Fehlinterpretation?). So wie es dem Artikel zu entnehmen war, scheint es sich auch nur um eine Meta-Studie gehandelt zu haben also keine von der BLF tatsächlich selbst durchgeführte Untersuchung. Ohne valide Quelle siedele ich den Wahrheitsgehalt des Artikels irgendwo nahe 0 an.

Meine Vermutungen bestätigen sich, liest man sich mal die Informationen in folgendem Link durch:
https://en.wikipedia.org/wiki/British_L ... ontroversy
(Essenz: Die BLF wollte Aufmerksamkeit, darum hat sie ohne wissenschaftliche Basis unhaltbaren Blödsinn in die Welt geblasen.)

Interessanterweise tauchen ähnliche Artikel mit gleichem Verweis auf die BLF 10 Jahre später nochmal hier auf:
https://metro.co.uk/2012/06/05/one-cann ... es-455838/
https://www.independent.co.uk/life-styl ... 18050.html
(Vermutlich brauchte die BLF mal wieder Geld.)

Hier einige etwas aktuellere Informationen:

https://sensiseeds.com/de/blog/rauchen- ... schadlich/
https://jamanetwork.com/journals/jama/f ... le/1104848
http://www.atsjournals.org/doi/abs/10.1 ... 1lYu3tmjn4

Denen ist zu entnehmen, dass Cannabisrauch keineswegs schädlicher ist als Tabakrauch. Konservativ betrachtet kann man die Studien dahingehend interpretieren, dass Cannabisrauch im Zweifelsfall maximal die gleiche (realistisch eher eine geringere) Schädlichkeit besitzt als der Rauch von Tabak.

Also wenn einer in die Welt zu blasen meint, Canna-Rauch sei schädlicher als Tabakrauch, kann man ihm mit dem Ergebnis der beiden verlinkten Studien eines Besseren belehren, und mit dem Verweis auf die o. a. Wiki-Page auch zeigen, dass er einer Fehlinformation aufgesessen ist.
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Steckling
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Steckling »

Die Grundangst ist doch dass unsere gesamte Gesellschaft zusammenbricht und unsägliches Leid über die Familien kommt.
Gemeint ist dabei natürlich der Zusammenbruch der Ideologie einer drogenfreien Gesellschaft, und der Kontrollverlust der jedem liberalen Gedanken und jeder Emanzipation entgegensteht.
Muss man so anerkennen, und den offenen Diskutanten auch dort abholen.

Die eigentliche Frage: was befürchtest du? Wovor hast du Angst?
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von pepre »

Steckling hat geschrieben: Do 30. Jun 2022, 15:44 Die Grundangst ist doch dass unsere gesamte Gesellschaft zusammenbricht.
Glaubst du? 🤔 Könnte sein... Den Leuten wurde jahrzehntelang eingebläut: Drogen = Böse, Elend, Kriminalität. Da wird überhaupt nicht differenziert, das ist einfach so. Und: Alkohol ist keine "Droge" in diesem Sinne.

Bekehren kann man niemanden, und wenn man noch so gute Argumente hat.

Aber man kann Leute anstubsen: "Denk mal drüber nach!". Das wird zu 95% erfolglos bleiben. Für die restlichen 5% jedoch lohnt es sich immer wieder.

Denn: wer die Prohibition wirklich durchdenkt, der kommt von ganz alleine zu dem Schluß, das sie nicht funktioniert.

---
PS: Zahlen empirisch ermittelt ;) :lol:
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Steckling
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Steckling »

pepre hat geschrieben: Do 30. Jun 2022, 16:05Bekehren kann man niemanden, und wenn man noch so gute Argumente hat.
Ja, das ist leider so. Da muss immer erst eine ganze Generation, oder drei, aussterben - so fest sitzen die indoktrinierten Vorurteile und Fakenews der letzten 60 Jahre.
Aber man kann sich darauf vorbereiten auch mit diesen "Unbelehrbaren" konstruktiv zu sprechen, oder zumindest non-frustating ein paar aufbauende Minuten zu erleben. Das geht echt. Man muss ihre Ängste - und seien sie noch so absurd - einfach ernst nehmen.
Man will sie ja schliesslich abholen, und nicht Front machen.
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von pepre »

Steckling hat geschrieben: Do 30. Jun 2022, 16:10 Man will sie ja schliesslich abholen, und nicht Front machen.
Achjeh... das habe ich lange und oft versucht. Nicht nur bei Hanf, auch bei BGE, Kapitalismus und und und...

Ein Bild: ich stehe mit einem Mitmenschen vor einer Tafel, und schreibe darauf meine Argumente nieder. Die Tafel füllt sich immer mehr, logisch, stringent, nachvollziehbar, widerspruchsfrei. Stunden über Stunden vergehen. Mein Mitmensch kann nicht anders: er gesteht schlussendlich zu, dass dieses tafelige Gedankengebäude korrekt ist, und seine bisherigen Ansichten nicht. - Am nächsten Tag treffe ich ihn wieder. Er hat über Nacht die ganze Tafel gänzlich blank gewischt. Auf Nachfrage erklärt er: "Du hast ja vielleicht (!) recht, aber ich bleibe bei meiner alten Ansicht. Fühlt sich einfach besser an, und bequemer ist es auch."

