Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

pepre
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von pepre »

Südhesse hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 12:28 Die Promillegrenze wurde erst 2001 auf 0,5 Promille gesenkt. Vorher war diese bei 0,8.
Ja, und von 53 bis 73 war sie bei 1,5‰, und noch früher gab es gar kein Limit. So what? Inwiefern tangiert dies mein Argument, dass sich die Gesetzgeber in Persona unter ein, zwei oder drei Glas Bier/Wein/Schnaps etwas vorstellen können?
Übrigens hat sich der ADAC immer gegen weitere Senkungen des Promillewerts eingesetzt.
Klar, sieh dir die Vorstands-Gestalten doch nur mal an... :roll:

Das Problem ist doch: wer kann sich persönlich etwas unter ng/ml vorstellen? Also ich nicht. Die Rauschwirkung differeriert ja auch von Sorte zu Sorte durchaus erheblich. - Außerdem glaube ich zu wissen, dass Kiffer eher übervorsichtig fahren, wenn sie breit sind. ;)

Das Problem sind wahrscheinlich eher die Polytoxer (und das sind nicht wenige). Da findet sich bei Unfallgeschehen ja quasi immer THC im Blut. Am Unfall Schuld ist aber höchstwahrscheinlich eher das Koks/Meth/Amph/whatever. - Aber differenzierte Polytox-Untersuchungen habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen.
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Hans Dampf
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von Hans Dampf »

Es gibt aus einem der amerikanischen Bundesstaaten eine Untersuchung, die mittels tausender Daten festgestellt hat, das es bei reinem Cannabiskonsum zu keiner signifikanten Erhöhung von Unfällen kommt. Bei Alk und Mischkonsum dagegen schon.
Und noch weitere Studien mit kleinen Teilnehmerzahlen untermauern diese Beobachtung.
Jeder der „Experten“ sollte dies wissen und tut dies vermutlich auch.

Es geht dem prohibitionistisch Lager daher niemals um eine wissenschaftliche oder gar faire Beurteilung von Fakten, sondern dahinter liegen mMn deutlich andere Agenden. Welche kann man nur vermuten, aber alleine die Forderung nach mehr Kontrollen nach einer Legalisierung, zeigt schon eine Richtung auf.

Der Staat und seine Untertanen. Von einer echten Zivilgesellschaft oder gar Demokratie sind wir noch weit entfernt.
"Das Schöne an der Mitgliedschaft im DHV ist dass man nichts tun muss außer zahlen und die Legalisierung trotzdem voranbringt. Aktiv mit-Menschen reden und sie offen für Neues zu machen erzeugt aber die größte Wirksamkeit für eine L. hier in D."
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von Südhesse »

Cookie hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 16:55 Bist Du wirklich der Meinung, dass ein Vorschlag, den der ADAC macht / machen wird, die Politik so sehr beeinflusst? Ist vergleichbar mit dem Positionspapier einzelner Organisationen zur Legalisierung. Ich habe von manchem maßgeblichen Politiker schon 5ng oder mehr gehört. Aber auch das sind natürlich nur Meinungen...
Ich denke schon, dass der ADAC einiges an Macht besitzt, besonders wenn es um konservative Dinge geht. Und immerhin fordern die den Status Quo beizubehalten.
pepre hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 16:55 Ja, und von 53 bis 73 war sie bei 1,5‰, und noch früher gab es gar kein Limit. So what? Inwiefern tangiert dies mein Argument, dass sich die Gesetzgeber in Persona unter ein, zwei oder drei Glas Bier/Wein/Schnaps etwas vorstellen können?
Sorry pepre, sollte so nicht rüberkommen. Klar, 0,5 Promille, finde ich, sind gesunder Menschenverstand. Absolut einhaltbar, nicht spießig aber auch nicht sonderlich gefährlich.
pepre hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 16:55 Das Problem ist doch: wer kann sich persönlich etwas unter ng/ml vorstellen? Also ich nicht. Die Rauschwirkung differeriert ja auch von Sorte zu Sorte durchaus erheblich.
Ja, man kann sich da sehr schlecht was drunter vorstellen. Eigentlich so gut wie gar nix wenn man ehrlich ist.
Mich würde glatt mal interessieren wie das bei mir selber ist. Ich spiele schon mit dem Gedanken meinen Hausarzt mal um einen Test zu bitten :lol:

Allerdings liest man ja oft (auch hier im Forum) mit welchen Werten irgendwelche Prohibitionsopfer ihren Führerschein verloren haben. Da sind oft genug weit mehr als 3 ng im Spiel. Trotz großen Abständen zwischen Konsum und Fahren, mit Schlaf.
Hans Dampf hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 17:33 Es gibt aus einem der amerikanischen Bundesstaaten eine Untersuchung, die mittels tausender Daten festgestellt hat, das es bei reinem Cannabiskonsum zu keiner signifikanten Erhöhung von Unfällen kommt. Bei Alk und Mischkonsum dagegen schon.
Und noch weitere Studien mit kleinen Teilnehmerzahlen untermauern diese Beobachtung.
Jeder der „Experten“ sollte dies wissen und tut dies vermutlich auch.

Es geht dem prohibitionistisch Lager daher niemals um eine wissenschaftliche oder gar faire Beurteilung von Fakten, sondern dahinter liegen mMn deutlich andere Agenden. Welche kann man nur vermuten, aber alleine die Forderung nach mehr Kontrollen nach einer Legalisierung, zeigt schon eine Richtung auf.

Der Staat und seine Untertanen. Von einer echten Zivilgesellschaft oder gar Demokratie sind wir noch weit entfernt.
So sehe ich das leider auch. Wahrscheinlich reibt sich TÜV/DEKRA schon die Hände ob des großartigen Geschäfts.
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

Südhesse hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 17:43 ...
Ja, man kann sich da sehr schlecht was drunter vorstellen. Eigentlich so gut wie gar nix wenn man ehrlich ist.
Mich würde glatt mal interessieren wie das bei mir selber ist. Ich spiele schon mit dem Gedanken meinen Hausarzt mal um einen Test zu bitten :lol:
Kommt auf dein Konsummuster und deinen Stoffwechsel an. Täglich mehrfacher Konsum kann dazu führen dass Du auch mehrer Wochen nach dem letzten Konsum noch über den 1ng/ml liegst.
Als Dauerkonsument hast Du eben einen gewissen "Grundspiegel" und durch den Stoffwechsel gelangen auch immer wieder geringe Mengen aktives THC in die Blutbahn.
(Natürlich so wenig dass Du dadurch nicht wieder berauscht wirst, aber eben genug um über die Nachweisgrenze zu liegen)
Südhesse hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 17:43 Allerdings liest man ja oft (auch hier im Forum) mit welchen Werten irgendwelche Prohibitionsopfer ihren Führerschein verloren haben. Da sind oft genug weit mehr als 3 ng im Spiel. Trotz großen Abständen zwischen Konsum und Fahren, mit Schlaf.
Das trifft aber mMn nur auf Heavy User zu. Ich kenne keine Zahlen aber ich mutmaße jetzt mal dass die meisten die ihre Fahrerlaubnis mit Werten zwischen 1 und 3 ng/ml verlieren, also vor allem Gelegenheitsuser.
Lange Rede kurzer Sinn ein Grenzwert von 6ng/ml im Serum bzw. 3ng/ml im Vollblut würde das Problem schonmal massiv entschärfen.
Glaube nur nicht dass der kommen wird.

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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von M. Nice »

HabAuchNeMeinung hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 18:41 ... und durch den Stoffwechsel gelangen auch immer wieder geringe Mengen aktives THC in die Blutbahn.
(Natürlich so wenig dass Du dadurch nicht wieder berauscht wirst, aber eben genug um über die Nachweisgrenze zu liegen)

my2cents
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Ich habs irgend wann schon mal gepostet, das metabolisierte (verstoffwechselte) THC, das sich in den Fettzellen absetzt/ablagert/einlagert ist nicht mehr aktiv (weil Abbauprodukt). Wie könnte sich also das Abbauprodukt wieder zu aktiven THC umwandeln?

