Aleã, da hast Du eine sehr guten Betrag geschrieben, den ich versuchen werde, so gut wie möglich zu beantworten.
Aleã hat geschrieben:Scheinbar je mehr um eine Droge debattiert wird, desto mehr unterschiedliche Begriffe gibt es, die die Diskussion behindern.
Das ist ein ganz normaler Vorgang in unserer Gesellschaft. Ich nenne es - in Abwandlung des alt-römischen Mottos:
"Verwirre und herrsche!"
Zuersteinmal sollte man wissen, dass sich der Begriff "Dronabinol" als Bezeichnung für "Tetrahydrocannabinol" in der Wissenschaftsprache der Medizin und Pharmakologie durchgesetzt hat.
Warum? So konnte man vermutlich am Anfang leichter in Anbetracht der stupiden Gesetzgebung darüber reden... (?)
=> Verwirre und herrsche!
Ferner sollte man sich, um die Dinge näher betrachten und "entwirren" zu können, etwas mit (organischer) Chemie und Strukturformeln auskennen.
THC hat die Summenformel: C21 H30 O2
21 Kohlenstoffatome, 30 Wasserstoffatome, zwei Sauerstoffatome
Nun sagt die Summenformel noch nichts über die "Lage im Raum" und die Art der Verbindungen aus.
Dafür gibt es die Strukturformel (siehe Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Tetrahydrocannabinol
Alles was diese Strukturformel hat heißt dann Dronabinol = THC
Die Strukturformel ist aber nur "2D" und beinhaltet somit nur die Art der Verbindungen und nicht die "Lage im Raum"
Spätestens hier wirds kompliziert... Kein Mensch weiß, was ein "Atom" wirklich ist... das könnt ihr mir jetzt Glauben oder selber versuchen, es herauszufinden... spätestens bei "Quantenmechanik" höhren die meisten auf, es näher wissen zu wollen
Die Wissenschaft behilft sich gerne mit dem Kalottenmodel, was zwar sehr hübsch aussieht, aber leider zu statisch ist, denn das gesamte Molekülgebilde "wabbert und vibiert" ständig, es schwingt und oszilliert. Und genau hier steckt meiner Meinung nach die "Information" drin, die bestimmt "von welchem Geist" dieses Molekül ist... aber das führt vom Thema weg!
Das
Kalottenmodel des THC kann man auf der Wikipedia-Seite ebenfalls finden.
Aleã hat geschrieben:
Woraus wird das THC in Marinol hergestellt? Ist es vollsynthetisch oder halbsynthetisch (aus Nutzhanf)?
Wenn man es schafft 21 Kohlenstoffatome, 30 Wasserstoffatome und zwei Sauerstoffatome im "Raum" so anzuordnen, wie in obigem Kalottenmodell angegeben ist, dann hat man per Definition Dronabinol=THC hergestellt. Und genau DAS machen die Pharmafirmen, wenn sie Marinol (=Handelsname) herstellen. Das ganze passiert mehr oder weniger im "Reagenzglas".
Dieses "THC-Molekül" hat nie eine Pflanze gesehen.
Es trägt folglich auch nicht die "Information" der Pflanze, schwingt und osziliert anders... wirkt aber ähnlich und hat die gleichen chemisch-physikalischen Eigenschaften.
Man spricht bei
Marinol von
voll-synthetischem THC
Aleã hat geschrieben:
Ist das THC im Marinol aus Deutschland importiertes (halbsynthetisches) Dronabinol?
Wenn ja: Bedeutet das, würde ein Patient hierzulande Marinol bestellen würde zuerst Dronabinol von Deutschland aus verschickt werden, in der USA in eine Kapsel gepresst und wieder zurück nach Deutschland zum Patienten?
Ich hoffe, dass die Antwort nun leicht fällt:
Nein, Marinol wird vollständig synthetisiert.
Das in Deutschland erhältliche
Rezepturarzneimittel "Dronabinol" (Anlage III BtmG) könnte auch aus einem natürlichen THC-Auszug angefertigt werden. Weil es aber in der BRD rechtliche Einschränkungen gibt, nimmt man den Umweg über Nutzhanf, dessen CDB über ein chemisch-physikalisches Verfahren in THC "umgelagert" und isoliert wird.
Bei diesem Verfahren handelt es sich um eine Teil-Synthese, da
ein "natürliches" Ausgangsmolekül über ein technisches (synthetisches) Verfahren
nur zum Teil verändert wird.
Wer nicht glaubt, dass ähnliche chemische Strukturformel nicht unbedingt ähnliche Wirkung bedeuten muss, dem rate ich, sich einmal mit der Biochemie von Fettsäuren zu beschäftigen:
Speziell mit
trans-Fettsäuren.
Einen Einstieg hierzu bietet hierfür folgendes 6min-Video:
Gefährliche Transfette im Essen