Heute bin ich alt und weise: ich versuche nicht mehr zu überzeugen und zu bekehren, ich stupse Gedanken an. Bei Leuten, wo das Sinn macht, genügt der Stupser. Bei allen anderen ist jede weitere Mühe sowieso vergeblich.
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Steckling
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Steckling »

Schau, und mein Ansatz wäre dass ER die Tafel füllen möchte, und wir dann über die Punkte sprechen.
Und seien sie noch so lächerlich oder verbohrt; die Ängste der Menschen sind ihnen so real wie uns unsere Überzeugung.
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von pepre »

Steckling hat geschrieben: Do 30. Jun 2022, 16:50 ... mein Ansatz wäre dass ER die Tafel füllen möchte ...
Die wollen IMMER die Tafel füllen. Und gar nicht selten mit hanebüchendem Quatsch. ;)

Ich ändere das Bild: zwei Tafelhälften, jedeR schreibt die Argumente (bzw die Argumentationskette) auf.
Steckling hat geschrieben: Do 30. Jun 2022, 16:50 Und seien sie noch so lächerlich oder verbohrt; die Ängste der Menschen sind ihnen so real wie uns unsere Überzeugung.
Ja, real ist es natürlich immer; es gehört ja zum Weltbild.

Denkst du wirklich, dass schlußendlich immer eine Angst dahinter steckt? Hm, mal durch gehen:
  • Gier = Verlustängste
  • Hass = Angst vor Fremden
  • Bequemlichkeit = Angst vor Veränderung

Was aber ist mit denen, die sich gütig und und freundschaftlich zeigen? Was ist deren Triebfeder? Speist sich unsere Psyche aus zwei grundsätzlichen Bestrebungen? Der individuellen Vorteilnahme aus Konkurrenz und Symbiose? Hm... 🤔 Das würde zu meiner Grundvermutung passen, dass wir bei weitem nicht so weit entwickelt sind, wie wir eitles Pack es uns selbst gerne einreden. (S. "Homo sapiens".) ;)
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Grünzeugs
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Grünzeugs »

Die beste Argumentationshilfe ist m.E. die Tatsache, dass die Strafverfolgung in jedem Falle schädlicher ist als der Konsum. Hausdurchsuchungen und Gefängnisaufenthalte sind ganz sicher schädlicher als das Kiffen selbst. Ebenso ist Führerscheinverlust oft existenzbedrohend. Je nach Beruf und Arbeitsstelle.
Die Auswirkungen der oft folgenden Arbeitslosigkeit nach Haft oder Führerscheinentzug, in Verbindung mit Harz IV, Armut und damit einhergehender schlechter Ernährung und sozialer Isolation, sind ganz sicher gravierender als der Cannabis-Konsum.

Was bei der ganzen Diskussion immer außen vor gelassen wird, ist, das auch dann, wenn Cannabis Schäden anrichtet, dies keine Rechtfertigung für die Kriminalisierung und Strafverfolgung großer Bevölkerungsteile sein kann. Es fehlt jeglicher Beleg dafür, dass die Prohibition überhaupt irgendetwas verbessert hat. Es gibt Gutachten über Schäden, die durch Cannabis verursacht werden können, aber wo ist das Gutachten, welches belegt, dass die Prohibition überhaupt irgendeinen positiven Effekt hat? Die Ausbreitung der Droge hat sie jedenfalls nicht verhindert, statt dessen hat sie der Mafia Tür und Tor geöffnet. Wo ist das Gutachten über die Schäden, die die Prohibition anrichtet? Ausufernde Kriminalität, zerstörte Existenzen und Familien nach Gefängnisaufenthalten und Hausdurchsuchungen, Arbeitsplatzverlust wegen Führerscheinentzug etc.

Selbst wenn Cannabis Schäden verursacht - wieso sollte man jemanden strafrechtlich verfolgen? Jeder hat das Recht sich selbst zu schädigen, durch zu viel Zucker und zu wenig Bewegung, durch zu viel Alkohol und Nikotin, durch riskante Sportarten wie Skifahren, durch riskantes Motorrad fahren etc. Jeder darf sich selbst schädigen. Wieso wird hier ein Unterschied gemacht?

Es gibt keine Indizien dafür, dass die aktuell in Deutschland praktizierten Freiheitbeschränkungen irgendwelche positiven Auswirkungen haben. Nicht die Cannabiskonsumenten, sondern diejenigen, die Cannabiskonsumenten staatlicherseits verfolgen, müssen ihr Handeln rechtfertigen.

ISD-Gutachten zu Cannabis rechtfertigt KEINE Freiheitsbeschränkung
Argumentationskette ad absurdum
https://krautinvest.de/isd-gutachten-zu ... hraenkung/

Einstiegsdroge:
Da praktisch jeder zuerst Alkohol und Nikotin konsumiert hat, bevor er das erste mal Cannabis probiert, sind also Alkohol und Nikotin die Einstiegsdrogen. Oder Coca-Cola, oder Muttermilch, je nach dem was man zuerst konsumiert hat...
Wer behauptet Cannabis sei eine Einstiegsdroge, hat den Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation nicht verstanden. (https://praxistipps.focus.de/kausalitae ... ert_124914)