Wenn ich das einem Prohibitionisten erzähle, dann freut der sich und sagt, ich habs ja schon immer gewußt, die Kiffer sind auch dicht wenn sie nix konsumiert haben, schießt ja immer neues THC in die Blutbahn.
Rauchst du zwei Stund Hanf hinein, wirst du müd und schläfst bald ein!
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

Ich weiss dass wir das Thema schon mal hatten und wir werden da auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Bleib Du bei deiner Meinung, ich bleib bei meiner.
...
Es gibt keine klare Antwort darauf, wie lange THC im Körper bleibt. Das ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt vom Fitnessniveau, der Stoffwechselrate, der Ernährung und sogar vom Geschlecht und der ethnischen Zugehörigkeit ab. Ein weiterer großer Faktor für den Nachweis von THC im Körper ist die Sorte die jemand konsumiert (hat). Einige Cannabissorten können viel potenter sein und einen höheren THC-Gehalt als andere haben. Auch bei den verschiedenen Arten von Drogentests gibt es Unterschiede, wie lange THC nachgewiesen werden kann.
Nicht jeder verstoffwechselt THC auf die gleiche Weise. Da sich THC im Fettgewebe des Körpers ablagert, bedeutet dies, dass Menschen mit einem höherem Körperfettanteil mehr THC und THC-Metaboliten als eine dünnere Person speichern. Sobald sich THC im Fettgewebe abgelagert hat, wird es nur sehr langsam aus dem Körper ausgeschieden. Abhängig davon, wie viel Marihuana konsumiert wurde, kann es für Wochen, wenn nicht sogar Monate dort gespeichert werden.
Wie lange THC nachgewiesen werden kann, hängt auch davon ab, wie oft Du Cannabis konsumierst. Bei regelmäßigen Konsumenten bleiben die Stoffwechselprodukte viel länger im Körper als bei denjenigen, die nur gelegentlich rauchen.
Eine im Jahr 2001 durchgeführte Studie mit 52 Freiwilligen ergab, dass die durchschnittliche Zeit, nach der THC aus dem Körper einer Person ausgeschieden ist, 4,9 Tage beträgt. Einige Freiwillige in der Studie hingegen benötigten dafür bis zu 18 Tage. Bei den regelmäßigen Konsumenten in der Studie war der Test eine viel längere Zeit positiv – bis zu 12 Tage....
https://www.zamnesia.com/de/blog-wie-la ... stem-n1775
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von M. Nice »

Bei den regelmäßigen Konsumenten in der Studie war der Test eine viel längere Zeit positiv – bis zu 12 Tage....
Ganz klar:
Durch die größere Aufnahmemenge, wegen der regelmäßigen Einnahme, dauert es natürlich länger bis es verstoffwechselt wird (bis aktives THC abgebaut wird) und kein aktives THC mehr im Blut nachgewiesen werden kann.

Wär interessant was Dr. med. Grotenhermen oder Prof. Dr. med. Kirsten Müller-Vahl zu diesem Thema sagen können. Vielleicht kann das dadurch dann endgültig geklärt werden.

Hat jemand Kontakt zu den beiden?
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M. Nice
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von M. Nice »

Mal als Anhaltspunkt.
Verbrauch, täglich 1g (mit ~20% THC Gehalt), >24 H vor der Blutabnahme kein Cannabis genommen.

Hier ist das Ergebnis:

https://hanfverband-forum.de/viewtopic. ... 653#p91653
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von pepre »

Pharmakologisch betrachtet:
  • THC flutet schnell an, und wird dann metabolisiert oder ausgeschieden. (Halbwertszeit)
  • Ein Teil des THCs wird zu THC-COOH metabolisiert.
  • Der THC-COOH Spiegel steigt also in dem Maß an, wie THC metabolisiert wird.
  • Gleichzeitig hat THC-COOH eine eigene Halbwertszeit (die deutlich länger ist als die von THC).
  • Beide Stoffe sind lipophil, d.h. beide werden im Fettgewebe eingelagert.
  • Die Einlagerung ist ein langsamer Vorgang: es findet sich deshalb dort mehr THC-COOH als THC.
  • Das Fettgewebe selbst hat auch so etwas wie eine "Halbwertszeit", deshalb werden dort eingelagerte Stoffe wieder frei gesetzt. Bei Diäten dementsprechend schneller.
Es ist komplex... 🤪 Aber daraus ergibt sich:
  • für die Beurteilung einer akuten Rauschwirkung taugt nur der THC-Spiegel.
  • THC-COOH ist irrelevant, wenn Hanf legalisiert wird.
Falls hohe THC-COOH-Konzentrationen gemessen werden, lässt sich daraus nur schließen, dass es sich um einen Gewohnheitskiffer handelt (oder eine Diät greift). Dementsprechend müsste man vom gemessenen THC-Spiegel den THC-Grundspiegel (Fettfreisetzung, s.o.) des Getesteten abziehen! :shock: Das ist wohl kaum praktikabel.

