Überzeugung von Therapeuten

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bench
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Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von bench »

Wenn man sich Talkshows über die Legalisierung von Cannabis anschaut, ist immer jemand dabei, der aus einer Suchtklinik kommt. Diese Leute sind aber immer gegen eine Legalisierung. Als erstes muss berücksichtigt werden, dass diese Leute mit den Härtefällen unserer Gesellschaft arbeiten und daher sehr sensibel und emotional an das Thema herangehen.

Diesen Leuten verfolgen aber im Prinzip die gleiche Motive. Mehr Geld für Prävention, Jugendschutz, bessere Zugang zu Konsumenten. Leider lassen sie sich zu stark von den etablierten Parteien beeinflussen. Ich denke, dass hier sehr viel Potential im Dialog vorhanden ist, um den Leuten aufzuzeigen, dass nur durch eine Legalisierung die Situation verbessert werden kann.
Philebos
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Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von Philebos »

Diese Menschen schließen von ihrer berufsbedingten selektiven Wahrnehmung auf die Gesamtheit. Hier fehlen einfach grundsätzliche Fähigkeiten im statistischen Denken. :roll:

Aber auch wenn statistisches Denkvermögen vorliegt, fällt es den meisten sehr schwer, sich von abschreckenden, sehr anschaulichen und täglich erlebten Beispielen zugunsten statistischer Realität zu trennen.

Das Problem ist allgmein, dass bedingt durch die Illegalität, an die Öffentlichkeit meist nur die Konsumenten treten, die ein Problem mit ihrem Konsum haben (z. B. Jugendliche in Suchtkliniken). So wird bereits automatisch eine verzerrte Wahrnehmung des Cannabiskonsums erzeugt.

Nur wenge Therapeuten von Alkoholikern würden aufgrund ihrer Erfahrung mit der Alkoholsucht Alkohol per se verteufeln. Warum? Weil sie genug Menschen kennen, die einen vernünftigen Umgang mit der Substanz pflegen (meist sie selbst).
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Bom
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Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von Bom »

mensch, das ist eigentlich ein geiler ansatz... man könnte zusammen mit einem pro-cannabis eingestellten arzt ein flugblatt "auf höchstem niveau" entwickeln und es jedem psychologen in den briefkasten stecken :D
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bench
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Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von bench »

@Philebos: Ja, das sind zwei wichtige Aspekte, die bei der Vorgehensweise berücksichtigt werden müssen.

@Bom: Die Chance jemanden zu überzeugen würde sicher steigen, wenn Leute aus dem eigenen Umfeld beteiligt sind.
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Bom
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Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von Bom »

du meinst aus dem umfeld des therapeuten? ja, bestimmt, das problem ist, dass es wohl schwierig wird, auf deren umfeld zu setzen... also ich persönlich habe übrigens nicht die erfahrung gemacht, dass therapeuten besonders anti-cannabis sind, habe aber auch nicht soo viel kontakt zu therapeuten. nur ein verwandter und ein bekannter. mit dem verwandten rede ich nicht darüber, wobei man diesen mit wenigen argumenten sicher schnell überzeugen könnte, der bekannte hat eher die meinung, dass cannabis ähnlich schlimm wie alkohol ist. hat aber nicht explizit die eigene meinung geäußert... therapeuten eben ;)
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overturn
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Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von overturn »

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Bom
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Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von Bom »

Maté ist aber physiker ;) klaro gibts cannabisbefürworter unter den seelenklempnern ;) :mrgreen:
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Florian Rister
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Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von Florian Rister »

Also ich erlebe das so, dass die meisten Leute die mit Drogen beruflich zu tun haben, eigentlich ganz genau wissen, dass die Prohibition niemandem etwas bringt. (Wobei ich mich hier eher auf niedrigschwellige Suchthilfe Einrichtungen beziehe, Spritzentausch usw.) Bei akademisierten Therapeuten, die das wahre Leben gar nicht kennen, sondern nur ihre Extremfälle die in die Klinik kommen, mag das anders sein.

Aber an der Basis sind glaube ich 90% der Leute in diesem Bereich auf unserer Seite. Die meisten trauen sich nur nicht, ihre Meinung zu sagen.