Cannabis ist keine Einstiegsdroge, sondern eine Ausstiegsdroge für Heroinabhängige. Viele Ex-Junkies schaffen es mit Hilfe von Cannabis den Opiaten fernzubleiben. Ohne Cannabis hätten wir viel mehr Heroinabhängige mit entsprechend schlimmen Folgen, wie Beschaffungskriminalität, Prostitution und genereller Verelendung. Eine Suchtverlagerung von Opiaten auf Cannabis ist sicher wünschenswert.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Alkohol und andere harte Drogen:
Bundespsychotherapeutenkammer «Alkohol ist deutlich gefährlicher als Cannabis»
https://www.zeit.de/news/2022-06/09/alk ... s-cannabis

Demotivation:
Und nein. Cannabiskonsumenten sind nicht apathisch und demotivert:
Wie Cannabis die Motivation und Reaktion auf Belohnungen beeinflusst
https://www.heilpraxisnet.de/naturheilp ... 912565679/

"Studie widerlegt das Klischee des faulen Cannabiskonsumenten
Die weit verbreitete Vorstellung von faulen, antriebslosen Cannabis-Konsumentinnen und -Konsumenten scheint laut einer aktuellen Studie nicht zuzutreffen. Auch die Reaktion des Gehirns auf Belohnungen wird durch den Cannabis-Konsum nicht beeinträchtigt."


Auswirkungen auf Alkohol-und Medikamentenkonsum:
In US Bundesstaaten in denen Cannabis legalisiert wurde, ist der Alkoholkonsum stark zurück gegangen. Ebenso der Konsum von Schmerz-, Schlaf-, Beruhigungsmitteln und Psychopharmaka.

Alkohol:

Sorge ums Monopol beim Rausch - US-Alkoholindustrie kämpft gegen Cannabis
https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Alkoh ... 99796.html

Legales Kiffen könnte Alkoholbranche zusetzen
https://www.pressetext.com/news/legales ... etzen.html

US alcohol consumption falling as cannabis use increases
https://www.healtheuropa.com/alcohol-co ... ses/94421/

Pharma:

Weshalb fürchtet die Pharmabranche Cannabis als Medizin?
https://blogs.taz.de/drogerie/2016/11/1 ... s-medizin/

Ist die Cannabis-Legalisierung das Ende für Pharma-Aktien? Neue Studie prognostiziert Milliardenverluste
https://www.finanztrends.de/ist-die-can ... nverluste/

Angst ums Geschäft - So blockieren Pharma-Firmen die Cannabis-Legalisierung
https://www.focus.de/gesundheit/ratgebe ... 34486.html

One striking chart shows why pharma companies are fighting legal marijuana
https://www.washingtonpost.com/news/won ... marijuana/

How Many Prescriptions Are Replaced by Cannabis? Canada Study Explores an Answer
https://www.leafly.com/news/science-tec ... als-canada

Daher rettet eine Legalisierung Menschenleben, denn niemand stirbt an Cannabis, aber sehr wohl an:
https://www.google.de/search?q=ibuprofe ... f%C3%A4lle

und an

74 000 Alkoholtote pro Jahr in Deutschland
https://www.welt.de/welt_print/wissen/a ... hland.html

Problem-Nation Deutschland trinkt zu viel
https://www.augsburger-allgemeine.de/wi ... 34197.html

"Eine Studie der Universität Greifswald, die 2002 einen weiteren Blickwinkel wählte, kam auf fast 80.000 Alkohol-Opfer."


Führerschein:
Man will keine bekifften Autofahrer? Was für eine Heuchelei! Wieso sind Hausärzte eigentlich nicht generell verpflichtet, jegliche Verschreibung von Schmerz-, Schlaf-, Beruhigungsmitteln und Psychopharmaka unmittelbar an das Straßenverkehrsamt zu melden? Wieso müssen Patienten die solche Medikamente regelmäßig nehmen, nicht den Führerschein abgeben? Weshalb gibt es ein Mindestalter für den Führerschein, aber kein Höchstalter? Wieso dürfen hochbetagte Greise, die vom Hausarzt mit Medikamenten zugedröhnt wurden, noch am Straßenverkehr teilnehmen? Wieso hat die Pharmaindustrie mit viel Aufwand Schnelltests für THC entwickelt, aber keine für Benzodiazepine, Barbiturate, Psychopharmaka, Antidepressiva & Co.?
Fragen über Fragen...

Man stelle sich vor, man würde Senioren/innen ebenso wie Cannabiskonsumenten (oder vermeintliche Cannabiskonsumenten) aus dem Straßenverkehr oder vor dem Konzert herauswinken und zur Urinprobe bitten, wo ein Beamter/in den Betroffenen während des Urinierens auf die Genitalien schaut, damit die Urinprobe bloß nicht gefälscht wird: "So, Frau Kowalski, dann lassen sie doch mal die Hosen runter. Meine Kollegin passt schon auf sie auf. Und gut zielen, wir wollen hier schließlich keine Sauerei!"