Ebensowenig praktikabel ist es (leider), aus dem Verhältnis von THC und THC-COOH auf die Zeit zurückzuschließen, die seit dem Konsum vergangen ist. Theoretisch ist das zwar möglich, aber da funkt schlicht die Fettfreisetzung - insbesondere bei Dauerkonsumenten - dazwischen. Mit Meßreihen ließe sich zwar auch das eingrenzen, aber das ist zu viel Aufwand (aka zu teuer) und dennoch mit zuviel Unsicherheit behaftet. (Man bräuchte einen hydrophilen und lipophoben Metaboliten des THCs [mit langer Halbwertszeit], damit das funktioniert.)

Es wird vernüftigerweise nichts anderes übrig bleiben, als den THC-Spiegel zu bestimmen, ab dem eine Fahrbeeinträchtigung (Unfallszunahme) statistisch signifikant belegbar ist, - ganz analog zum Alkoholspiegel.

Ja, doof, dass sich Hanf und Alkohol von Rauschwirkung, Rauschdauer und Halbwertszeit unterscheiden, zum Nachteil von THC. Damit werden wir aber leben müssen. Aber es geht, wenn die Legislative ein halbwegs realistisches THC-Limit setzt. Da sind wir aber sicher bei größer 10ng/ml. Vor allem, wenn man die Polytoxer aus der Unfall-Statistik herausnimmt.
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

Also wenn ich mir die Fragen so ansehe, die diskutiert werden sollen hab ich keine große Hoffnung das da was realistisches rauskommt.
Schließlich soll die Frage beleuchtet werden, ob die Diskussion um einen Grenzwert für das Strafund Ordnungswidrigkeitenrecht nicht überflüssig erscheint, zumal wegen der fahrerlaubnisrechtlichen Folgen die Sicherheit des öffentlichen Straßenverkehrs hinreichend geschützt ist.
https://deutscher-verkehrsgerichtstag.d ... K%20II.pdf
:roll:
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von Südhesse »

HabAuchNeMeinung hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 10:37 ...
Also wenn ich mir die Fragen so ansehe, die diskutiert werden sollen hab ich keine große Hoffnung das da was realistisches rauskommt.
Naja, Du musst dir nur mal die Typen anschauen die da sitzen. Das ist halt ein Treffen der Konservativen.
https://www.goslar.de/images/wirtschaft ... htstag.jpg

Glücklicherweise werden da allerdings auch keine Gesetze in Stein gemeißelt.
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ein paar altbekannte Fakten

Beitrag von freifahrt »

Bei uns hier, mit der meinungsbildenden Nordwest-Zeitung wurde das mit den Grenzwerten am 28.01.2006 unter der Überschrift:

„Kampf gegen Alkohol auf See“

versteckt.

Weiter hieß es dort:

„Drogengrenzwerte für Autofahrer seien bedenklich. Es ist schwer, sie zu überprüfen.“

und der Artikel schließt dann mit:

„Mit der Ein-Nanogramm-Grenze werde zudem „bei dem einen oder anderen der Eindruck hervorgerufen, man kann munter kiffen, wenn man unter diesem Wert bleibt“, kritisierte Generalbundesanwalt Kay Nehm, der auch Präsident der Deutschen Akademie für Verkehrswissenschaft ist. Der ADAC warnte ferner eindringlich davor, in der Entscheidung der obersten Richter zu den Grenzwerten „ein Signal für eine erlaube Drogenfahrt zu sehen“.“



Mal ein kurzer Rückblick auf diese ominöse, recht willkürliche „Ein-Nanogramm-Grenze“.

