Die beste Argumentationshilfe ist m.E. die Tatsache, dass die
Strafverfolgung in jedem Falle schädlicher ist als der Konsum. Hausdurchsuchungen und Gefängnisaufenthalte sind ganz sicher schädlicher als das Kiffen selbst. Ebenso ist
Führerscheinverlust oft existenzbedrohend. Je nach Beruf und Arbeitsstelle.
Die Auswirkungen der oft folgenden Arbeitslosigkeit nach Haft oder Führerscheinentzug, in Verbindung mit Harz IV, Armut und damit einhergehender schlechter Ernährung und sozialer Isolation, sind ganz sicher gravierender als der Cannabis-Konsum.
Was bei der ganzen Diskussion immer außen vor gelassen wird, ist, das auch dann, wenn Cannabis Schäden anrichtet, dies keine Rechtfertigung für die Kriminalisierung und Strafverfolgung großer Bevölkerungsteile sein kann. Es fehlt jeglicher Beleg dafür, dass die Prohibition überhaupt irgendetwas verbessert hat. Es gibt Gutachten über Schäden, die durch Cannabis verursacht werden können, aber wo ist das Gutachten, welches belegt, dass die Prohibition überhaupt irgendeinen positiven Effekt hat? Die Ausbreitung der Droge hat sie jedenfalls nicht verhindert, statt dessen hat sie der Mafia Tür und Tor geöffnet. Wo ist das Gutachten über die Schäden, die die Prohibition anrichtet? Ausufernde Kriminalität, zerstörte Existenzen und Familien nach Gefängnisaufenthalten und Hausdurchsuchungen, Arbeitsplatzverlust wegen Führerscheinentzug etc.
Selbst wenn Cannabis Schäden verursacht - wieso sollte man jemanden strafrechtlich verfolgen? Jeder hat das Recht sich selbst zu schädigen, durch zu viel Zucker und zu wenig Bewegung, durch zu viel Alkohol und Nikotin, durch riskante Sportarten wie Skifahren, durch riskantes Motorrad fahren etc. Jeder darf sich selbst schädigen. Wieso wird hier ein Unterschied gemacht?
Es gibt keine Indizien dafür, dass die aktuell in Deutschland praktizierten Freiheitbeschränkungen irgendwelche positiven Auswirkungen haben. Nicht die Cannabiskonsumenten, sondern diejenigen, die Cannabiskonsumenten staatlicherseits verfolgen, müssen ihr Handeln rechtfertigen.
ISD-Gutachten zu Cannabis rechtfertigt KEINE Freiheitsbeschränkung
Argumentationskette ad absurdum
https://krautinvest.de/isd-gutachten-zu ... hraenkung/
Einstiegsdroge:
Da praktisch jeder zuerst Alkohol und Nikotin konsumiert hat, bevor er das erste mal Cannabis probiert, sind also Alkohol und Nikotin die Einstiegsdrogen. Oder Coca-Cola, oder Muttermilch, je nach dem was man zuerst konsumiert hat...
Wer behauptet Cannabis sei eine Einstiegsdroge, hat den Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation nicht verstanden. (
https://praxistipps.focus.de/kausalitae ... ert_124914)
Cannabis ist keine Einstiegsdroge, sondern eine Ausstiegsdroge für Heroinabhängige. Viele Ex-Junkies schaffen es mit Hilfe von Cannabis den Opiaten fernzubleiben. Ohne Cannabis hätten wir viel mehr Heroinabhängige mit entsprechend schlimmen Folgen, wie Beschaffungskriminalität, Prostitution und genereller Verelendung. Eine Suchtverlagerung von Opiaten auf Cannabis ist sicher wünschenswert.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Alkohol und andere harte Drogen:
Bundespsychotherapeutenkammer «Alkohol ist deutlich gefährlicher als Cannabis»
https://www.zeit.de/news/2022-06/09/alk ... s-cannabis
Demotivation:
Und nein. Cannabiskonsumenten sind nicht apathisch und demotivert:
Wie Cannabis die Motivation und Reaktion auf Belohnungen beeinflusst
https://www.heilpraxisnet.de/naturheilp ... 912565679/
"Studie widerlegt das Klischee des faulen Cannabiskonsumenten
Die weit verbreitete Vorstellung von faulen, antriebslosen Cannabis-Konsumentinnen und -Konsumenten scheint laut einer aktuellen Studie nicht zuzutreffen. Auch die Reaktion des Gehirns auf Belohnungen wird durch den Cannabis-Konsum nicht beeinträchtigt."
