pepre hat geschrieben: ↑Do 11. Mai 2023, 16:08
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Ich frage mich, woher dieses Gebot zur "Enthaltsamkeit" kommt (jenseits von Anslingers Kampagne). Ist das noch ein Ausdruck der Weltanschauung des religiösen Puritanismus? "Leben ist Leid, Mühsal und Ehrfurch vor Gott, Freude und Erlösung gibt es nur im Himmel." Und/oder ist es einfach eine Auswirkung von "Wer Macht hat wird sie mißbrauchen"? À la "Wir verbieten es, weil wir es können. Basta!" Oder ist es für die Entscheider - allesamt bestenfalls egozentrierte Workaholics mit Sendungsbewußtsein - schlicht vollkommen unvorstellbar und weit jenseits des eigenen Selbstbildes, dass jemand anderes nicht 24/7 für die Karriere arbeiten will, sondern sich lieber mal 'nen faulen Lenz gönnt? Verorten sie lebensfrohe Genußmenschen per se bei "bestenfalls dumm und schlimmstenfalls arbeitsscheues Gesindel"?
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Diese Frage glaube ich beantworten zu können - richtigerweise: auf die Antwort zu verweisen, die der Heilige Sigmund von der Neurose schon 1924 gegeben hat:
https://www.projekt-gutenberg.org/freud ... tel12.html
Es handelt sich um "moralischen Masochismus", einen aus dem Unbewußten andrängenden Zwang zum Verzicht auf "irgendetwas", worauf man ansonsten meint, einen guten Anspruch zu haben: "Glücksgüter" jeder Art. Dieser Zwang beruht, wenn ich den Meister, meinen Erlöser richtig verstanden habe, im wesentlichen aus ödipalen Schuldgefühlen, Ängsten vor Bestrafung, die von ihrem Ursprung losgelöst sind: man fühlt sich schuldig, aber weiß nicht warum. Man will irgendeine Buße tun, sich kasteien - aber weiß auch nicht warum. Deswegen finden alle möglichen Theorien, Ideologien, Ethiken und auch die "Erkenntnisse" der "demokratischen Wissenschaft" bereitwillig Glauben, die jenen moralischen Masochismus "rationalisieren", dh als ein Gebot der Vernunft darstellen und seine Richtigkeit "rational beweisen".
Wir sollen ja nicht nur auf "Drogen" verzichten, sondern auch auf Fleisch und tierische Produkte, der ubiquitär gewordene Neo-Ablasshandel der teils sehr aggressiven Anwerbung von "Spenden" und "Unterstützungen", der inflationäre Ruf nach "Regulierungen" etc etc findet hier seine tiefenpsychologische Ursache, genauso wie das Dogma vom "humaninduzierten Klimawandel", das ich als eine der para-religiösen Massenschizophrenien unserer Zeitläufte ansehe.
Dem moralischen Masochismus entspricht - ich gehe im folgenden über den o.g. Text von Freud hinaus - der moralische Sadismus als sein Spiegelbild, nicht anderes als beim sexuellen Sadomasochismus. Die moralischen Sadisten - meiner Einschätzung nach weniger als 5 % der Bevölkerung - sind diejeningen, die diese Bußübungen und Kasteiungen von anderen einfordern, ihnen auferlegen wollen: sie haben ihr eigenes Schuldgefühl auf die anderen projiziert. Es sind, sofern sie reüssieren, die Priester und ihre säkularisierten Nachfolger: Aktivisten, "demokratischen Politiker und Wissenschaftler", Journalisten, Influenza etc. Wenn diese Priester andere zur Bußfertigkeit gepredigt haben, dann haben sie für sich selbst "ihre Schuldigkeit" getan und brauchen sich an die Ge- und Verbote, die sie predigen, selbst nicht zu halten: Katholische Priester predigen sexuelle Enthaltsamkeit -und mißbrauchen ihre Schutzbefohlenen, die Bischöfin Käsmann predigt Verantwortung und Verzicht zugunsten blablabla und besäuft sich hemmungslos auf einer Party und rast mit ihrem Boliden mit 140 Sachen durch eine Großstadt, eine englische "Corona-Expertin" fordert drastischste Einschränkung von privaten Sozialkontakten und fährt zu einer Party mit ihren Freunden - und das sind nur die Fallgruppen, die in "den Medien" allgemein bekannt geworden sind.
Und dann gibt es noch die meiner Meinung nach widerlichste Gruppe der "moralischen Sadomasochisten" - im aktuellen Therapeutenjargon "aggressiv-passive Narzissten", die sich einerseits den jeweils aktuellen Kasteiungen willig unterwerfen und andererseits jeden mit glühendem Haß verfolgen, der diese Unterwerfung nicht mitvollziehen will. Das internet ist geradezu verseucht von diesem Typus, dem etwa 5- 10% der Bevölkerung ausmachen dürften. Es sind die Spießer, "Gutmenschen", "Ehrenamtlichen", die Leute, die jedem Raucher auf der Straße "Rauchen tötet!" zurufen, jedem Radler auf der Straße durchs heruntergelassene Autofenster anbrüllen: "Radweg benutzen !" undsoweiter undsofort ...
Der große Rest fällt unter jenen moralischen Masochismus, den man als Normalzustand des "psychisch unauffälligen" Menschen ansehen kann.