Nicht nur im Gutachten vom 21.08.2001

VERKEHRSWISSENSCHAFTEN
AN DER UNIVERSITÄT WÜRZBURG
Prof. Dr. Hans-Peter Krüger Center for Traffic Sciences
zu dem Fragenkatalog 1 BvR 2062/96, 1 BvR 1143/98

spricht und belegt man ganz andere Werte:
„ Interessant sind die Unterschiede nach der THC-Konzentration.
Während für Konzentrationen bis 2 ng/ml der auch aus den anderen Studien bekannte Befund
einer Risikominderung erhalten bleibt, wird für höhere Konzentrationen eine Risikoerhöhung
gefunden, die in der Größenordnung des Risikos von Alkoholisierungen bis etwa 0.5 Promille
BAK entspricht.“

Im Deutschen-REITOX-Bericht 2003 (Drogensituation 2002) vom 29.10.2003 heißt es sogar:
15.2.2 Autounfälle unter Cannabiseinfluss
In einer „Roadside“ Studie, in der eine repräsentative Stichprobe von Autofahrern auf
verschiedene Substanzen hin getestet wurden, war bei 0,57% der überprüften Fahrer
Cannabis, in 5,48% der Fälle Alkohol nachweisbar. Die Vergleichwerte für Opiate lagen bei
0.15-0.62% (Heroin, Codein). Nur eine von 2.017 Proben wies Cannabis tatsächlich in
Mengen (>40 ng/ml) auf, die eine akute Leistungseinschränkung bedeutete (Krüger, Schulz
& Magerl 1998). Die Studie legt eine eher vorsichtige Bewertung von Cannabisrisiken im
Straßenverkehr nahe. Allerdings hat sich seit der Erhebung der Konsum von Cannabis in der
Bevölkerung noch einmal deutlich erhöht.
Noch einmal bitte, Nur eine von 2.017 Proben wies Cannabis tatsächlich in
Mengen (>40 ng/ml) auf, die eine akute Leistungseinschränkung bedeutete (Krüger, Schulz
& Magerl 1998).


Und noch heute wollen sich da „die Experten“ um halbe Nanogramms streiten??!!!, obwohl Leistungseinschränkungen erst ab einem 40 (vierzig) Fach höheren Wert eintreten.

Säuft man aber die „richtige Droge“ – überhaupt kein Problem, ein fettes Prost und ab geht die sogar offiziell abgenickte Fahrt im legalen Drogenrausch – ein freies Land für freie Säufer!
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

Südhesse hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 16:01 ....
Glücklicherweise werden da allerdings auch keine Gesetze in Stein gemeißelt.
Ja das Foto hab ich auch gesehen. Wobei ich auch nicht anders aussehe wenn ich einen Kundentermin habe :oops:
Allerdings befürchte ich, daß Du den Einfluss des VGT unterschätzt. Wäre nicht das erste mal daß deren Empfehlungen Gesetz werden. Und da Herr Wissing wahrscheinlich in seinem Ministerium wieder keinen findet, der sowas in ein Gesetz giessen kann (ok... Ich weiss das war der andere Vogel von der FDP) stehen die Chancen nicht schlecht daß genau deren Vorschlag auch so übernommen wird.
:o
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Re: ein paar altbekannte Fakten

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

freifahrt hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 18:06 ...
Und noch heute wollen sich da „die Experten“ um halbe Nanogramms streiten??!!!, obwohl Leistungseinschränkungen erst ab einem 40 (vierzig) Fach höheren Wert eintreten.
Säuft man aber die „richtige Droge“ – überhaupt kein Problem, ein fettes Prost und ab geht die sogar offiziell abgenickte Fahrt im legalen Drogenrausch – ein freies Land für freie Säufer!
Ist halt Politik....
Die denken an die KINDER eins11!
Besoffen jemanden tot fahren ist kein Problem, da kannste danach noch Verkehrsminister in Bayern werden, aber mit Hanf im Blut bist Du quasi ein :twisted:

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Beitrag von Parade »

HabAuchNeMeinung hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 18:57 Besoffen jemanden tot fahren ist kein Problem, da kannste danach noch Verkehrsminister in Bayern werden,
Und das war der damalige CSU-Generalsekretär
aber mit Hanf im Blut bist Du quasi ein :twisted:
Brauchen die nicht welche um von ihrem eigenen Drogengebrauch abzulenken, diesen als weniger schlimm dazustellen? Könnten die einen Grund haben am Status Quo etwas zu ändern?
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Martin Mainz
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von Martin Mainz »

freifahrt hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 18:06 Noch einmal bitte, Nur eine von 2.017 Proben wies Cannabis tatsächlich in
Mengen (>40 ng/ml) auf, die eine akute Leistungseinschränkung bedeutete (Krüger, Schulz
& Magerl 1998).
Naja, nach der Formulierung heißt das nicht, daß Werte unter 40 nicht auch eine akute Leistungseinschränkung bedeuten können.
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von Freno »