Auswirkungen auf Alkohol-und Medikamentenkonsum:
In US Bundesstaaten in denen Cannabis legalisiert wurde, ist der Alkoholkonsum stark zurück gegangen. Ebenso der Konsum von Schmerz-, Schlaf-, Beruhigungsmitteln und Psychopharmaka.
Alkohol:
Sorge ums Monopol beim Rausch - US-Alkoholindustrie kämpft gegen Cannabis
https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Alkoh ... 99796.html
Legales Kiffen könnte Alkoholbranche zusetzen
https://www.pressetext.com/news/legales ... etzen.html
US alcohol consumption falling as cannabis use increases
https://www.healtheuropa.com/alcohol-co ... ses/94421/
Pharma:
Weshalb fürchtet die Pharmabranche Cannabis als Medizin?
https://blogs.taz.de/drogerie/2016/11/1 ... s-medizin/
Ist die Cannabis-Legalisierung das Ende für Pharma-Aktien? Neue Studie prognostiziert Milliardenverluste
https://www.finanztrends.de/ist-die-can ... nverluste/
Angst ums Geschäft - So blockieren Pharma-Firmen die Cannabis-Legalisierung
https://www.focus.de/gesundheit/ratgebe ... 34486.html
One striking chart shows why pharma companies are fighting legal marijuana
https://www.washingtonpost.com/news/won ... marijuana/
How Many Prescriptions Are Replaced by Cannabis? Canada Study Explores an Answer
https://www.leafly.com/news/science-tec ... als-canada
Daher rettet eine Legalisierung Menschenleben, denn niemand stirbt an Cannabis, aber sehr wohl an:
https://www.google.de/search?q=ibuprofe ... f%C3%A4lle
und an
74 000 Alkoholtote pro Jahr in Deutschland
https://www.welt.de/welt_print/wissen/a ... hland.html
Problem-Nation Deutschland trinkt zu viel
https://www.augsburger-allgemeine.de/wi ... 34197.html
"Eine Studie der Universität Greifswald, die 2002 einen weiteren Blickwinkel wählte, kam auf fast 80.000 Alkohol-Opfer."
Führerschein:
Man will keine bekifften Autofahrer? Was für eine Heuchelei! Wieso sind Hausärzte eigentlich nicht generell verpflichtet, jegliche Verschreibung von Schmerz-, Schlaf-, Beruhigungsmitteln und Psychopharmaka unmittelbar an das Straßenverkehrsamt zu melden? Wieso müssen Patienten die solche Medikamente regelmäßig nehmen, nicht den Führerschein abgeben? Weshalb gibt es ein Mindestalter für den Führerschein, aber kein Höchstalter? Wieso dürfen hochbetagte Greise, die vom Hausarzt mit Medikamenten zugedröhnt wurden, noch am Straßenverkehr teilnehmen? Wieso hat die Pharmaindustrie mit viel Aufwand Schnelltests für THC entwickelt, aber keine für Benzodiazepine, Barbiturate, Psychopharmaka, Antidepressiva & Co.?
Fragen über Fragen...