Für Cannabiskonsumenten leider Alltag:
Urintests bei Verkehrskontrollen
https://hanfverband.de/nachrichten/news ... llen-video

Entwürdigende Urin-Screenings auch bei der MPU
https://hanfverband.de/nachrichten/news ... ei-der-mpu

Kanada: Keine höheren Unfallzahlen seit Freigabe von medizinischem Cannabis
https://www.presseportal.de/pm/127381/3688563

Psychose:
Substanzinduzierte Psychose
https://de.wikipedia.org/wiki/Substanzi ... nnabinoide

"Inwieweit Cannabinoide Psychosen auslösen können, ist abschließend nicht geklärt, ein ursächlicher Zusammenhang ist bislang noch nicht gefunden worden."
...
"Ob Cannabis Schizophrenie auslöst, ist umstritten,[16] die Internationale Klassifikation der Krankheiten hat dafür keinen Code vorgesehen, auch ist die Kausalkette unklar.[19][18] Weiterhin ist der Cannabiskonsum seit 1960 stark angestiegen, jedoch blieb die Zahl der Schizophreniefälle relativ konstant.[20][21][22][16] Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Cannabiskonsum bei bestimmten Personen das Risiko der Ausbildung einer Schizophrenie erhöhen oder den Verlauf einer bestehenden schizophrenen Erkrankung verschlechtern kann."


Nein, Cannabis verursacht nicht per se Psychosen. Auch nicht bei langem, regelmäßigem Gebrauch. Wenn das stimmen würde, dann würden in Ländern in denen traditionell eine große Masse der Männer kifft (Marokko, Teile von Indien, Nepal, Bangladesh, manche Regionen Afrikas etc.) nur noch Psychotiker rumlaufen. Nein, Cannabis kann, u.U. bei Menschen mit einer genetisch bedingten, latent vorhandenen Psychose, diese aktivieren und auslösen. Ja, das ist möglich, betrifft jedoch nur einen winzig kleinen Teil der Bevölkerung und es gibt auch eine Reihe anderer Ereignisse die diese latent vorhandenen Psychosen auslösen können, z.B. starker emotionaler Stress. Man kann also davon ausgehen, dass zumindest manche dieser sgn. "Cannabispsychosen" irgendwann auch durch ein anderes Ereignis ausgelöst worden wären. Auch hier müsste man fragen, ob es sich um eine Kausalität handelt, oder eher um eine Korrelation.

Darüber hinaus finde ich die mediale Dauerbeschallung mit den Buzzwords "Cannabis" & "Psychose" befremdlich, wenn mir Karneval dann wieder dieses Lied aus dem Radio entgegenplärrt:
"Da steht ein Pferd auf dem Flur, lal, ein richtiges Pferd, lal...

Da besingt jemand eine Alkohol induzierte Psychose (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Alkoholhalluzinose), in der jemand Halluzinationen entwickelt und ein Pferd auf dem Flur sieht und wir schunkeln alle dazu. Und am nächsten Morgen, wenn man seinen Kater (welch verharmlosendes Wort für die Vergiftungssymptome) mit rezeptfreien Schmerzmitteln aus der Apotheke kuriert hat (https://www.google.de/search?q=ibuprofe ... nt=gws-wiz), schlägt es einem dann wieder aus den Medien entgegen: "Cannabis", Psychose".

Die Legalisierung von Cannabis hat laut einer Zwillingsstudie auch keine relevanten Auswirkungen auf psychiatrische Störungen
http://www.cannabis-med.org/german/bull ... php?id=664

Und so etwas hier muss endlich aufhören:
Krebspatient muss für Cannabis-Anbau vor Gericht
https://www.merkur.de/lokales/ebersberg ... 11292.html

Und auch das der Cannabiskonsum in den USA nach der Legalisierung gestiegen sei, ist ebenfalls nicht richtig:
USA: Kiffen in der Legalität
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/ ... -1.4516024


Mafia:
Der ausufernde Schwarzmarkt ist in meinen Augen ein besonders großes Problem. Erstens werden hier oft massiv gesundheitsschädliche Sachen verkauft (Faserhanf mit synthetischen Cannabinoiden oder Cannabis mit giftigen Streckmitteln o.ä.). Zweitens entsteht ein immer größer werdendes mafiöses Umfeld, in dem große Geldmengen umgesetzt und dann auch für andere kriminelle Aktivitäten weiterverwendet werden. Das ist keine Entwicklung die man sich wünschen sollte. Siehe Holland. Menschen-, Waffen- und Drogenhandel sind miteinander verquickt. Und die einzige Lösung die ich sehe, ist die Befriedigung der gewaltigen Nachfrage, mittels lizensiertem staatlichem Anbau im großen Stil, in Kombination mit legalem Eigenanbau. Das ist das Einzige, was den mafiösen Schwarzmarkt austrocknet, denn am Markt gibt es einen gewaltigen Bedarf. Und wie man weiß, bedingt eine große Nachfrage ein großes Angebot. Es stellt sich lediglich die Frage, ob diese Nachfrage durch den legalen, oder durch den illegalen Markt bedient wird.

Da das Gras aus staalichem Anbau im Verkauf für viele viel zu teuer sein wird, muss privater Eigenanbau im kleinen Stil legalisiert werden. Nur so verschwinden die großen Lagerhallen mit tausenden Pflanzen in denen z.B. die Hells Angels mit Hilfe vietnamesischer Sklaven in ehemaligen Luftschutzbunkern (https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/woche ... d-25326335) Gras anbauen.