Dazu gilt es auch zu wissen, dass die "geringe Menge Regelung" bei Menschen die im staatlichen Drogenhilfesystem arbeiten, nicht greift. Hier muss die Staatsanwaltschaft bei jeder noch so geringen Menge ermitteln. Und natürlich haben alle in solchen Einrichtungen Angst vor dem potentiellen Skandal, der mit so etwas zusammenhängt. (Lokalzeitung: Mitarbeiter von Drogenhilfeeinrichtung völlig bekifft?)

Man muss da also imho eher bei den bereits Überzeugten an den Ängsten arbeiten, als die Extremfälle die das Verbot unterstützen, zu bearbeiten. Letzteres ist glaube ich auch sehr ineffizient und schwierig, weil die Leute ja glauben durch ihre Professionalität und tägliche Erfahrungen, wüssten Sie eh alles besser...
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Hänfling
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Beitrag von Hänfling »

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ariposteles
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Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von ariposteles »

Allen Verschwörungstheorien zum Trotz, ich glaube, wenn Menschen derart vehement gegen eine Legalisiserung wettern, hat das traumatische Ursachen in ihrer Jugend. Die glauben eben nie bei den "coolen Leuten" dazugehört zu haben und jetzt wollen sie das einfach keinem gönnen. Ich kenne eine Psychologin und die meinte, dass sei die einfachste und wohl auch wahrscheinlichste Erklärung. An alle Neugierige: Informiert euch mal über die Psychologie von "reaktantem Verhalten". Es werden viele Groschen fallen :shock:

Wenn es um Therapeuten geht...es ist ganz einfach so, dass die Bevölkerung eine Erwartungshaltung hat. Ein Politiker der Grünen wird nicht sagen, wie toll doch Atomkraft ist, gleichwohl sie (momentan) ein notwendiges Übel ist. Ein Therapeut fürchtet die Gegenfrage: "Finden sie es denn gut, wenn kleine Kinder kiffen?" Es ist eine moralische Sackgasse und man braucht schon verdammt viel Charisma und Eier in der Hose, damit eine Bejahung von Cannabis glaubwürdig wirkt.
Radulf
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Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von Radulf »

Leider kreist die öffentliche Cannabis-Diskussion immer wieder um die Themen Sucht und Jugendschutz. Cannabis spielt aber kaum eine Rolle im System der Suchttherapie. Das ist einer der Gründe warum sich diese „Experten“ mit Cannabiskonsum nicht auskennen und es mit Heroin- und Alkoholabhängigkeit in einen Topf werfen.

Suchtexperten sind sich nicht einig über die Ursachen und Entstehung von Sucht.

Wie in diesem Thread bereits erwähnt ist hier teilweise der berufliche Background verantwortlich. Psychiater scheinen immer noch eher äußere Faktoren zu betonen, z.B. die Wirkung „abhängigkeitserzeugender Substanzen“ für die Entstehung einer Sucht verantwortlich zu machen.
Heutzutage überwiegen aber psychodynamische Erklärungsmodelle und die Entstehung von Abhängigkeiten wird durch seelische Ursachen erklärt. Diese können durch äußere Bedingungen wie schwere Traumata, sexuellen Missbrauch und Gewalt erzeugt werden. Überwiegend dürften aber eher unspektakuläre Entwicklungsstörungen eine Sucht verursachen.
Besonders wichtig finde ich hier die psychoanalytischen Suchttheorien. In der neueren Psychoanalyse werden Süchte mit präödipalen (frühkindlichen) Störungen in Verbindung gebracht.
Das heißt: Es gibt so etwas wie eine seelische Veranlagung zur Sucht. Ein normal gesunder Mensch wird nicht zum Alkoholiker nur weil es im Laden nebenan ein Schnapsregal gibt.
Er kann sich so oft besaufen wie er will, irgendwann lässt er es einfach wieder, wenn er genug gekotzt hat und was Besseres zu tun hat.

Obwohl Stoffe wie Alkohol, Heroin und Benzos eine körperliche Abhängigkeit mit schwersten Entzugserscheinungen erzeugen können, werden nachweislich die wenigsten Leute davon süchtig. Das gilt erst recht für Cannabis, welches keinen solchen schlimmen Entzug verursachen kann. Auch wenn unser „Freund“ Dr. Thomasius und seine Mitstreiter das Gegenteil behaupten: Auch nach jahrelangem, starken Konsum von Cannabis gibt es keine schweren Entzugserscheinungen.