Man stelle sich vor, man würde Senioren/innen ebenso wie Cannabiskonsumenten (oder vermeintliche Cannabiskonsumenten) aus dem Straßenverkehr oder vor dem Konzert herauswinken und zur Urinprobe bitten, wo ein Beamter/in den Betroffenen während des Urinierens auf die Genitalien schaut, damit die Urinprobe bloß nicht gefälscht wird: "So, Frau Kowalski, dann lassen sie doch mal die Hosen runter. Meine Kollegin passt schon auf sie auf. Und gut zielen, wir wollen hier schließlich keine Sauerei!"
Für Cannabiskonsumenten leider Alltag:
Urintests bei Verkehrskontrollen
https://hanfverband.de/nachrichten/news ... llen-video
Entwürdigende Urin-Screenings auch bei der MPU
https://hanfverband.de/nachrichten/news ... ei-der-mpu
Kanada: Keine höheren Unfallzahlen seit Freigabe von medizinischem Cannabis
https://www.presseportal.de/pm/127381/3688563
Psychose:
Substanzinduzierte Psychose
https://de.wikipedia.org/wiki/Substanzi ... nnabinoide
"Inwieweit Cannabinoide Psychosen auslösen können, ist abschließend nicht geklärt, ein ursächlicher Zusammenhang ist bislang noch nicht gefunden worden."
...
"Ob Cannabis Schizophrenie auslöst, ist umstritten,[16] die Internationale Klassifikation der Krankheiten hat dafür keinen Code vorgesehen, auch ist die Kausalkette unklar.[19][18] Weiterhin ist der Cannabiskonsum seit 1960 stark angestiegen, jedoch blieb die Zahl der Schizophreniefälle relativ konstant.[20][21][22][16] Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Cannabiskonsum bei bestimmten Personen das Risiko der Ausbildung einer Schizophrenie erhöhen oder den Verlauf einer bestehenden schizophrenen Erkrankung verschlechtern kann."
Nein, Cannabis verursacht nicht per se Psychosen. Auch nicht bei langem, regelmäßigem Gebrauch. Wenn das stimmen würde, dann würden in Ländern in denen traditionell eine große Masse der Männer kifft (Marokko, Teile von Indien, Nepal, Bangladesh, manche Regionen Afrikas etc.) nur noch Psychotiker rumlaufen. Nein, Cannabis
kann, u.U. bei Menschen mit einer genetisch bedingten, latent vorhandenen Psychose, diese aktivieren und auslösen. Ja, das ist möglich, betrifft jedoch nur einen winzig kleinen Teil der Bevölkerung und es gibt auch eine Reihe anderer Ereignisse die diese latent vorhandenen Psychosen auslösen können, z.B. starker emotionaler Stress. Man kann also davon ausgehen, dass zumindest manche dieser sgn. "Cannabispsychosen" irgendwann auch durch ein anderes Ereignis ausgelöst worden wären. Auch hier müsste man fragen, ob es sich um eine Kausalität handelt, oder eher um eine Korrelation.
Darüber hinaus finde ich die mediale Dauerbeschallung mit den Buzzwords "Cannabis" & "Psychose" befremdlich, wenn mir Karneval dann wieder dieses Lied aus dem Radio entgegenplärrt:
"Da steht ein Pferd auf dem Flur, lal, ein richtiges Pferd, lal...
Da besingt jemand eine Alkohol induzierte Psychose (
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Alkoholhalluzinose), in der jemand Halluzinationen entwickelt und ein Pferd auf dem Flur sieht und wir schunkeln alle dazu. Und am nächsten Morgen, wenn man seinen Kater (welch verharmlosendes Wort für die Vergiftungssymptome) mit rezeptfreien Schmerzmitteln aus der Apotheke kuriert hat (
https://www.google.de/search?q=ibuprofe ... nt=gws-wiz), schlägt es einem dann wieder aus den Medien entgegen: "Cannabis", Psychose".