Durch den privaten Eigenanbau wird wahrscheinlich auch ein Schwarzmarkt entstehen. Aber der wird ganz anders und nicht mafiös sein. Wenn jeder vier Pflanzen anbauen darf und dann der eine oder andere illegal seine Freunde mitversorgt und denen gelegentich ein paar Gramm verkauft, ist das ganz sicher weniger schädlich für die Gesellschaft, als der oben geschilderte Fall der Hells Angels.
Auch Kleindealerei ist nicht O.K., aber vergleichbar mit der Hartz IV beziehenden Putzfrau, die der Nachbarin für ein paar Euro schwarz, illegal den Flur putzt, im Vergleich zu großen Baufirmen, die hunderte illegale Arbeiter aus Osteuropa ausbeuten und im Bauwagen schlafen lassen.
Einen Schwarzmarkt wird es auch nach einer Legalisierung geben, aber keine mafiösen Strukturen mehr, die mit Cannabis Milliarden verdienen und dieses Geld unmittelbar in andere kriminelle Aktivitäten investieren, z.B. in Waffen- und Menschenhandel oder Terrorismus.

Den illegalen Verkauf wird man nie ganz loswerden, die mafiösen Banden schon. Wenn man nicht legalisiert und es den mafiösen Strukturen überlässt die gewaltige Nachfrage zu bedienen, wird aus Deutschland ein Narkostaat wie Holland werden. Vielleicht auch schlimmer. Deutschland hat viel mehr Einwohner als Holland und daher sind hier die Gewinnaussichten für die Mafia größer. Immer mächtigere Kartelle werden sich für uns interessieren und so etwas kann ganz böse ins Auge gehen:

Bis zu 70.000 Tote in Mexikos Drogenkrieg
https://www.derstandard.at/story/135546 ... rogenkrieg

Das Verwenden, Kopieren, Duplizieren, Verbreiten, Weiterreichen und in Verkehr bringen dieses Textes, ob auszugsweise oder in Gänze, ist nicht verboten, sondern ausdrücklich erwünscht.
Irgendwo in Deutschland, am 05.07.22, Grünzeugs
Argumentationshilfen für eine Legalisierung von Cannabis
viewtopic.php?f=11&t=113&p=95634#p95634
Stubenviech
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Argumentationshilfe für gesprächsbereite Konservative

Beitrag von Stubenviech »

Um politische Mehrheiten zu erreichen, sollten wir mit allen sprechen, mit denen man sprechen kann. Hierzu gehören explizit auch konservativere Mitbürger, für welche wir Argumente aufbringen und auf Befürchtungen eingehen sollten. Wir sind ja explizit eine Bürgerrechtsbewegung, welche alle mitnehmen möchte.

Bei der Ehe für alle hat etwa die Argumentation, dass füreinander Verantwortung zu übernehmen, in guten, wie in schlechten Zeiten, etwas im besten Sinne Konservatives ist, gute Dienste geleistet.

Hierzu das Pendant zur Drogenpolitik:

Grundsätzlich ist der Konservatismus (neben Sozialismus und Liberalismus) eine der drei großen politischen Ideen und entsprechend schwer zu operationalisieren

a) Prohibition ist eine relativ neue Idee und hat sich in Deutschland im Wesentlichen erst nach dem Zweiten Weltkrieg durchgesetzt. Sie ist also der Ausdruck eines Zeitgeistes, welchem sich nur bedingt zu unterwerfen ist.

b) Der Wille zur Übernahme von Verantwortung ist ein wesentlicher Teil des Konservatismusses. Aus diesem Grund hat man mit der Intention des Schutzes der Bevölkerung die Prohibition durchgesetzt. Diese Schutzwirkung ist nicht eingetreten. Es wurden im Gegenteil gesundheitliche, sowie soziale Probleme erheblich verschärft und die Organisierte Kriminalität (OK) gestärkt. Die Stärke, sich Fehler einzugestehen und zu korrigieren, ist ein wesentlicher Teil von Verantwortung.

c) Der "Kampf gegen Drogen" hat zu einer Schwächung der Staatsgewalt, des "Starken Staates" geführt. In einigen Staaten Mittel- und Südamerikas ist das staatliche Gewaltmonopol zumindest erheblich gefährdet. Dass für die Situation in Afghanistan der Drogenhandel eine nicht unwesentliche Mitschuld trägt, steht außer Frage.
Wie aktuell das Beispiel der Ukraine gut zeigt, ist es noch keiner Macht gelungen, eine Demokratie von außen militärisch dauerhaft niederzuwerfen. Demokratien scheitern an innerer Schwäche. Wenn erhebliche Teile der Bevölkerung kriminalisiert werden (200.000 Verfahren alleine wegen Cannabis), schwindet der gesellschaftliche Zusammenhalt somit und das Vertrauen in Staat und Gemeinschaft. Weiterhin ist der soziale Friede von erheblicher Bedeutung für das Gemeinwesen. Letztlich ist der "Krieg gegen die Drogen" ein Krieg gegen sich selber, welcher die Demokratie nach innen und außen schwächt. Zudem wird eine Unterwanderung des Staates durch die OK durch die Folgen der Prohibition erheblich vereinfacht.
Dass aus verschiedenen Gründen heraus Steuergelder/Beiträge verschwendet, bzw. gar nicht erst eingenommen werden (vgl. Haucap-Studien), unterstreicht neben eine Schwächung von Polizei und Justiz (Bindung von Kräften/Verschlechterung des Verhältnisses zur Bevölkerung) diesen Punkt.

d) Im Gegensatz zu anderen Ideologien akzeptiert der Konservatismus den Menschen als Mängelwesen und hängt keinen Utopien an. Zitat Adenauer: "Nehmen sie die Leute, wie sie sind. - Sie bekommen keine anderen." Es steht außer Frage, dass Menschen seit Urzeiten Substanzen zum Zwecke der Bewusstseinsbeeinflussung zu sich nehmen. Aufrufe zur Askese bzw. Versuche diese durchzusetzen waren stets von nur begrenztem Erfolg. Folgerichtig sollte man diese menschliche Eigenschaft annehmen und in die bestmöglichen Bahnen lenken.

e) Eine wohlwollende Definition von Konservatismus ist es "Erhaltenswertes zu erschaffen". Spricht etwas dafür, die Prohibition als erhaltenswert anzusehen?