Aber auch was die seelische Abhängigkeit betrifft, ist Alkohol um ein Vielfaches gefährlicher als Cannabis. Alkohol ist der Seelentröster Nr. 1. Alkohol wirkt enthemmend und angstlösend. Beim Saufen vergisst man die Sorgen. Wer unter Hemmungen und Schüchternheit leidet fühlt sich im Suff stark und frei und mutig usw. Deswegen gibt es einen großen Anteil suchtgefährdeter Problemtrinker. Selbst Suchtexperten reden manchmal so, als hätte Cannabis eine ähnlich Wirkung wie Alkohol. Hat es aber nicht. Es wirkt zwar körperlich etwas entspannend, aber durch die typische, leicht psychedelische Wirkung ist es als Mittel zur Realitätsflucht nur bedingt geeignet. (Vielleicht eher als Flucht hin zur Realität, nicht weg von der Realität) ;)

Im Gegensatz zum Alkoholrausch ist die Cannabis-Wirkung im Allgemeinen mit einer gesteigerten Sensibilität und erhöhten Wahrnehmung der eigenen Gedanken und Gefühle verbunden. Menschen die unter Ängsten leiden oder sich Sorgen machen, werden sich mit Cannabis kaum wohl fühlen, denn die Wirkung wird wahrscheinlich deren Ängste und Sorgen verstärken. Und dann lassen sie es beim nächsten Mal und holen sich lieber ein Bier. Also auch die Gefahr einer seelischen Abhängigkeit von Cannabis ist deutlich geringer als bei Alkohol. Welcher Therapeut kennt sich damit schon aus?

Im Suchtbereich können neben Ärzten und Psychologen auch Sozialarbeiter und Sozialpädagogen therapeutisch arbeiten. Diese sind wesentlich besser ausgebildet als Ärzte, wenn es darum, geht soziale Gegebenheiten und Problemfelder zu beurteilen. Bereits im Grundstudium beschäftigen sie sich mit Soziologie, Psychologie, Recht und Politik und lernen möglichst unabhängig und vorurteilsfrei zu handeln und verschiedene Blickwinkel einnehmen zu können. Und, wie in diesem Thread schon erwähnt, sind viele von Ihnen für eine vernünftige, liberale Drogenpolitik, besonders wenn sie in der niedrigschwelligen Drogenarbeit arbeiten.

Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Ich zitiere mal kurz aus einem Artikel, den Maximilian Plenert in diesem Forum für einen Artikel gepostet hat:
„…Christian Fenn ist gegen die Freigabe von Haschisch, Marihuana, Extasy. Der Sozialpädagoge ist seit 1998 Streetworker bei der Bad Kissinger Drogenhilfe Kidro. Er weiß, wovon er spricht. Würde man Rauschgift liberalisierten, würde das suggerieren, dass diese Drogen "harmlos" sind. Das sei ein "Spiel mit dem Feuer". Er hat zu mehr als 200 Konsumenten regelmäßig Kontakt, trifft etwa ein Dutzend pro Tag…“

(Und die Moral von der Geschicht‘: Fix keine Haschtabletten nicht..)

Grausam, wenn ich den Artikel lese könnte ich mich total aufregen. So ein schwachsinniges Gefasel ist eine Blamage für die ganze Sozialpädagogen-Zunft. In diesem Artikel werden die Auswirkungen von sozialer Verwahrlosung, wie sie oft mit Alkohol- und Heroinabhängigkeit verbunden sind in einem Atemzug mit Cannabis genannt. Der Typ hat keine Ahnung! Ich dachte immer, niedrigschwellige Drogenarbeit ist gleich akzeptierende Drogenarbeit.

Es gibt also Drogenberater die an das Einstiegsdrogenmärchen glauben und sich für die unnötige polizeiliche Verfolgung Ihrer eigenen Klienten einsetzen, denen sie eigentlich helfen sollen. Wie pervers ist das denn? Unprofessionell ist es auf jeden Fall.