Man sollte sich vielleicht mal darüber klar werden, daß solche Grenzwerte immer und notwendigerweise einen gewissen Grad an Willkür beeinhalten: weil es nämlich "wirklich" und für alle Fälle objektiv geeignete Grenzwerte nicht gibt und nicht geben kann. Das haben wir schon beim Alkohol zur Genüge erfahren können. Es gibt immer irgendwelche "Studien", die in die eine oder andere Richtung weisen, irgendwelche "Experten", die vor irgendwas ganz Schrecklichem warnen oder irgendwas fordern und eine unglaubliche Menge von Rumgepöbel. Im Grunde unterscheidet sich das Rumgepöbel, die "Experten" und die "Studien" überhaupt nicht: manche meinen so, manche meinen so.

Die Promille-Grenzen beim Alkohol entstammen der Feder des Bundesgerichtshofs. "Die Demokratie" hat sich um die Festsetzung solcher Grenzen jahrzehntelang gedrückt. Aber man kann sich fragen, ob das nicht letztlich ein Segen gewesen war. Die Justiz bekommt die "Täter" und die Umstände ihrer Straftaten ganz unmittelbar mit und kann auf die sich stets verändernden gesellschaftlichen Umstände flexibeler reagieren, als "die Politik".

Man wird - vielleicht - irgendwelche Grenzwerte "in Gesetzesform gießen" und festschreiben wollen, aber es wird Verfassungsbeschwerden dagegen geben, Vorlagebeschlüsse usw usw. Es wird ein recht dynamischer Prozeß werden - genauso wie beim Alkohol - der zwar in ruhige Phasen kommen kann, aber niemals letztlich abgeschlossen wird.

"Alkohol im Straßenverkehr" war lange Zeit "überhaupt kein Thema", weil Kfz nur für Reiche erreichbar waren und alleine schon von daher die Unfälle sehr selten. Mit dem Einsetzen der Volxmotorisierung ab den 1950er Jahren änderte sich das, die ersten Grenzwerte wurden - in der BRD - vom Bundesgerichtshof festgesetzt und periodisch nach unten verschärft. In der DDR dagegen galt recht bald ein absolutes Alkoholverbot am Steuer, was bei der notorischen ostzonalen Sauferei auch sehr richtig gewesen war.

Nunmehr steht "Cannabis im Straßenverkehr" vor der Tür und niemand kann wissen, wo die Reise hingeht. Mit der - eventuell doch noch erfolgenden - Legalisierung wird auch die Zahl der Unfälle zunehmen, bei denen Cannabis eine Rolle spielt oder spielen könnte. Die Kriminalisierung von Cannabis hat auch Vorteile: besonnene Kiffer vermeiden es peinlich, sich "breit" ans Steuer eines Kfz zu setzen, weil immer noch weitaus mehr droht, als "Flensburger Punkte" oder Fahrverbote. Mit der Legalisierung reduziert sich das Risiko jedoch, die Bereitschaft, "breit" zu chauffieren wächst und ebenso wächst die Zahl der Konsumenten.

In welche Richtung das alles gehen wird, ist letztlich Lesen im Kaffeesatz. Erst die Praxis kann "taugliche" Grenzwerte ermitteln und den sich stets ändernden Verhältnissen anpassen.

Zu den sich ändernden Verhältnissen gehört aber auch die rasante Entwicklung der "E-Mobilität". Bei "Kfz" denken wir immer noch zuerst an Autos und Motorräder, aber heute haben wir es mit ebikes, e-scootern und einer Reihe von anderen elektrisch beschleunigten Verkehrsmitteln zu tun: es gibt elektrische "Einräder", Skateboards mit Elektroantrieb und bald wird es sicher auch inliner mit Elektroantrieb geben. In 10-15 Jahren könnten elektisch betriebene Hubschrauber zum "Volkswagen 2.0" werden und da endet dann mein Vorstellungsvermögen, wie sowas ohne Massenkarambolagen in der Luft über einem Atomkraftwerk ablaufen könnte ...