Ich hoffe, weitere Argumentationsfolgen geliefert zu haben. Rückfragen oder Ergänzungen würden mich freuen. Wir benötigen auf jeden Fall auch Unterstützer von außerhalb des "klassischen Legalisierungsmilieus", um die erforderliche Mehrheit zu erreichen.
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Grünzeugs
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Re: Argumentationshilfe für gesprächsbereite Konservative

Beitrag von Grünzeugs »

Stubenviech hat geschrieben: So 7. Mai 2023, 23:11Ergänzungen würden mich freuen.
In meiner Signatur. :-)
Argumentationshilfen für eine Legalisierung von Cannabis
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Re: Argumentationshilfe für gesprächsbereite Konservative

Beitrag von Martin Mainz »

Grünzeugs hat geschrieben: Di 9. Mai 2023, 12:03
Stubenviech hat geschrieben: So 7. Mai 2023, 23:11Ergänzungen würden mich freuen.
In meiner Signatur. :-)
Danke, den hatte ich gesucht. Beide Themen zusammengefasst.
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Colyvor »

Weniger inhaltliche Argumentationshilfe, sondern eher Allgemeines zu Diskussionen. Gelingende Überzeugungsarbeit ist oft weniger eine Frage möglichst vieler Argumente, sondern vielmehr eine Frage der Kommunikation.


Grundsätzlich machts immer einen Unterschied, mit wem man in welchem Kontext darüber redet und was man letztlich realistisch erreichen will. Und es lohnt, vorher genau darüber nachzudenken.

Manche Menschen haben Ängste/Befürchtungen - insbesondere dann, wenn sie wenig wissen. Und sie wollen mit ihren Ängsten/Befürchtungen ernstgenommen werden. Eine argumentative "Holzhammermethode" geht da zwangsläufig am Ziel vorbei.
Manche Menschen gefallen sich in der Rolle des Hardliners. Bei allem, was sie nicht persönlich betrifft, urteilen sie geringschätzig und hart über andere, halten harte Konsequenzen grundsätzlich für angemessen. Bei manchen ist das insbesondere da ausgeprägt, wo es um Abweichung vom Mainstream, von bestehendem "Recht und Ordnung" geht. Was da psychologisch dahintersteckt tut hier jetzt nichts zur Sache. Aber in Kürze, da kann man sich jede Diskussion sparen, so einer sieht darin sowieso nur eine Gelegenheit auszuteilen und wird nicht zuhören.

Gut ist, dem Gegenüber erstmal zuzuhören. Nicht, um Schwachpunkte für einen argumentativen "Angriff" auszumachen und reinzugrätschen, sondern um nachzuvollziehen, wie derjenige zu seinen Ansichten und Überzeugungen kommt. Interessiert hinterfragen bewirkt da oft mehr als widersprechen. Wenn man jemandem gleich vor den Latz knallt, dass seine Ansichten Bullshit sind, wird der mauern und schon aus Prinzip das Gleiche über deine Ansichten denken.
Wenn man akzeptiert, dass das Gegenüber andere Ansichten hat und daran Interesse zeigt, dann besteht am ehesten die Chance, dass derjenige auch offen für deine Ansichten ist. Wenn man die dann (nur bei Zweifel/expliziter Nachfrage) auch gut begründen kann, löst das viel eher ein Umdenken aus als wenn man mit viel Äußerungsbedarf und "Beweisführung" den anderen zum Umdenken zwingen will. Bei sowas gehen die wenigsten mit.

Überzeugungsarbeit beginnt immer mit einem gegenseitigen(!) Meinungsaustausch, der die Position des Anderen erstmal gelten lässt und nachzuvollziehen versucht. Und gerade wenn das Gegenüber das nicht ohne Weiteres bringt ist es wichtig, das selbst so zu handhaben.

Viel reden und ungefragt dutzende Argumente kleinteilig vorbringen, kommt verdächtig als Rechtfertigungsdruck rüber, nicht gut. Das Gegenüber argumentieren lassen und darauf zu reagieren funktioniert viel besser ;)

Seitenhiebe auf Politik, die Gesellschaft, den bösen Alkohol, was auch immer, kommen gar nicht gut. Vor allem nicht, wenn es in einer Weise aggressiv oder überheblich rüberkommt.

Niemand möchte sich angegriffen fühlen, niemand will erklärt bekommen, was er zu meinen hat.

Einseitigkeit kommt ganz schlecht. Wer da, wo eine differenzierte und kritische Sichtweise durchaus angebracht ist, z.B. Jugendschutz, Fahrtüchtigkeit oder Suchterkrankungen, alles als belanglos, nicht zutreffend oder komplett fehlinterpretiert beiseite wischt, der hat kaum eine Chance ernstgenommen zu werden.