Andere Einrichtungen, z.B. Krisenhilfe Bochum (das sind ganz alte Kämpfer auf diesem Gebiet) wissen was Sie tun und können Heroin von Hanf unterscheiden. (Vielleicht können wir ja mal jemanden von der Drogenberatung befragen? Ich habe leider kaum Zeit für sowas…)

Wenn es schon bei den Streetworkern solche Bildungsdefizite gibt, wie sieht es dann erst in der abstinenzorientierten Therapie aus? Das betrifft Cannabis nur indirekt, hier geht es um Alkohol, Medikamente und Heroin. Wenn ich mich recht erinnere haben die Suchtkliniken einige Probleme: Ein hoher Anteil an unfreiwilligen Patienten und sehr hohe Rückfallquoten. Auf den ersten Blick hört sich „Therapie statt Strafe“ ja ganz gut an. Statt in den Knast einzufahren bekommt ein Süchtiger eine Bewährungsauflage „Therapie“. Das ist aber eindeutig ein Zwang unter Androhung einer Freiheitsstrafe. Soweit ich weiß muss er bei der Aufnahme in die Klinik dann aber unterschreiben, dass er freiwillig teilnimmt. Er wird also gezwungen, freiwillig eine Therapie zu machen! (Oder? Schlagt mich tot wenn’s nicht stimmt)

Durch den hohen Anteil an Unfreiwilligen herrscht in den Suchtkliniken jedenfalls teilweise eine knast-ähnliche Atmosphäre, und es will keine rechte Therapiestimmung aufkommen.

Auch wenn es nicht Hanf sondern eher Heroin betrifft: Eine allgemeine Entkriminalisierung von Drogenkonsum könnte hier zu einer Entlastung führen, weil durch den Wegfall eines großen Teiles der Beschaffungskriminalität der Anteil an freiwilligen Patienten steigen könnte. Das wäre ein Argument, dass Therapeuten interessieren dürfte. Sie können dann besser arbeiten und die Klinik hätte eine bessere Quote.

Die Rückfallquote soll bei Drogentherapien höher sein als bei Alkohol. Wenn die legale Verfügbarkeit einer Droge ein Rückfallrisiko wäre, müsste es umgekehrt sein, angesichts der Allgegenwart von Alkohol!
Eine Liberalisierung wird sicherlich nicht den Therapie-Erfolg gefährden, im Gegenteil!

Ein weiteres Problem der abstinenzorientierten Arbeit könnte sein, dass die Therapeuten die strengen Regeln, die unter der Käseglocke eine therapeutischen Gemeinschaft gelten (und gelten müssen), auf die Real-Welt außerhalb der Klinik übertragen.

Und noch was: Viele Therapeuten (verzeiht mir, liebe Therapeuten) wählen Ihren Beruf, um die gestörten, co-abhängigen Beziehungen aus Ihrer Herkunftsfamilie fortzusetzen.

Eine weitere Gruppe von „Helfern“ sind möglicherweise religiöse oder politische Fanatiker. Es gibt z.B. evangelikale Christen (verzeiht mir liebe Christen), die sehen aus wie Späthippies aber Ihre Ansichten entsprechen teilweise denen der rechtskonservativen Amerikaner. Sie halten die Evolutionstheorie für widerlegt und werden uns demnächst beweisen, dass die Erde eine Scheibe ist. Ich vermute, dass sie im sozialen Bereich überdurchschnittlich häufig vertreten sind.

Ich befürchte, professionelle Suchthelfer sind schwer zu überzeugen. Ihre berufliches Ansehen, Ihr Job, Ihr Bankkonto hängen davon ab. Sie werden kaum zugeben, jahrelang unprofessionell gearbeitet zu haben und weiterhin das Einstiegsdrogenmärchen verkünden.

Man muss hier glaube ich beharrlich sachlich argumentieren. Die Suchtkliniken und sozialen Einrichtungen sind auf das Wohlwollen der Politiker, der Therapie-Kostenträger und der Spender angewiesen. Man muss deutlich machen, welchen Schaden die Prohibition anrichtet und das diese auf unprofessioneller Ignoranz wissenschaftlicher Erkenntnisse und Vorurteilen beruht.

Der Mythos „Einstiegsdroge“ war, soweit ich weiß, niemals Bestandteil ernst zu nehmender wissenschaftlicher Erkenntnisse der Suchtforschung. Und dieser Käse hält sich hartnäckig seit -zig Jahren.
Ein Suchtexperte, der solche längst widerlegten Theorien vertritt ist kein Experte, sondern ein Kurpfuscher.
fireship
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Registriert: Mi 15. Feb 2012, 13:30

Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von fireship »