Es ist letztendlich gleichgültig, welche Grenzwerte demnächst - möglicherweise - gesetzlich festgeschrieben werden. Diese Festschreibungen werden angegriffen und sehr wahrscheinlich in mittelfristigem Zeitraum in die eine oder andere Richtung verändert und wieder angegriffen werden.
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von freifahrt »

Martin Mainz hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 07:23
freifahrt hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 18:06 Noch einmal bitte, Nur eine von 2.017 Proben wies Cannabis tatsächlich in
Mengen (>40 ng/ml) auf, die eine akute Leistungseinschränkung bedeutete (Krüger, Schulz
& Magerl 1998).
Naja, nach der Formulierung heißt das nicht, daß Werte unter 40 nicht auch eine akute Leistungseinschränkung bedeuten können.
Nicht ich habe das formuliert, das war ein Zitat aus der Studie ;)

Ebenfalls wurde von mir zitiert:
Interessant sind die Unterschiede nach der THC-Konzentration. Während für Konzentrationen bis 2 ng/ml der auch aus den anderen Studien bekannte Befund einer Risikominderung erhalten bleibt, wird für höhere Konzentrationen eine Risikoerhöhung gefunden, die in der Größenordnung des Risikos von Alkoholisierungen bis etwa 0.5 Promille BAK entspricht.
Deswegen, also bis 2 ng/ml, formuliere ich aber noch lange KEINEN Zwang zum Cannabis-Gebrauch nur weil es das Risiko mindern würde.

So und jetzt formuliere ich analog zu diesem Zitat, bei höheren Konzentrationen als 2 ng/ml entsteht somit kein größeres Risikopotenzial, also keine höhere akute Leistungseinschränkung als vergleichsweise bei 0,499 ‰ Alkohol.

Wie man dem link zum Verkehrstag entnehmen kann, soll dort aber ebenfalls beraten werden, ob ein Grenzwert denn überhaupt sinnvoll wäre, denn die Vergangenheit hätte ja gezeigt die Verkehrssicherheit ist prima ohne Grenzwert ausgekommen – sprich, die Erkenntnisse eines Konsums reichen aus um dich aus dem Straßenverkehr auszuschließen, Streitpunkt Grenzwert ist dann ganz schnell erledigt.
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Martin Mainz
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von Martin Mainz »

Der Rainer mal wieder..

DPolG warnt Gesetzgeber vor Gleichbehandlung mit Alkohol

In Berlin erklärte DPolG Bundesvorsitzender Rainer Wendt:
Eine Erhöhung des (ohnehin umstrittenen und bislang nicht gesetzlich verankerten) THC-Grenzwertes für die Annahme einer Drogenfahrt wäre ein Signal an Fahrzeugführende, dass der Konsum von Drogen und die Teilnahme am Straßenverkehr miteinander zu vereinbaren sei. Das Gegenteil ist der Fall! Die politisch beabsichtigte Freigabe von Cannabis wird unweigerlich zu einer steigenden Zahl von Fahrten unter Drogeneinfluss führen. Mit einer Grenzwertänderung bzw. –festsetzung würde der Gesetzgeber eine zunehmende Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer billigend in Kauf nehmen.“
...
Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden unter dem Einfluss anderer berauschender Mittel hat sich zunächst von 1975 bis 1990 nur wenig verändert; sie stieg in dieser Zeit um 5,6 % (von 323 auf 341 Unfälle mit Personenschaden). In den Jahren von 1991 bis 2020 stieg die Zahl der Unfälle mit Personenschaden unter dem Einfluss anderer berauschender Mittel dagegen stärker und hat sich mehr als verfünffacht (von 434 auf 2.393 Unfälle).


Quelle: https://celler-presse.de/2022/08/16/can ... t-alkohol/
Ehrenamtlicher Foren-Putzer

Wenn ich einen Fehler gemacht habe, bitte einfach eine PN an mich :mrgreen:
Bitte seid nett zueinander - die Welt da draußen ist schlimm genug
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Re: Debatte THC Grenzwerte im Straßenverkehr

Beitrag von pepre »

freifahrt hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 23:20... sprich, die Erkenntnisse eines Konsums reichen aus um dich aus dem Straßenverkehr auszuschließen, Streitpunkt Grenzwert ist dann ganz schnell erledigt.
Die konservativen Juristen sind "Law & Order"-Ideologen. Je mehr Leute man unter der Knute halten kann, desto besser. In deren Weltbild sind Kiffer immer noch "der Feind" schlechthin: Hippies, die auf die Obrigkeit sch... ;) Das zeugt zwar von Lernresistenz und (bestenfalls) Alterstarrsinn, aber so ist es eben.
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