Inhaltlich ist es wichtig, dem Gegenüber den status quo darzulegen. Viele haben da keine Ahnung oder sich keine Gedanken darüber gemacht:

- In Deutschland konsumieren geschätzt 4 Millionen Menschen regelmäßig, über die Hälfte davon mindestens mehrmals wöchentlich. Wir reden hier also nicht von "Verbot oder Konsum", sondern von "kriminellem oder legalem Konsum".
- Der größte Teil dieser 4 Millionen regelmäßigen Konsumenten in Deutschland hat dabei keine Suchtproblematik, funktioniert in Alltag und Beruf, führt ein gelingendes Leben. Man liest nichts von "Cannabis-Toten" im Straßenverkehr oder allgemein, nichts von cannabisbezogener Beschaffungskriminalität (sich Cannabis zu beschaffen ist in D kriminell, aber das ist hier nicht gemeint...), keine cannabisbezogenen Todesursachen wie bei Rauchen, Saufen oder ungesunder Ernährung usw.
Aber diese Konsumenten stehen halt permanent mit einem Bein im drohenden Strafverfahren, es droht langfristiger Führerscheinverlust und je nach Beruf ein faktisches Berufsverbot mit BtMG-Eintrag im Führungszeugnis - auch bei minimalem BtMG-Vergehen.
- Jugendschutz ist hier ein wichtiges Thema, findet aber in der aktuellen Kriminalisierung kaum statt. Schwarzmarkt-Cannabis ist einem großen Teil der Jugendlichen leicht zugänglich, und die Kriminalisierung führt zu maximal heimlichem Konsum, oft lange außerhalb der Wahrnehmung von Eltern, Schule usw.
- In Ländern mit legalem oder geduldetem Konsum (USA, Kanada, Niederlande, Portugal, Spanien...) wurden überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Abgesehen von einem erwartbaren kurzfristigen und vorübergehenden Anstieg (eher: Sichtbarkeit) ist im Allgemeinen kein deutlicher Anstieg der Konsumentenzahlen oder Mengen zu beobachten.


Vergleich mit Alkohol: Viel eher ansprechen im Sinne von "da funktioniert es doch im Großen und Ganzen auch, ohne dass der Konsum hier nennenswert reguliert wäre". Wenn dann die Relativierung kommt, Alkohol richte schließlich auch erheblich Schaden an, dann kann man rückfragen, ob denn Alkohol dann nicht ebenso verboten werden sollte. Wer das tatsächlich glaubhaft mit "ja" beantwortet, dessen Haltung muss man da wohl erstmal so stehen lassen.
Bei der Rückfrage gehts nicht darum, im Vergleich darzustellen, wieviel toller das Kiffen doch sei im Vergleich zum Saufen und ausgleichende Gerechtigkeit zu fordern, sondern die allgemeine Haltung des Gegenübers zu einem eigenverantwortlichen Recht auf den Konsum von Rauschmitteln zu hinterfragen, bzw. zu hinterfragen, ob er da nicht mit zweierlei Maß misst. Wenn dann "Gefahren von Cannabiskonsum" als Rechtfertigung kommt, kann man auf jeden Fall den differenzierenden Vergleich zwischen Alkohol und Cannabis ausführen. Aber eben erst, wenn derjenige das mehr oder weniger selbst aufgebracht hat.


Psychische Erkrankungen und Suchtproblematik wird auch gern aufgebracht. Da ist erstmal (wie oben) zu klären, dass Kriminalisierung den Konsum nicht unterbindet. Auch ier reden wir nicht von "Verbot oder Konsum".

Jeglicher Rauschmittelkonsum kann eine Akutphase einer bestehenden Erkrankung triggern - ebenso wie Stress/Überforderung oder andere emotional intensive Erlebnisse.
Jedes Rauschmittel kann bei vorhandener Prädisposition ein erstmalig sichtbares Auftreten einer psychischen Erkrankung triggern - ebenso wie Stress/Überforderung oder andere emotional intensive Erlebnisse.
Cannabis stellt hier eine allgemeine, jedoch statistisch keine besondere Gefahr dar, ein Auftreten bei Vorhandensein/Prädisposition zu begünstigen- wie vieles andere auch.
Cannabis verursacht keine psychischen Erkrankungen.

Wie jede Tätigkeit, die geeignet ist das unmittelbare Wohlbefinden in irgendeiner Weise zu steigern, besteht auch beim Cannabiskonsum grundsätzlich eine Gefahr zu übermäßigem Konsum und Entwicklung einer psychischen Suchterkrankung. Es wird zunehmend situationsunabhängig konsumiert, auch wenn damit Einschränkungen/Nachteile bzgl. anderer relevanter Belange einhergehen. Dies wird in Kauf genommen, der Lebensalltag so gestaltet, dass dieses Konsumverhalten möglichst konfliktarm möglich ist. Der Sicherstellung eines solchen Konsumverhaltens (Verfügbarkeit, Gelegenheit) wird gegenüber anderen Belangen eine zunehmende und zunehmend kategorische Priorität eingeräumt.
Warum das geschieht (oder auch nicht), ist hochgradig individuell. Bei vielen Suchterkrankungen (aller Art) steht am Anfang eine nicht nur genusssteigernde Bedeutung, sondern auch eine entlastende Wirkung/Funktion der betreffenden Tätigkeit. Oder anders gesagt, hinter dem Beginn einer Suchterkrankung steht häufig ein Bewältigungsproblem, oft an ganz anderer Stelle.
Rauschmittel sind grundsätzlich besonders geeignet, zu einem suchtartigen Konsum zu führen. Allerdings sticht hier Cannabis nicht besonders hervor, eher im Gegenteil. Schwere (und schwerer therapierbare) Suchterkrankungen finden sich viel eher z.B. bei Alkohol und Opiaten.