Also ich muß sagen das ich das Glück habe
einen sehr fortschrittlichen Facharzt für Psychiatrie
und Psychotherapie kennengelernt zu haben. Kurz
meine Bio. Ich habe eine genetisch bedingte schwere
Stoffwechselerkrankung die habe ich seit meiner Geburt.
Wenn man nichts anderes kennt wird man das als
Normalzustand empfinden. Dieser Arzt hat keine
Einwände gegen meinen Cannabiskonsum, ihm
Gegenteil, es scheint so zu sein das durch den
Konsum von Cannabis der Stoffwechsel zumindest
bei mir reguliert wird. Das schlimmste was mir bei
meiner Erkrankung passiert ist war der Einsatz von
Psychopharmaka innerhalb von 4 Wochen war ich
schwerst abhängig, mit unglaublichen Nebenwirkungen
bis hin zu eindeutigen Suizidgedanken. Gott sei dank
habe ich Cannabis kennengelernt und das war das beste
was mir passieren konnte. Ich konsumiere seit 30 Jahren
Cannabis und mir geht es gut dabei. Ich war in der Lage
wieder am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
In der Zeit meines regelmäßigen Konsum habe ich 3 Berufe
gelernt und meine Kinder großgezogen. Ohne Cannabis
wäre das nicht möglich gewesen. Allerdings habe ich mir
Regeln aufgestellt kein Konsum tagsüber sondern nur abends.
Natürlich stehe ich damit der Pharmaindustrie nicht mehr als potentieller
Kunde zur Verfügung was letztlich auch ein Grund für die Kriminalisierung ist.
Übrigens hat mich meine Oma mich davon überzeugt Cannabis zu probieren,
sie konnte es nicht mehr mit ansehen.
Ihr Mutter also meine Uroma bekam Cannabis als Medizin gegen ihre
schweren Depression und damit verbundener Essstörung.


PS: Natürlich bin ich auch ein Genusskonsument, logisch oder
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GraswegKobold
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Registriert: Do 8. Mär 2012, 12:06

Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von GraswegKobold »

Psychiater mit rein medizinischer Vorbildung scheinen also zu keiner Selbstdiagnose fähig? Immerhin sollte doch auch ihr Studium für solch eine Diagnose ausreichen. Die meisten darüber im Netz diskutierenden haben schliesslich auch weder den einen noch den anderen Werdegang zum Herrn Doktor erlernen dürfen und kommen trotzdem auf solche Gründe.
CosmicWizard
Beiträge: 389
Registriert: Fr 10. Feb 2012, 15:38

Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von CosmicWizard »

Naja, bei vielen fehlt eben die cannabisbezogene Aufklärung.
Radulf
Beiträge: 269
Registriert: So 4. Mär 2012, 12:49

Re: Überzeugung von Therapeuten

Beitrag von Radulf »

Kleine Kostprobe aus einem Lehrbuch für Suchttherapeuten:

"Seit der Legalisierung kleiner Mengen Cannabis in Deutschland hat sich anscheinend unter Jugendlichen der Hanfkonsum fest etabliert."
(Klaus W. Bilitza, Psychodynamik der Sucht, S.176)

Diese Aussage stimmt hinten und vorne nicht.
Außerdem stellt er die von Ihm vertretene psychodynamische Suchttheorie damit lächerlicherweise in Frage.

Demnach wird jemand nicht süchtig, weil er Genußmittel konsumiert, sondern er konsumiert zuviel Genussmittel, weil er süchtig ist.

Das ist auch meine Meinung.

Wir alle haben täglich immer wieder mit Dingen zu tun, von denen Menschen abhängig werden können.
Alkohol, Tabak, Kaffee, Fernsehen, Internet, Essen, Glückspiel, Arbeit, Sex, Beziehungen,... und und und.
Trotzdem wird nur ein kleiner Teil süchtig. Die Verfügbarkeit von Suchtstoffen spielt sehr wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle bei der Entstehung Sucht.

Dr. Thomasius hat in einem ähnlichen Beitrag als Ursache für den angeblich gestiegenen Cannabis-Konsum den Begriff "gestiegene Griffnähe" verwendet. :roll:
Das ist doch konzentrierte Volksverdummung!

Was kann man da machen? Ich dachte schon Buchrezensionen zu schreiben. Aber dazu müßte ich die Bücher erstmal komplett lesen.
Ich habe halt total wenig Zeit. Und teilweise ist das ganz schön anspruchsvoll. Und ich Frage mich ob es überhaupt Sinn hat, sich mit diesen Leuten zu befassen. :?
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