Die Legalisierung von Cannabis hat laut einer Zwillingsstudie auch keine relevanten Auswirkungen auf psychiatrische Störungen
http://www.cannabis-med.org/german/bull ... php?id=664
Und so etwas hier muss endlich aufhören:
Krebspatient muss für Cannabis-Anbau vor Gericht
https://www.merkur.de/lokales/ebersberg ... 11292.html
Und auch das der
Cannabiskonsum in den USA nach der Legalisierung
gestiegen sei, ist ebenfalls
nicht richtig:
USA: Kiffen in der Legalität
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/ ... -1.4516024
Mafia:
Der ausufernde Schwarzmarkt ist in meinen Augen ein besonders großes Problem. Erstens werden hier oft massiv gesundheitsschädliche Sachen verkauft (Faserhanf mit synthetischen Cannabinoiden oder Cannabis mit giftigen Streckmitteln o.ä.). Zweitens entsteht ein immer größer werdendes mafiöses Umfeld, in dem große Geldmengen umgesetzt und dann auch für andere kriminelle Aktivitäten weiterverwendet werden. Das ist keine Entwicklung die man sich wünschen sollte. Siehe Holland. Menschen-, Waffen- und Drogenhandel sind miteinander verquickt. Und die einzige Lösung die ich sehe, ist die Befriedigung der gewaltigen Nachfrage, mittels lizensiertem staatlichem Anbau im großen Stil, in Kombination mit legalem Eigenanbau. Das ist das Einzige, was den mafiösen Schwarzmarkt austrocknet, denn am Markt gibt es einen gewaltigen Bedarf. Und wie man weiß, bedingt eine große Nachfrage ein großes Angebot. Es stellt sich lediglich die Frage, ob diese Nachfrage durch den legalen, oder durch den illegalen Markt bedient wird.
Da das Gras aus staalichem Anbau im Verkauf für viele viel zu teuer sein wird, muss privater Eigenanbau im kleinen Stil legalisiert werden. Nur so verschwinden die großen Lagerhallen mit tausenden Pflanzen in denen z.B. die Hells Angels mit Hilfe vietnamesischer Sklaven in ehemaligen Luftschutzbunkern (
https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/woche ... d-25326335) Gras anbauen.
Durch den privaten Eigenanbau wird wahrscheinlich auch ein Schwarzmarkt entstehen. Aber der wird ganz anders und nicht mafiös sein. Wenn jeder vier Pflanzen anbauen darf und dann der eine oder andere illegal seine Freunde mitversorgt und denen gelegentich ein paar Gramm verkauft, ist das ganz sicher weniger schädlich für die Gesellschaft, als der oben geschilderte Fall der Hells Angels.
Auch Kleindealerei ist nicht O.K., aber vergleichbar mit der Hartz IV beziehenden Putzfrau, die der Nachbarin für ein paar Euro schwarz, illegal den Flur putzt, im Vergleich zu großen Baufirmen, die hunderte illegale Arbeiter aus Osteuropa ausbeuten und im Bauwagen schlafen lassen.
Einen Schwarzmarkt wird es auch nach einer Legalisierung geben, aber keine mafiösen Strukturen mehr, die mit Cannabis Milliarden verdienen und dieses Geld unmittelbar in andere kriminelle Aktivitäten investieren, z.B. in Waffen- und Menschenhandel oder Terrorismus.
Den illegalen Verkauf wird man nie ganz loswerden, die mafiösen Banden schon. Wenn man nicht legalisiert und es den mafiösen Strukturen überlässt die gewaltige Nachfrage zu bedienen, wird aus Deutschland ein Narkostaat wie Holland werden. Vielleicht auch schlimmer. Deutschland hat viel mehr Einwohner als Holland und daher sind hier die Gewinnaussichten für die Mafia größer. Immer mächtigere Kartelle werden sich für uns interessieren und so etwas kann ganz böse ins Auge gehen:
Bis zu 70.000 Tote in Mexikos Drogenkrieg
https://www.derstandard.at/story/135546 ... rogenkrieg
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Irgendwo in Deutschland, am 05.07.22, Grünzeugs