Körperliche Abhängigkeit: Das Auftreten von körperlichen Entzugserscheinungen ist beim Entzug von hochgradigem Cannabiskonsum im Rahmen erwartbarem, mehr oder weniger deutlichem körperlichen Unwohlsein aufgrund der psychischen Belastung des Entzugs zu beobachten. Erhebliche dysfunktionale körperliche Reaktionen gibt es nicht.
moepens
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von moepens »

Imho ist es verkehrt sich auf eine Diskussion über die Gefährlichkeit einzulassen. Es ist völlig ausreichend, die Wirksamkeit des Verbots in Frage zu stellen. Auf der "Gegenseite" herrscht oft leider die Meinung, eine Aufhebung hätte eine Art Dammbruch zur Folge. Das erzeugt irrationale Angst und an diesem Punkt muss man ansetzen. Es gibt ja genug Fakten und Argumente (historisch, wissenschaftlich...), die angebracht werden können. Das Verbot darf nicht als ein "Naturgesetz" in einer Diskussion etabliert werden.
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Tictak
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Tictak »

Leider sind Konservative häufig in ihrer eigenen Welt gefangen. Ich habe vor ein paar Tagen in einem Forum mit einem Rechtsanwalt eine Unterhaltung gehabt. Normalerweise gehe ich davon aus, dass ein Anwalt nicht geradezu dumm sein kann. Er war der Legalisierung etwas skeptisch gegenüber eingestellt. Ich habe versucht ihm ein paar Fakten zu liefern, um seine Sicht etwas zu erweitern. (Ca. 8 Millionen Cannabisnutzer in Deutschland mit etwa 400 Tonnen Verbrauch pro Jahr, 99 Prozent hat keine Probleme mit dem Konsum, aber mit der Strafverfolgung.)

Die Prohibition funktioniert für ihn, da er wohl keine Konsumenten persönlich kennt und Cannabiskonsum so faktisch für ihn nicht vorkommt. Er lehnt den Geruch von Cannabis ab, weswegen es für ihn kein Hindernis darstellt Cannabiskonsumenten zu kriminalisieren. Hauptsache man riecht kein Cannabis. Was stören mich die Probleme der Anderen! :shock:

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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Colyvor »

Tictak hat geschrieben: Sa 20. Mai 2023, 11:07 Leider sind Konservative häufig in ihrer eigenen Welt gefangen.
Ja, leider.
Da kann man nur noch verdeutlichen, dass dessen "die" gleichzeitig ein (in D) mehrere Millionen Menschen starkes "wir" ist und seine Meinung eben genau nur das ist: Seine Meinung.
Muss man dann halt so stehen lassen, man kann sich halt nicht immer einigen.

Noch ein "Kommunikationstip" zum Thema: Möglichst oft das "in Deutschland" dazusagen, wenn es um die aktuelle Situation geht. Bloß nicht die Wahrnehmung aufkommen oder stehen lassen, die aktuelle deutsche Situation wäre DER Standard und Deutschland würde mit den Legalisierungsschritten etwas beispiellos Unerhörtes tun. Lenkt auch die Wahrnehmung von vermeintlich allgemeingültigen Vorurteilen weg und hin zur Frage, wie man den konkret hier damit umgehen sollte.
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Tictak
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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Tictak »

Colyvor hat geschrieben: Sa 20. Mai 2023, 12:49
Tictak hat geschrieben: Sa 20. Mai 2023, 11:07 Leider sind Konservative häufig in ihrer eigenen Welt gefangen.
Ja, leider.
Da kann man nur noch verdeutlichen, dass dessen "die" gleichzeitig ein (in D) mehrere Millionen Menschen starkes "wir" ist und seine Meinung eben genau nur das ist: Seine Meinung.
Muss man dann halt so stehen lassen, man kann sich halt nicht immer einigen.
Ich habe ihm dann geschrieben, dass sein präfrontaler Cortex schwere Schäden durch jahrelangen Konsum von Drogen aufweist. Alkohol ist auch eine Droge. :lol:
Anders konnte ich mir seine Empathielosigkeit nicht erklären.

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Re: Argumentationshilfen FÜR eine Legalisierung von Cannabis

Beitrag von Martin Mainz »

Tictak hat geschrieben: Sa 20. Mai 2023, 14:04 Ich habe ihm dann geschrieben, dass sein präfrontaler Cortex schwere Schäden durch jahrelangen Konsum von Drogen aufweist. Alkohol ist auch eine Droge. :lol:
so gewinnt man jedenfalls keine Sympathisanten. Der kann jetzt schön für sich denken: Siehste, nur Bekloppte die Kiffer und was die alles schreiben!
Colyvor hat geschrieben: Fr 19. Mai 2023, 12:20 Weniger inhaltliche Argumentationshilfe, sondern eher Allgemeines zu Diskussionen. Gelingende Überzeugungsarbeit ist oft weniger eine Frage möglichst vieler Argumente, sondern vielmehr eine Frage der Kommunikation.
vielleicht solltest du das noch mal in Ruhe lesen und verstehen.
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